„66 Kinos“: Doku über Vertreter einer gefährdeten Art

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Genau 2.657 Zuschauer haben sich 2013 für Philipp Hartmanns Essayfilm „Die Zeit vergeht wie ein brüllender Löwe“ interessiert, den Hartmann auf einer monatelangen Deutschland-Tournee in 66 Kinos persönlich vorgestellt hat (und der auch bei der Viennale zu sehen war).

Als kreatives Nebenprodukt seiner Rundreise hat Hartmann die Doku „66 Kinos“ gedreht, in der einige dieser Kinomacher und ihre teils prunkvollen Säle, teils bescheidenen Schachtelkinos vorgestellt werden, mit der er derzeit durch Österreich tourt.

Der Preis der Freiheit

Quereinsteiger sind darunter, ein Kfz-Mechaniker, Cineasten mit unvergänglicher Liebe für den fast ausgestorbenen 35-Millimeter-Film.

Filmszene aus "66 Kinos"

Flumenfilm

Alle wirken sie pragmatisch genug, um sich den Erfordernissen der Branche anzupassen: der Umrüstung auf digitale Projektion, dem ständig wechselnden Programm, der Bedienung der Nischen durch Opernübertragungen aus New York, Service am Platz, Raucherlaubnis oder der Vermietung des Kinos für private Veranstaltungen.

Das Stück Freiheit, das die Betreiber der „66 Kinos“ vom schleswig-holsteinischen Meldorf bis zum bayerischen Bamberg sich erhalten haben, gibt es freilich nicht umsonst, zeigt der Film. Eigentlich sind sie ständig für ihr Kino da.

Kaleidoskop der Kinolandschaft

Hartmann kann mit seinem Film, bei dem er wieder fast alles selber gemacht hat, nicht in die Tiefe gehen und zeigt ein kaleidoskopartiges Bild der Kinolandschaft abseits der Multiplexe. „66 Kinos“ versteht sich nicht als wehmütiger Abgesang auf eine Branche. Eher als ein hoffnungsvolles Signal, wie sich am Beispiel von ein paar jungen Leuten in Berlin zeigt.

Filmszene aus "66 Kinos"

Flumenfilm

Als Hartmann sie besucht, sind sie gerade dabei, ein neues Kino mit drei Sälen zu planen. Heute hat sich ihr Kino namens „Wolf“ in Berlin-Neukölln tatsächlich etabliert.