Gladbecker Geiselnehmer nach fast 30 Jahren Haft frei
Der Gladbecker Geiselnehmer Dieter Degowski ist nach fast 30 Jahren Haft freigelassen worden. Der 61-Jährige verließ laut Justizvollzugsanstalt Werl am Donnerstag das Gefängnis. Degowski und sein Komplize Hans-Jürgen Rösner hatten im August 1988 Deutschland in Atem gehalten. Drei Tage lang flüchteten sie nach einem missglückten Bankraub mit Geiseln quer durchs Land. Drei Menschen starben.

APA/dpa/Ingo Wagner
Die Strafvollstreckungskammer des Landgerichts Arnsberg hatte die lebenslange Freiheitsstrafe Degowskis am 10. Oktober unter zahlreichen Weisungen zur Bewährung ausgesetzt. Sie hatte sich nach Angaben des nordrhein-westfälischen Justizministeriums auf die günstige Prognose und das tadellose Verhalten Degowskis im Vollzug gestützt.
Vorzeitige Haftentlassung ausgeschlossen
Wegen des Verbrechens wurden Degowski und Rösner 1991 vom Landgericht Essen zu lebenslanger Haft verurteilt. Später stellten Gerichte bei beiden Tätern eine besondere Schwere der Schuld fest, was eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren ausschloss. Dabei wurde für den in Werl inhaftierten Degowski eine Mindesthaftdauer von 24 Jahren festgelegt.
Rösner, bei dem zusätzlich Sicherungsverwahrung angeordnet wurde, sitzt weiterhin im Gefängnis. Auch er strebt eine vorzeitige Entlassung an. Voraussetzung ist eine Therapie.
Gutachter: Degowski ist „psychisch stabil“
Zur Vorbereitung der Entscheidung für eine Freilassung Degowskis hatte das zuständige Gericht unter anderem das Gutachten eines renommierten Sachverständigen eingeholt, der eine positive Prognose erstellt hatte. Der 61-Jährige sei „nachgereift, psychisch stabil“ und ohne Alkohol- und sonstige Suchtprobleme, hatte Peter Biesenbach, der Justizminister des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, im November erklärt.
Degowski habe alle Lockerungen der Justizvollzugsanstalt Werl beanstandungsfrei absolviert - insgesamt 38 unbegleitete sowie zwölf Langzeitausgänge. Auch die Staatsanwaltschaft hatte keinerlei Einwände erhoben.
Degowskis Anwältin Lisa Grüter hatte bereits im vergangenen Oktober mit Blick auf die nahende Entlassung ihres Mandanten mitgeteilt, dass er künftig nicht mehr Degowski heißen werde. Mit einem neuen Namen wolle er „dieses Stigma“ loswerden, dass „er sich mit Degowski vorstellen muss, dem Namen, der so viele Erinnerungen weckt“, erläuterte Grüter. Zudem sei er dankbar dafür, „dass er von der Gesellschaft noch eine Chance bekommt“.