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Portugal mit Anlaufschwierigkeiten

Noch stehen nicht alle Teilnehmer und Songs fest, doch ein erster Blick in das 43 Nationen umfassende Starterfeld lässt darauf schließen, dass der Song Contest heuer recht bunt und sogar musikalisch abwechslungsreich geraten könnte. Österreichische Verbindungen gibt es in zwei Beiträgen. Und chaotisch verlief die Song-Auswahl ausgerechnet im Gastgeberland Portugal.

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Beim nationalen Vorentscheid zog sich der Sieger des zweiten Halbfinales, Diogo Picarra, nach Plagiatsvorwürfen aus dem Wettbewerb zurück. Der 27-Jährige hatte sich zunächst mit seinem Beitrag „Cancao do Fim“ durchgesetzt, in Sozialen Netzwerken wurde dann aber kritisiert, der Song erinnere frappant an Bob Culls Gospel „Open Our Eyes“. Picarra wies die Vorwürfe zurück, warf dann aber das Handtuch.

Schon beim ersten Halbfinale hatte es eine Panne gegeben: Der TV-Sender korrigierte die Endergebnisse und die Liste der Finalteilnehmer - allerdings erst am Tag nach der Sendung. Ein Mitarbeiter habe bei der Auswertung des Publikumsvotums die Ergebnisse per Hand falsch aufgeschrieben, hieß es. Nun tritt jedenfalls Claudia Pascoal mit der Ballade „O Jardim“ an.

Zoe goes San Marino

Einen Österreich-Bezug hat ausgerechnet der Beitrag von San Marino. Bisher fest in der Hand von Ralph Siegel ging man dort andere Wege und schrieb die Song-Suche international aus. In einem relativ undurchschaubaren Prozedere wurde dann die Gewinnerin gekürt. Mit dabei jedenfalls Österreichs Song-Contest-Vertreterin von 2016, Zoe Straub, und ihr Vater Christof.

Diese fuhren mit elf Kandidaten dann auch auf ein Song-Schreibe-Camp nach Österreich und waren an der Entstehung fast aller Titel mitbeteiligt. Zoe saß zudem in der Jury und wählte die Malteserin Jessika Muscat, die mit Hilfe der deutschen Rapperin Jenifer Brening die Nummer „Who We Are“ zum Besten geben wird.

Der tschechische Teilnehmer Mikolas Josef lebt in Wien, sein durchaus moderner Dancetrack „Lie to Me“ mit einer Trompete in der zweiten Hauptrolle wird in den einschlägigen Song-Contest-Blogs recht hoch gelobt.

Deutschland mit Ed-Sheeran-Klon

Deutschland schickt heuer Michael Schulte ins Rennen. Der 27 Jahre alte Norddeutsche gewann die Vorausscheidung mit dem seinem toten Vater gewidmeten Song „You Let Me Walk Alone“ souverän - wohl auch, weil der über YouTube bekannt gewordene Sänger optisch ein wenig, der Song relativ deutlich an den britischen Popstar Ed Sheeran erinnert.

Sänger Michael Schulte

APA/AFP/Jörg Carstensen

Michael Schulte tritt für Deutschland an

Deutschland wählte diesmal einen neuen Abstimmungsmodus, um das Song-Contest-Jammertal zu verlassen: 2015 und 2016 belegte der deutsche Beitrag den letzten Platz, im Vorjahr ging es mit dem vorletzten Rang nur mäßig bergauf.

Sozial engagiert

Auch sozial engagiert wird heuer wieder gesungen: Das französische Duo Madame Monsieur besingt in „Mercy“ beruhend auf einer wahren Geschichte das Schicksal eines nigerianischen Mädchens, das auf dem Rettungsschiff „Aquarius“ im Mittelmeer geboren wurde. Für Italien singen Ermal Meta und Fabrizio Moro mit „Non mi avete fatto niente“ gegen Terroranschläge an.

Die Geschwister Co Gfeller und Stee Gfeller treten als Zibbz für die Schweiz mit dem Song „Stones“ an, der sich gegen Onlinemobbing richtet: Heute sei nichts einfacher, als andere Menschen im Internet zu verletzen.

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Internationale Härte

Ein bekanntes Gesicht vertritt die Niederlande. Waylon nahm 2014 gemeinsam mit Ilse DeLange als The Common Linnets teil und musste sich nur Conchita Wurst geschlagen geben. Diesmal verzichtet er bisher auf den Hut und schlägt mit „Outlaw in Em“ rockigere Country-Töne an. Für harte Töne ist auch die ungarische Band AWS bekannt, mit „Viszlat nyar“ wird getestet, wie der Sound von Faith no More beim Eurovision-Publikum ankommt.

Überhaupt scheint der Song Contest heuer rockiger als sonst. Für Albanien probiert es Eugent Bushpepa mit „Mall“ mit härteren Klängen, „Goodbye“ der rumänischen Band The Humans ist so etwas wie eine Ballade im Schlafrock. Und auch Polens Gromee feat. Lukas Meijer sehen auf den ersten Blick wie eine Rockband aus, bei „Light Me Up“ ist dann aber auch einiges an elektronischem Geblubber zu hören.

Trash aus dem Norden

Überhaupt wird heuer versucht, mindestens zwei Genres in einem Song unterzubringen. Ins Auge sticht dabei etwa der ukrainische Teilnehmer Melovin mit „Under the Ladder“. Und sonst? Das sich sehr nahe stehende Duo Alfred & Amaia singt „Tu Cancion“ für Spanien, positiv sticht einmal mehr Belgien hervor. „A Matter of Time“ der Sängerin Sennek ist sicherlich einer der interessantesten Beiträge.

Nicht fehlen darf auch heuer wieder einiges an Eurodance, Ethnodance und schmachtenden Balladen, und - so viel lässt sich bereits sagen - auch der Trash-Faktor kommt nicht zu kurz: Dänemark schickt mit Rasmussen einen Wikinger, dessen stampfender Song „Higher Ground“ schon eine Reihe von Parodien inspiriert hat. In dieser Kategorie auch ganz vorne dabei ist die Finnin Saara Aalto mit „Monsters“.

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