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BIP-Vergleich und Gambel-Eiche

Mit Fragen zum Verhältnis der Bruttoinlandprodukte der Niederlande und Finnlands, zur Weltwirtschaft im 19. Jahrhundert, zu Blutdruckmitteln und Gambel-Eichen können schon vorab die Chancen in einem Onlinetest ausgelotet werden. Ab 8. März wird es für Hochschulabgängerinnen und -abgänger, die eine Karriere bei der EU anstreben, aber ernst.

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Dann startet das Europäische Amt für Personalauswahl (EPSO) die Bewerbungsfrist eines Aufnahmeverfahrens für „AD5-Generalisten“, einen begehrten Türöffner für eine Beamtenlaufbahn in der EU. Die in Brüssel als „Concours“ bekannten Auswahlverfahren gibt es zwar immer wieder. Nun werden aber universell einsetzbare „Generalisten“ der „Funktionsgruppe Administration“ („AD“) gesucht, in der EU-Beamte mit Hochschulabschluss tätig sind – und diese Chance bietet sich Interessierten höchstens einmal pro Jahr.

EPSO-Gebäude in Brüssel

ORF.at/Peter Prantner

Seit 2003 ist das EPSO der Ausgangspunkt für eine Karriere in EU-Institutionen

Skala von fünf bis 16

Die auch als Verwaltungsräte bezeichneten „AD“-Beamten befassen sich EPSO-Angaben zufolge „in der Regel mit der Erarbeitung politischer Strategien, der Anwendung des EU-Rechts sowie Analyse- und Beratungstätigkeiten“. Die streng hierarchisch gegliederte Karriereleiter reicht bis „AD16“. „Einstiegsbesoldungsgruppe für Hochschulabsolventen“ ist „AD5“.

„Keine Garantie“

Hat man sich einmal beworben, ist nicht nur die bestmögliche Leistung, sondern auch Geduld gefragt. So ist für die vom Vorjahr noch im Rennen befindlichen Anwärter erst Mitte Jänner die entscheidende Phase angelaufen, und ein Endergebnis wird nicht vor April erwartet. Als Preis winken 124 Plätze auf einer in der Regel ein Jahr gültigen „Reserveliste“, wobei die Anzahl von Jahr zu Jahr variiert und von EPSO erst im Laufe des Auswahlverfahrens bekanntgegeben wird.

Ziel sei EPSO zufolge „also nicht die Besetzung einer bestimmten Stelle, sondern die Bildung einer Reserve für künftigen Einstellungsbedarf“. Die Aufnahme in die „Reserveliste“ begründe weder ein Recht auf noch eine Garantie für eine Einstellung, worauf auch im Amtsblatt der Europäischen Union verwiesen wird. Und so wurden von den bisher letzten 159 erfolgreichen „AD5“-Bewerbern von 2015 bis heute nur 125 rekrutiert.

23.716 im Vorjahr am Start

Neben der Staatsbürgerschaft eines EU-Mitgliedslandes und einem Hochschulabschluss wird für eine Bewerbung unter anderem die Beherrschung mindestens zweier EU-Amtssprachen vorausgesetzt. In einer ersten Vorauswahl wird das regelmäßig mehrere zehntausend Bewerber umfassende Teilnehmerfeld erstmals gründlich ausgedünnt.

Multiple-Choice-Frage

Screenshot EPSO

Im Probetest finden sich auch exotisch anmutende Fragen. Eine dreht sich etwa um die Gambel-Eiche.

Das war, wie auf ORF.at-Nachfrage bestätigt, auch beim seit dem Vorjahr laufenden Rennen der Fall. Von den 23.716 zu den ersten Tests geladenen Kandidaten schafften es lediglich 2.218 in die nächste und von diesen schließlich 251 in die finale Runde. Dabei steht noch ein Assessement-Center mit „Fallstudie, mündlicher Präsentation, kompetenzbasiertem Gespräch und Gruppenübung“ auf dem Programm.

Erneut gilt es, „eines der besten Gesamtergebnisse“ zu erzielen. Mit Blick auf die große Bewerberzahl spricht EPSO vom fairsten Weg, Bewerber und Bewerberinnen auszuwählen. All jenen, die es nicht schaffen, biete sich zudem die Möglichkeit, es so oft zu versuchen, wie man will.

Buntes Angebot an „Vorbereitungsdiensten“

Auch wenn von EPSO mit Ausnahme von Probetests „weder Kurse noch Material zur Vorbereitung“ angeboten werden, besteht daran kein Mangel. Dafür reicht ein Blick auf das „Concours“-Vorbereitungsangebot in Brüssels Buchgeschäften und anderweitige Vorbereitungsmöglichkeiten. Neben einer Vielzahl kommerziell angebotener Kurse kommen in einigen Mitgliedsländern auch Unterstützungsangebote von offizieller Seite - in Österreich etwa durch „EU Job Information“ des Bundeskanzleramtes.

„Erste Anlaufstelle“

Als „erste Anlaufstelle“ organisiert EPSO Auswahlverfahren für unbefristete und befristete Jobs in EU-Institutionen, darunter neben Verwaltungsräten, Assistenten, Vertragsbediensteten und Bediensteten auf Zeit auch „Aushilfsleistungen“. Im Schnitt geht es um 70.000 Bewerbungen für rund 1.500 Stellen pro Jahr.

Andere, beispielsweise die „Nummer eins“ in Sachen EPSO-Vorbereitung (EU Training), die „größte Onlineplattform für EPSO-Training“ (EUTests) und der „führender Trainer für künftige EU-Beamte“ (ORSEU-Competitions), buhlen geradezu um EU-Karriereaspiranten. EU Training nennt dabei auch die Gründe, „warum Prüfungskandidaten scheitern“.

Häufig werde schlichtweg vergessen, warum das Auswahlverfahren „Concours“, also Rennen oder Wettbewerb, genannt wird: Ein gutes Ergebnis reiche noch lange nicht aus - es gelte, besser als andere zu sein und bis zuletzt motiviert zu bleiben. Nicht zuletzt könne der „Traum von der EU-Karriere“ aber wegen einer unstrukturierten oder zu spät begonnenen Vorbereitungsphase scheitern. Und hier kommen die in diversen Preisklassen, mit Lockangeboten garnierten und von „Fragenpaketen“ bis zum „persönlichen Coaching“ angebotenen „EPSO-Vorbereitungsdienste“ ins Spiel.

Weichenstellung mittels Praktika

Dabei stellen viele Bewerber schon lange zuvor erste Weichen - neben der Suche nach hilfreichen Kontakten etwa auch mittels Praktika, die vielfach gleich einen Vorgeschmack auf die komplexen EU-Aufnahmeverfahren liefern. Diese werden bei Praktika von den einzelnen EU-Institutionen selbst durchgeführt.

„Die erfolgreichen Bewerber werden nach ihren im Bewerbungsformular angegebenen Leistungen ausgewählt“, heißt es dazu etwa beim Europäischen Rat. Nach den Worten der Kommission winkt „die Möglichkeit, praktische Berufserfahrung in einem internationalen und multikulturellen Umfeld“ zu erlangen, und „nicht zuletzt eine große Bereicherung“ für die weitere Karriere.

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