Betroffenheit vom Präsidenten abwärts
Mit Bestürzung haben Politik und Zivilgesellschaft am Freitag auf die Nachricht vom Tod der Flüchtlingshelferin Ute Bock reagiert. Von Bundespräsident Alexander Van der Bellen abwärts wurde die Verstorbene gewürdigt - auch von der ÖVP.
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„Eine große Frau ist von uns gegangen“, so Van der Bellen in einer Aussendung. Mit Ute Bock, Trägerin des Goldenen Verdienstzeichens der Republik, verliere Österreich einen außergewöhnlichen Menschen. „Sie setzte sich zeit ihres Lebens und bedingungslos für Flüchtlinge, für Menschen in Not ein“, meinte er: „Ute Bock hat uns gezeigt, was Menschsein bedeuten kann. In ihren Projekten wird ihr Engagement weiterbestehen.“

Reuters/Lisi Niesner
Ute Bock in „ihrem“ Flüchtlingsheim
„Tiefe Anteilnahme“ von Kurz
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) würdigte Bock auf Twitter als „eine der bekanntesten & engagiertesten Flüchtlingshelferinnen. Ihr langjähriger Einsatz & ihre Zivilcourage haben unser Land geprägt & verdienen unseren Respekt. Ich drücke den Angehörigen & Freunden meine tiefe Anteilnahme aus.“
Seitens des Parlaments brachte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) seine Betroffenheit zum Ausdruck: „Ute Bock war, ist und bleibt ein leuchtendes Beispiel für Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft. In tiefer Anerkennung für ihre menschlichen Leistungen hoffe ich, dass ihre Haltung vielen von uns als Vorbild dient“, teilte er via Soziale Netzwerke mit.
FPÖ schweigt
Als Erste aus der ÖVP meldete sich die frühere Innenministerin und nunmehrige niederösterreichische Landeshauptfrau Johann Mikl-Leitner zu Wort. „Ute Bocks menschlicher und persönlicher Einsatz sind unbestritten“, meinte sie: „Ihr Engagement und ihre Hilfsbereitschaft werden unvergessen bleiben.“
„Ute Bock war die Verkörperung der kompromisslosen Hilfsbereitschaft. Dafür gebührt ihr größter Dank“, sagte der Klubobmann der ÖVP Wien, Manfred Juraczka. Von einer „unermüdlichen Kämpferin für Mitgefühl und Menschlichkeit“ sprach die Präsidentin des ÖVP-Seniorenbundes, Ingrid Korosec. In der FPÖ, die der Flüchtlingshelferin stets mit vehementer Ablehnung begegnet war, herrschte indes Schweigen zu ihrem Tod.
SPÖ-Spitze: Moralische Instanz
SPÖ-Chef Christian Kern bezeichnete sie als „moralische Instanz, deren Lebenswerk und unbedingtes Engagement beispielgebend ist. Mit Ute Bock verlieren wir eine ebenso starke wie mutige Frau, für die selbstlose Hilfe für die Schwächsten in der Gesellschaft immer eine Selbstverständlichkeit war.“ Für SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder bringt ihr Ausspruch „Dass ich helfe, wenn einer was braucht, ist nicht gut, sondern normal“ Bocks „unverschnörkeltes Selbstverständnis“ auf den Punkt.
Trauer bei NEOS, Liste Pilz und Grünen
Tief betroffen zeigte sich NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz: „Mit Ute Bock geht eine starke Frau, die in beeindruckender Art und mit unerschütterlicher Überzeugung für Menschlichkeit und Mitgefühl gestanden ist“, sagte er, und: „Unsere Republik verabschiedet sich von einer moralischen Instanz.“ Für die Liste Pilz (LP) trauerte Menschenrechtssprecherin Alma Zadic um Bock: „Ihre Stimme wird fehlen.“
Auch der grüne Bundesvorstand bedauerte das Ableben. „Sie war eine kraftvolle, beharrliche und herzliche Kämpferin und langjährige Verbündete in Sachen Menschenrechte, gerade für Menschen, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind“, so Bundessprecher Werner Kogler und Bundesvorstandsmitglied Alev Korun.

APA/Roland Schlager
Der ehemalige BP Heinz Fischer und Bock anlässlich der Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstzeichen der Republik
Stadt Wien bietet Ehrengrab an
Zahlreiche Würdigungen kamen auch aus den Reihen der Wiener Stadtregierung. Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) sagte, mit Bock verliere Wien „eine überzeugte Humanistin, die ihren Kontrahenten in Zeiten von Hass und Missgunst mit Warmherzigkeit und Nächstenliebe getrotzt hat. Vieles, wofür Wien steht, war in Ute Bock verkörpert und lebt in ihrem Andenken weiter.“ Es sei jetzt die Aufgabe, das Erbe Bocks weiterzutragen, sagte die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Die Stadt Wien hatte der Familie ein Ehrengrab angeboten, das diese jedoch „aus Gründen der Privatheit“ ablehnte, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ).
TV- und Radiohinweis
In memoriam Ute Bock zeigt ORF2 am Sonntag um 23.05 Uhr die Dokumentation „Die verrückte Welt der Ute Bock“ - mehr dazu in tv.ORF.at.
Ö1 ändert sein Programm und sendet am Samstag um 9.05 Uhr ein „Hörbild“ mit dem Titel „Mama General - Ein Leben für die bösen Buben“ von Cornelia Krebs. FM4 sendet ein „Doppelzimmer“ mit Bock im Interview aus 2005 - mehr dazu in fm4.ORF.at.
Würdigung durch NGOs
Würdigende Worte kamen vom UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) und der Caritas. „Ute Bock war für mich eine beeindruckende Frau und ein mutiger Mensch“, so Caritas-Präsident Michael Landau: „Es liegt an jeder und jedem Einzelnen von uns, diesem Vorbild zu folgen und uns für Menschen am Rande der Gesellschaft einzusetzen. Ute Bock wird fehlen. Sie fehlt schon jetzt“ - mehr dazu in religion.ORF.at.
Lichtermeer am 2. Februar
Auch zu einer Gedenkveranstaltung wurde bereits aufgerufen: Am 2. Februar soll um 17.00 Uhr auf dem Heldenplatz in Wien ein „Lichtermeer für Ute Bock“ stattfinden, hieß es in einer in Sozialen Netzwerken verbreiteten Einladung des Vereins „Flüchtlingsprojekt Ute Bock“ und von „Bock auf Kultur“ - mehr dazu in wien.ORF.at.
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