Themenüberblick

Ein kollektives „Alles Walzer“

Mehr als 5.100 Gäste haben am Donnerstag eine rauschende Ballnacht in der Wiener Staatsoper erlebt. Der 62. Wiener Opernball war geprägt von internationaler und österreichischer Prominenz. Für den einzigen Zwischenfall einer ansonsten perfekt organisierten Nacht sorgte eine Femen-Aktivistin.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die österreichische Staatsspitze war durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vertreten, der heuer sein Debüt auf dem Fest beging. Für einen Eklat sorgte eine Femen-Aktivistin, die auf dem roten Teppich mit nacktem Oberkörper gegen den Besuch des Präsidenten der Ukraine, Petro Poroschenko, protestierte. Poroschenko war als Gast Van der Bellens gekommen. Die kreischende Aktivistin wurde von der Polizei abgeführt.

Impressionen vom Wiener Opernball

ORF.at/Christian Öser

Eine Femen-Aktivistin sorgte mit ihrer Protestaktion für kurzzeitige Aufregung auf dem roten Teppich

Politprominenz

Van der Bellen war neben Poroschenko und dessen Frau Maryna Poroschenko in Begleitung seiner Frau Doris Schmidauer zum Ball gekommen. Kurz kam mit seiner Freundin Susanne Thier. Er brachte zu seinem Opernball-Debüt die Menschenrechtsaktivistin und Autorin Waris Dirie mit, außerdem war der irische Ministerpräsident Leo Varadkar mit seinem Partner Matthew Barrett Gast in der Kanzlerloge.

Impressionen vom Wiener Opernball

ORF.at/Roland Winkler

Bundespräsident Van der Bellen und Bundeskanzler Kurz

Die ÖVP war trotz Semesterferien stark vertreten. Zu Gast waren unter anderen Kulturminister Gernot Blümel, Finanzminister Hartwig Löger, die schwangere Tourismus- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger sowie Staatssekretärin Karoline Edtstadler.

Opernball-Organisatorin Maria Großbauer konnte sich über eine perfekte Ballnacht freuen. Auch Großbauer sitzt inzwischen für die ÖVP im Nationalrat und fungiert dort seit Kurzem als Bereichssprecherin für Kunst und Kultur. Vom FPÖ-Regierungsteam war nur die von den Freiheitlichen nominierte Außenministerin Karin Kneissl beim Ball anwesend.

Internationaler Glanz

Auch abseits der Politik tanzten jede Menge Promis auf dem Ball an. Baumeister Richard Lugner hatte die US-amerikanische Schauspielerin Melanie Griffith zu Gast, die trotz einer kürzlichen Hautkrebs-OP nach Wien gekommen war. Auf dem Ball trug sie ein schwarzes Kleid des Designers Alia, das dieser vor 20 Jahren extra für sie angefertigt hatte.

Die britische Schauspielerin Lily James

ORF.at/Roland Winkler

Lugner und Stargast Griffith

Der Wiener Unternehmer Klemens Hallmann wurde von „Cinderella“-Star Lily James begleitet, die ein Kleid von der Designerin Eva Poleschinski trug. Neben der 28-Jährigen nahmen auch Starfotograf Michel Comte, Künstler Erwin Wurm, Schauspieler Heiner Lauterbach und Topmodel Barbara Meier, die Freundin des Unternehmers, in der Loge Platz. Aus Deutschland kam erneut Designer Harald Glööckler.

Die britische Schauspielerin Lily James

ORF.at/Roland Winkler

Lily James beobachtet das Ballgeschehen

Zudem kamen auch die Schauspieler Gregor Bloeb, Nina Proll, Susanne Wuest, Florian Teichtmeister und Sunnyi Melles. Die wohl schrillste Runde platzierte sich um Künstlermanager Helmut Werner: Ihn begleiteten die ehemalige Erotikikone Sibylle Rauch, die deutsche Schauspielerin Nicole Mieth sowie Sänger und Dschungelcamper Florian Wess.

Die Designerin Lena Hoschek entwarf die diesjährige Opernball-Fächer gemäß dem Motto „Le nozze di Figaro“. In pastelligen Farbnuancen präsentieren sich zierliche Frühlingsblumen auf einem rosefarbenen Hintergrund und erinnern an ein zartes Blumenbouquet.

Fanfarenklänge und Opernklänge

Die Opernball-Eröffnung begann mit Fanfarenklängen von Karl Rosner. Auf sie folgten die österreichische Bundeshymne sowie die Europahymne. Dabei gab es kurzfristig eine kleine Änderung. Statt der an Grippe erkrankten Daniela Fally war die moldawische Sopranistin Valentina Nafornita eingesprungen, die bereits bei der Eröffnung 2013 aufgetreten war. Sie sang „O mio babbino caro“ aus Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“ sowie gemeinsam mit Pavol Breslik „Lippen schweigen“ aus Franz Lehars „Die lustige Witwe“.

Impressionen vom Wiener Opernball

ORF.at/Roland Winkler

Sopranistin Nafornita, Tenor Breslik (r.) und Dirigent Frederic Chaslin

Das Staatsopernballett tanzte mit den Solotänzern Olga Esina, Maria Yakovleva, Robert Gabdullin und Roman Lazik an der Spitze die vom Solotänzer Eno Peci eigens für den Ball kreierten Choreografien zu Josef Strauß’ „Mein Lebenslauf ist Lieb’“ und der Polka „Lust, Walzer und Feuerfest“.

Impressionen vom Wiener Opernball

ORF.at/Roland Winkler

Das Staatsopernballett zeigte sein Können

Danach zogen die 144 Debütantenpaare in den Ballsaal ein - darunter wieder die Miss Austria (Celine Schrenk) und der Mister Austria (Alberto Nodale). Erstmals eröffnete auch ein Paar mit Down-Syndrom den Ball - der Wilhelmsburger Felix Röper und seine Partnerin Swatina Wutha, die ursprünglich aus Hamburg stammt.

Blütenregen für die Jungdamen

Die Gestaltung der Eröffnungschoreografie - „Stürmisch in Lieb und Tanz“, eine Polka von Johann Strauß Sohn - lag erneut bei Routinier Roman Svabek, der auch wieder die beliebten Publikumsquadrillen leitete. Beendet wurde die Choreografie mit einer Einlage der Jungherren: Nachdem sie vergangenes Jahr ihren Partnerinnen eine versilberte Rose übergeben hatten, wurden die Damen heuer gleich mit einem Blütenblätterregen bedacht. Dafür wurden in die Stecktücher der Jungherren Blätter eingearbeitet, die sie dann am Ende ihres Auftrittes in die Luft warfen.

Impressionen vom Wiener Opernball

ORF.at/Roland Winkler

Die Debütantenpaare im Dreivierteltakt

Um 22.49 Uhr tanzten die Debütantinnen und Debütanten den „Donauwalzer“ - begleitet vom Applaus der mehr als 5.100 Ballgäste. Danach rief das Publikum im Chor „Alles Walzer“ - und öffnete so die Tanzfläche für die Allgemeinheit, die dankend das Parkett in Beschlag nahm.

Österreich-irische Gemeinsamkeiten

Bundeskanzler Kurz bekannte im ORF-Interview, kein „großer Ballgeher und kein großer Tänzer“ zu sein. Der Opernball sei eine „Visitenkarte“ für das weltoffene „Kulturland“ Österreich.

Kurz im Interview

Das „eine oder andere Glaserl Wein“ werde schon noch drin sein, sagte Kurz gegenüber ORF-Moderator Alfons Haider.

Ähnlich hatte sich zuvor auch Bundespräsident Van der Bellen geäußert: Der Opernball sei der „Ball des Staates“, aber "trotzdem zeigen wir Millionen von Leuten: Wir können auch feiern. Der Ball sei schon „etwas, was wir herzeigen können“.

„Wir können auch feiern“

Der Opernball zeigt laut Van der Bellen vor allem eines: „Wir können auch feiern.“

Der irische Premier Varadkar antwortete im Interview - zumindest teilweise - auf Deutsch, das er nach eigenem Bekunden im Gymnasium gelernt hat. Der 39-jährige frühere Arzt sah einige Gemeinsamkeiten zwischen Irland und Österreich: Beide seien „kleine Länder mit großen Nachbarn“, militärisch neutral und setzten sich gegen Nuklearwaffen ein. Und noch eine Parallele gibt es laut Varadkar: Beide Staaten hätten Regierungschefs in ihren 30ern. Dirie nutzte die Gelegenheit für ein politisches Statement und forderte Solidarität für die 600 Millionen Frauen in Afrika ein, die Missbrauch und Misshandlungen ausgesetzt seien.

Verhaltener Protest

Ein politisches Statement wollten auch jene Demonstranten setzen, die unter dem Motto „Eat the Rich“ gegen den Ball auf die Straße gingen - auch wenn der Protest am Ende eher verhalten ausfiel. Die Kommunistische Jugend Österreichs (KJÖ), die zur Demo aufgerufen hatte, sprach von 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Laut Polizei waren es um die 90 - mehr dazu in wien.ORF.at.

Sowohl in als auch vor der Oper blieb der Protest jedenfalls unbemerkt. Die Herausforderungen der Gäste auf dem Parkett waren denn auch andere: Um 0.00 Uhr wurde auf der Tanzfläche zur von Svabek choreografierten Mitternachtsquadrille gebeten - mit allen motorischen Herausforderungen, die der napoleonische Tanz mit sich bringt. Der Ball war damit aber noch lange nicht vorbei - die Ballnacht dauerte noch bis in die frühen Morgenstunden.

Links: