„Wer ist jetzt der Raketenmann?“
Schon kurz nach seinem Staatsbesuch im Vorjahr bei Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat sich US-Präsident Donald Trump begeistert von der dort zum Nationalfeiertag abgehaltenen Militärparade gezeigt. Am Dienstag teilte nun das Weiße Haus mit, dass sich Trump vom US-Verteidigungsministerium eine vergleichbare Leistungsschau gewünscht habe. Militärvertreter würden nun nach einem Termin suchen.
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Weil Trump laut seiner Sprecherin Sarah Huckabee Sanders ein großer Unterstützer der „großartigen amerikanischen Soldaten, die jeden Tag ihr Leben riskieren, um die Sicherheit unseres Landes zu garantieren“ sei, habe er das Verteidigungsministerium gebeten, eine Zeremonie zu prüfen, bei der alle US-Bürger ihre Wertschätzung zeigen könnten. Das Pentagon bestätigte, derzeit würden Einzelheiten geklärt. Der Generalstabschef der US-Armee, Joe Dunford, sagte während eines Besuchs in Bangkok, die Vorbereitungen für die Zeremonie hätten bereits begonnen.

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Militärparaden nur bei Auslandsbesuchen: Trump wünscht sich jetzt seine eigene Soldaten-Waffen-Panzer-Show
Als mögliches Datum der neuen US-Parade nannte die „Washington Post“ den nationalen Erinnerungstag (Memorial Day) am 28. Mai, den Nationalfeiertag am 4. Juli oder den Tag der Veteranen am 11. November. Das Verteidigungsministerium bevorzuge letzteren, weil er mit dem Ende des Ersten Weltkriegs 100 Jahre zuvor zusammenfalle, schrieb das Blatt. Als Route bevorzuge Trump eine Strecke entlang der Pennsylvania Avenue, hieß es weiter. Diese verbindet das Weiße Haus mit dem Kapitol - und führt zudem am Trump International Hotel vorbei.
US-Parade soll französisches Vorbild toppen
In einem Tweet hatte Trump Macron am 14. Juli nach dem Defilee von Soldaten und Panzern auf den Champs-Elysees gratuliert - es sei eine großartige Parade gewesen. Wenige Monate später, bei einem weiteren Zusammentreffen mit Macron in New York, soll Trump bereits von seinen Plänen gesprochen haben - und davon, die französische Parade zu toppen.
Kritiker zogen jetzt umgehend Vergleiche mit ähnlichen Veranstaltungen in autokratisch regierten Staaten. „Was für eine absurde Geldverschwendung!“, kritisierte der demokratische Kongressabgeordnete Jim McGovern. „Trump handelt eher wie ein Diktator als ein Präsident. Amerikaner verdienen Besseres.“

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Der Aufmarsch am 14. Juli in Paris hat Trump nachhaltig beeindruckt
Ehemalige Topmilitärs gar nicht begeistert
Ehemalige Topmilitärs der USA kritisierten im Sender CNN Trumps Plan. Der Generalmajor im Ruhestand, Paul Eaton, erklärte, dass jede Parade nur dazu da sei, Trump zu ehren, nicht das Militär. Der Plan zeige die „autoritären Tendenzen“ des Präsidenten.
„Ich komme von dem Gedanken nicht los, dass es hierbei mehr um sein Ego als um alles andere geht. Ich meine: Wer ist jetzt der Raketenmann?“, spielte John Kirby, Konteradmiral im Ruhestand und ehemaliger Sprecher des US-Außenministeriums unter Präsident Barack Obama, auf Trumps Rede vor den Vereinten Nationen an. Damals hatte Trump Nordkoreas autoritären Staatschef Kim Jong Un als „Raketenmann“ bezeichnet.
Nordkorea ist insofern ein aktuelles Beispiel, als dort gerade seit Längerem eine große Parade für Donnerstag, den 70. Jahrestag der Gründung seiner Armee, geplant und geprobt wird. Satellitenbilder, die das Fachmedium 38 North auswertete, zeigen 13.000 Soldaten und rund 150 Militärfahrzeuge, die in der Hauptstadt Pjöngjang für das Großevent proben. Auch zum Geburtstag des Staatsgründers Kim Il Sung - dem nordkoreanischen „Tag der Sonne“ - schickt die Regierung häufig Tausende Soldaten, Panzer und Raketenwagen durch die Hauptstadt. Kim Jong Un hat die Paraden mehrfach benutzt, um die Entwicklungen des nordkoreanischen Raketenprogramms der Welt zu präsentieren.
Spott über „Möchtegern-Napoleon“
Die demokratische Abgeordnete aus Kalifornien, Jackie Speier, nannte Trump im CNN-Interview spöttisch einen „Möchtegern-Napoleon“ - und auch auf Twitter musste sich der US-Präsident einige höhnische Bemerkungen gefallen lassen. So twitterte der Demokrat Ted Lieu etwa die Frage: „Lieber Donald Trump: Wissen Sie, was nützlicher wäre, als das Pentagon zu bitten, Geld für eine große Militärparade auszugeben? Grundsätzlich alles.“
Zahlreiche Scherze in den Sozialen Netzwerken bezogen sich auch darauf, dass Trump selbst keinen Militärdienst geleistet hat - der dringende Wunsch nach einer „Angeberparade“ sei eine schräge und beunruhigende Kompensation dafür, heißt es etwa. Viele andere Kommentare lesen sich weniger belustigt - man droht schon mit Gegendemonstrationen, sollten demnächst an einem Feiertag die Panzer durch Washington rollen.
Macron kommt schon im April
Wie das französische Außenministerium am Mittwoch bekanntgab, wird Macron jedenfalls schon bald nach Washington reisen und damit der Einladung Trumps folgen. Dass er dort dann schon mit einer Militärparade empfangen wird, gilt aber - der aufwendigen Planung und Vorbereitung eines solchen Events geschuldet - als ausgeschlossen.
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