Schnee legt Infrastruktur lahm
Die Kältewelle hat Europa weiter fest im Griff. Kälte, Schnee und Eis sorgen von Irland bis Italien für großflächige Verkehrsbehinderungen. Besonders betroffen sind die britischen Inseln: Dort steht das öffentliche Leben bereits seit mehreren Tagen praktisch still. Am Freitag musste sogar die Armee ausrücken.
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Nachdem Hunderte Autofahrer in Großbritannien die Nacht auf Freitag in ihren Autos verbringen mussten, rettete das Militär die Betroffenen. Teile der Autobahn M62, die Liverpool, Manchester und Leeds verbindet, seien auf „unbestimmte“ Zeit geschlossen, zitiert die BBC einen Sprecher der Polizei.
Es war der vierte Tag in Folge, an dem das öffentliche Leben in Großbritannien praktisch stillstand. Bahnbetreiber in England und Schottland halten ihre Strecken geschlossen, auch viele Bahnhöfe mussten aufgrund des Wetters schließen. So kündigte etwa der Londoner Bahnhof Waterloo an, alle Züge ab 20.00 Uhr (Ortszeit) zu streichen.

APA/AP/PA/Danny Lawson
Ein Mann befreit sein Haus im britischen Manchester von den Schneemassen
Flugverkehr in Irland steht bis Samstag still
Auch in Irland herrscht weiter Chaos. Die bereits am Donnerstag ausgerufene Warnstufe Rot wurde für viele Regionen zunächst beibehalten. Rund 24.000 Haushalte und Büros waren ohne Strom. Flüge von und nach Dublin und Cork wurden zumindest bis Samstag gestrichen - erst dann soll die Lage neu evaluiert werden. Auch alle Schulen des Landes blieben geschlossen.

Reuters/Clodagh Kilcoyne
In der irischen Hauptstadt Dublin stand der öffentliche Verkehr komplett still
Warnung auch vor Überflutungen
Die für das Wochenende angekündigte Entspannung bei den Temperaturen in Großbritannien könnte jedoch auch Gefahren bergen. Am Freitag warnten die Behörden vor Überschwemmungen in Küstengebieten im Südwesten und Nordosten Englands. Schon am Nachmittag waren Devon und Cornwall von ersten Überflutungen betroffen.
Während die Briten und Iren die Kältewelle als „Beast from the East“ („Die Bestie aus dem Osten“) bezeichnen, sprechen die Schweden von einer „Schneekanone“ und in den Niederlanden wird sie als „Sibirischer Bär“ bezeichnet. In Amsterdam können Menschen auf den zugefrorenen Grachten eislaufen.
Einschränkungen auf Brüsseler Flughafen
Schnee und Glätte schränkten auch den Flugverkehr am Brüsseler Flughafen vor dem Wochenende stark ein. „Verspätungen und sogar Stornierungen möglich“, teilte der Airport am Freitagabend auf Twitter mit. Wegen mangelnder Sicht und Glätte könne das Rollfeld nicht benutzt werden, sagte ein Flughafensprecher der belgischen Nachrichtenagentur Belga. Laut Website blieben Dutzende Maschinen auf dem Boden. Auf den belgischen Straßen sorgte das Winterwetter am Freitagabend laut Belga für mehr als 400 Kilometer Stau.
Verkehrsbehinderungen in Italien
In Italien sorgte vielerorts Glatteis für Probleme. Vor allem im Norden und in der Mitte des Landes gab es zahlreiche Unfälle. Die stark befahrene Autobahn zwischen Mailand und Bologna wurde zeitweise gesperrt. Auch in der Region Ligurien um Genua gab es weiter Probleme mit Glätte und Schneeregen. Zugverbindungen zwischen der Hafenstadt Genua und Mailand und Turin wurden eingestellt.

APA/AP/Antonio Calanni
Schnee nicht nur in Mailand: Das Wetter sorgte für zahlreiche Unfälle in Italien
Tote nach Lawinen, viele Erfrorene
Für viele ist die Kälte aber nicht nur eine Unannehmlichkeit, sondern eine Gefahr. Vor allem obdachlose Menschen sind von den Folgen der Kältewelle betroffen. In vielen ärmeren Regionen kostete die Kälte bereits Menschenleben. So berichtet die BBC von 23 Toten in Polen, die im Freien geschlafen haben. Mindestens neun Menschen sind in Tschechien gestorben.
Gefährlich ist es auch für Wintersportler. Am Freitag kamen mindestens vier Menschen bei einem Lawinenunglück in Südfrankreich ums Leben. Das Unglück habe sich außerhalb der Skigebiete in der Gegend von Entraunes nordwestlich von Nizza ereignet. Französischen Medienberichten zufolge waren die Opfer Skiwanderer. Schon seit mehreren Tagen gebe es in der Region ein erhöhtes Lawinenrisiko, denn es habe geschneit, und der Wind sei stark, berichtete der Nachrichtensender BFMTV.
Winterliche Verhältnisse auch außerhalb Europas
Auch die USA kämpfen mit Schnee und Frost. Ein kräftiger Wintersturm an der Ostküste der USA führte zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen. In der Hauptstadt Washington wurden am Freitag öffentliche Gebäude wegen des Wetters geschlossen, zahlreiche Regierungsbedienstete blieben zu Hause. Auch viele Schulen in östlichen Bundesstaaten blieben geschlossen.
Der Wetterdienst sagte für den Nordosten der USA schwere Regenfälle und Böen in Orkanstärke voraus. Der Wetterdienst nannte den Sturm für einige Gebiete Neuenglands ein „Ereignis auf Leben und Tod“. „Dies ist einer der extremeren Stürme der jüngsten Zeit“, erklärte der Katastrophenschutz von Massachusetts.
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