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Inspiration von US-Initiative

Nach dem Vorbild ihrer US-Kolleginnen setzen nun auch die britischen Schauspielerinnen ein deutliches Zeichen gegen sexuelle Belästigung. Inspiration hätten sie durch die vor rund einem Monat in den USA gestartete Initiative „Time’s Up“ („Die Zeit ist um“) bekommen.

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„Time’s Up“ will der Belästigung von Frauen in der Filmindustrie und im amerikanischen Berufsalltag ein Ende setzen. Die Initiative wird von Hunderten Hollywood-Künstlerinnen unterstützt, darunter etwa Natalie Portman, Meryl Streep und Cate Blanchett. Begonnen hatte die Debatte über sexuelle Ausbeutung nach dem Skandal rund um den bekannten Hollywood-Filmproduzenten Harvey Weinstein.

Dieser soll mehr als hundert Frauen sexuell belästigt und einige von ihnen vergewaltigt haben. Seit Bekanntwerden des Falls im Oktober vergangenen Jahres wurden Missbrauchsvorwürfe gegen Dutzende weitere Mitarbeiter der US-Filmindustrie sowie gegen Politiker, Medienvertreter und Wirtschaftsbosse erhoben.

„Unangenehmer Witz“

An die US-Initiative „Time’s Up“ wollen nun die britischen und irischen Schauspielerinnen anknüpfen. Anlässlich der Vergabe der britischen Filmpreise (British Academy Film Awards, BAFTA) Sonntagabend in der Londoner Royal Albert Hall erschien in der Zeitung „The Observer“ am Sonntag ein offener Brief, der von fast 200 britischen und irischen Schauspielerinnen unterzeichnet worden war. Darin wird gegen sexuelle Übergriffe und ungleiche Bezahlung protestiert. Neben Emma Thompson, Kate Winslet, Kristin Scott Thomas und Keira Knightley zählte auch die als Hermine in Harry Potter bekannt gewordene Schauspielerin Emma Watson zu den Unterzeichnerinnen.

Keira Knightley

Reuters/Mike Segar

Keira Knightley ist eine von fast 200 Unterzeichnerinnen des Protestbriefs britischer Schauspielerinnen

„Lasst uns 2018 zu dem Jahr machen, in dem die Zeit für sexuelle Belästigung und Missbrauch um ist“, stand in dem offenen Brief. Kritisiert wird in dem Brief, dass „wir noch in der jüngeren Vergangenheit in einer Welt gelebt haben, wo sexuelle Belästigung ein unangenehmer Witz, ein unvermeidbarer, unangenehmer Teil des Lebens als Mädchen oder Frau gewesen ist. (...) 2018 scheinen wir in einer Welt wach geworden zu sein, die reif ist für Veränderungen“, so der Brief: „Wenn wir diesen Augenblick wirklich nutzen, können wir eine Spur im Sand zu Stein werden lassen.“

Auch außerhalb des Filmbusiness

Die Unterzeichnerinnen des offenen Briefs wollen ihr Engagement nicht nur auf das Filmbusiness beschränken und erinnern an die Solidarität, die Tausende Frauen mit den Frauen in der Unterhaltungsindustrie gezeigt hätten. Diese Bewegung sei größer als nur die Filmbranche.

„Kurz vor den BAFTAS, wo sich unsere Industrie feiert und ehrt, hoffen wir diesen enormen Moment der Solidarität über alle Grenzen hinweg zu feiern, um daraus eine internationale Bewegung zu formen. (...) Die Wahrheit ist: Wir sind alle Arbeiterinnen, und egal, ob wir im Rampenlicht oder im Schatten agieren, unsere Stimmen zählen. Mit unseren vereinten Stimmen können wir andere wachrütteln.“

Eine Million Euro von Emma Watson

Zugleich riefen die Unterzeichnerinnen zu Spenden für einen neuen Hilfsfonds in Großbritannien auf, die Opfer von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz unterstützen soll. Watson spendete bereits eine Million Pfund (rund 1,1 Mio. Euro) und ermöglichte damit die Gründung des Fonds. Die Schauspielerin hatte sich bereits als UNO-Sonderbotschafterin für Frauenrechte eingesetzt.

Britische Schauspielerin Kristin Scott Thomas

Reuters/Peter Nicholls

Die Schauspielerin Kristin Scott Thomas, hier bei der BAFTA-Verleihung, unterzeichnete den offenen Brief ebenfalls

„Es ist einfach, Belästigung und Missbrauch auf ein oder zwei sehr böse Männer abzuschieben. Aber die britischen Statistiken weisen auf ein viel größeres, strukturelles Problem hin. Es geht um das System - im Gegensatz zu individuellen einzelnen Vorfällen“, begründete Watson ihr Engagement. Auch Knightley und der britische Schauspieler Tom Hiddleston spendeten jeweils 10.000 Pfund.

Zeichen in Schwarz

Aus Solidarität zu ihren Kolleginnen bei den Golden Globes im Jänner war auch bei der BAFTA-Verleihung Schwarz die Farbe des Abends. In schwarzen Roben setzten auch die britischen Schauspielerinnen ein Zeichen des Protests und der Solidarität mit den Opfern sexueller Belästigung. Einige ließen sich auch von Frauenaktivisten statt von ihrem Partner begleiten. Sowohl die US-Schauspielerin Angelina Jolie als auch die gebürtige Mexikanerin Salma Hayek gingen in Schwarz. Beide gaben an, von Weinstein sexuell belästigt worden zu sein. Zu sehen war auch Prinz William und die schwangere Herzogin Catherine - sie allerdings in dunkelgrünem Abendkleid.

Angelina Jolie

APA/AFP/Daniel Leal-Olivas

Schauspielerin Angelina Jolie setzte bei der BAFTA-Verleihung Sonntagabend in schwarzer Robe ein Zeichen des Protests

Die US-Schauspielerin Frances McDormand wurde Sonntagabend als beste Hauptdarstellerin für das britisch-amerikanische Drama „Three Billboards Out of Ebbing, Missouri“ ausgezeichnet. Der britische Schauspieler Gary Oldman gewann als bester Hauptdarsteller nach dem Golden Globe auch den BAFTA für seine Rolle als früherer britischer Premierminister Winston Churchill im Drama „Die dunkelste Stunde“ zu bekommen.

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