Zusammenstoß mit Helikopter dementiert
Beim Absturz einer Passagiermaschine in einem Moskauer Vorort sind alle 71 Menschen an Bord ums Leben gekommen. Keiner der 65 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder habe das Unglück am Sonntag im Bezirk Ramenski überlebt, teilte die Luftverkehrsbehörde mit.
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Die Maschine der Fluggesellschaft Saratow war kurz nach dem Start vom Moskauer Flughafen Domodedowo vom Radar verschwunden. Augenzeugen zufolge war sie in der Luft in Flammen aufgegangen. Die russische Maschine vom Typ Antonow An-148 war um 14.28 Uhr Ortszeit (12.28 Uhr MEZ) und damit vier Minuten nach dem Start vom Radar verschwunden, wie die Luftverkehrsbehörde mitteilte. Das Flugzeug hatte eigentlich in die Ural-Stadt Orsk nahe Kasachstan fliegen sollen.
Russische Nachrichtenagenturen zitierten Augenzeugen im Dorf Argunowo, denen zufolge die Unglücksmaschine brennend vom Himmel stürzte. Zeugenaussagen, wonach die Linienmaschine in der Luft mit einem Hubschrauber der russischen Post zusammengestoßen war, dementierte die Fluggesellschaft. Ein Vertreter des Katastrophenschutzbehörde sagte, es sei kein Trümmerteil eines Hubschraubers gefunden worden.

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Einsatzkräfte suchen nach Leichenteilen und Hinweisen auf die Absturzursache
Wrackteile im Schnee verstreut
Im Staatsfernsehen wurden Bilder der Absturzstelle im Bezirk Ramenski, rund 70 Kilometer südöstlich von Moskau, gezeigt. Mehrere Wrackteile lagen im Schnee. Russland verzeichnet seit Tagen Rekordschneefälle, und zum Unglückszeitpunkt soll schlechte Sicht geherrscht haben.
Mehr als 150 Einsatzkräfte wurden zur Absturzstelle entsandt, auch Hubschrauber waren im Einsatz. Der Einsatz am Absturzort wurde durch die anhaltenden Schneefälle erschwert. Ein örtlicher Vertreter des Katastrophenschutzministeriums teilte laut russischen Nachrichtenagenturen allerdings mit, dass ein Datenschreiber der Maschine gefunden worden sei.
Die Untersuchungen wurden am Montag unter schlechten Wetterbedingungen fortgesetzt. Eine hohe Schneeschicht am Unglücksort erschwerte die Arbeit der Ermittler. Die Bergungsarbeiten sollen in den kommenden sieben Tagen weitgehend abgeschlossen sein, sagte Katastrophenschutzminister Wladimir Putschkow in der Nacht an der Absturzstelle.

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Flugzeug sieben Jahre alt
Das russische Verkehrsministerium erklärte, es würden verschiedene Gründe für den Absturz geprüft, darunter schlechtes Wetter oder menschliches Versagen. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein. Von Hinweisen auf einen möglichen Terroranschlag war nicht die Rede. Auch eine andere häufige Ursache bei russischen Flugzeugunglücken, veraltetes Fluggerät, dürfte in diesem Fall nicht zutreffen: Das Flugzeug war laut Berichten erst sieben Jahre alt.

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Das Flugzeug war nach dem Start plötzlich vom Radar verschwunden
Die Fluggesellschaft Saratow soll es vor einem Jahr einer anderen Airline abgekauft haben. Saratow war in den 1930er Jahren gegründet worden und fliegt aktuell 35 russische Städte an. In den vergangenen Jahrzehnten hatte es keine tödlichen Unglücke mit Saratow-Maschinen gegeben.
Gros der Opfer aus Zielregion
Nach Angaben des Gouverneurs der Region Orenburg, zu der Orsk gehört, stammten mehr als 60 Insassen der Unglücksmaschine aus seiner Region. Der Bürgermeister von Orsk, Andrej Odinzow, sagte im russischen Staatsfernsehen, zur Betreuung der Hinterbliebenen der Absturzopfer stünden sechs Psychologen und vier Krankenwagen bereit. Am Moskauer Flughafen Domodedowo wurde ein Krisenzentrum eingerichtet.
Der russische Staatschef Wladimir Putin sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Außerdem habe der Präsident die Einrichtung einer Sonderkommission angeordnet, teilte sein Sprecher Dimitri Peskow mit. Verkehrsminister Maxim Sokolow besuchte den Unglücksort, wie russische Medien berichteten.
Auch Zivilschutzminister Wladimir Putschkow traf am späten Sonntagabend ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen und die Bergungsarbeiten zu koordinieren. Bei Tageslicht sollten Drohnen Aufnahmen der Absturzstelle machen, um die Suche nach Opfern zu unterstützen. Zudem sollten die Suchtrupps mit Schneemobilen ausgerüstet werden.
Immer wieder Abstürze
In Russland kommt es immer wieder zu Flugzeugabstürzen. Verantwortlich sind neben Pilotenfehlern und schlechtem Wetter oftmals auch der Einsatz von alten, schlecht gewarteten Maschinen.

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Die Wrackteile des Flugzeugs sollen in einem Radius von Hunderten Metern am Absturzort verteilt sein
Der schlimmste Vorfall der jüngsten Zeit war der Absturz einer russischen Militärmaschine im Dezember 2016 über dem Schwarzen Meer: Unter den 92 Todesopfern waren 64 Mitglieder des berühmten Alexandrow-Ensembles, das auch als Chor der Roten Armee bekannt ist. Der Chor sollte bei den Neujahrsfeiern der in Syrien stationierten russischen Soldaten auftreten. Schuld soll damals ein Pilotenfehler gewesen sein.
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