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Viele Firmen verweigern Angaben

Die Umweltschutzorganisation WWF hat zahlreichen Unternehmen vorgeworfen, die Auskunft über ihren Umgang mit Palmöl zu verweigern. 46 Prozent von insgesamt 255 befragten Unternehmen in Deutschland seien eine Antwort schuldig geblieben, welche Art Palmöl sie verwenden, kritisierte der WWF in einer am Freitag veröffentlichten Untersuchung.

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„Die Totalverweigerer reagieren nicht auf Appelle zu Transparenz und Verantwortlichkeit“, kritisierte Jörg-Andreas Krüger, Mitglied des Direktoriums von WWF Deutschland. Der Anteil jener, die laut den Angaben der NGO zu keinen Angaben bereit waren, bleibe damit seit der Veröffentlichung des ersten Berichts 2009 „unverändert hoch“, teilte die Umweltschutzorganisation in einer Aussendung mit.

Appell an die Politik

Die künftige deutsche Regierung müsse deshalb mit gesetzlichen Vorgaben alle Palmölimporte an die Einhaltung von ökologischen und sozialen Kriterien knüpfen, forderten die Umweltschützer. Die verbliebenen knapp 44 Prozent der kontaktierten Unternehmen hätten auf die Anfrage geantwortet und erklärt, vollständig oder zumindest teilweise zertifiziertes Palmöl einzusetzen.

Arbeiter auf einer Palmölpflanzenplantage

APA/AFP/Adek Berry

Ein Arbeiter auf einer Plantage in Indonesien - das Land ist eines der Hauptproduzenten von Palmöl

Palmöl ist ein wichtiges Basisprodukt für Lebensmittel und viele Körperpflege-, Pharma-, Haushalts- und Hygieneartikel. Es findet sich etwa in Margarine, Cremes, Fertiggebäck, Schokolade, Pizza und Waschmittel. Der Anbau von Ölpalmen vor allem in Ländern wie Indonesien und Malaysia wird seit Langem wegen der damit häufig verbundenen Umweltzerstörung und der Arbeitsbedingungen kritisiert.

Kritik an Futtermittelindustrie

„Gewohnt schlecht“ schneide in der Untersuchung die Futtermittelbranche ab, hieß es. „Bei Palmöl reden alle über Nutella, keiner über Wurst, Käse oder Ei“, wurde WWF-Direktor Krüger zitiert. Nur wenige wüssten, dass acht Prozent des importierten Palmöls an Geflügel, Schweine und Rinder verfüttert würden. „Das macht es den Herstellern von Futtermitteln leicht, sich beim Thema Palmöl aus der Verantwortung zu schleichen“, so Krüger.

Konsumenten ist zunehmend bewusst, dass für die Plantagen in den Herstellerländern Regenwälder abgeholzt werden und damit Lebensräume von Tieren schrumpfen. Kaum eine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung spielt, dass von dem umstrittenen Öl auch Millionen Arbeitsplätze in Malaysia und Indonesien abhängen. Von den jährlich mehr als 60 Mio. Tonnen Pflanzenöl werden dort mehr als 80 Prozent produziert.

EU-Parlament will Palmöl aus Autotanks verbannen

Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor also - wobei nach Ansicht von Kritikern internationale Konzerne den Markt bestimmen, während die örtliche Bevölkerung ohnehin kaum profitiere. Doch das System könnte schon bald einen Dämpfer bekommen. Das liegt am Umstand, dass derzeit auch noch ein großer Teil des europäischen Biodiesels aus dem umstrittenen Pflanzenöl hergestellt wird. Doch das soll sich ändern: Geht es nach dem EU-Parlament, sollen Kraftstoffe auf Palmölbasis künftig nicht mehr als Biokraftstoffe anerkannt werden.

Bagger inmitten eines abgeholzten Waldes in Indonesien

APA/AFP/Chaideer Mahyuddin

Ein Bagger bereitet einen Moorwald für Plantagen auf - hier auf der indonesischen Insel Sumatra

Auto- und Lkw-Fahrer größte Palmölverbraucher

Das EU-Parlament steckt sich damit deutlich ambitioniertere Ziele als die EU-Kommission in ihren ursprünglichen Vorschlägen. Bevor das Palmölverbot Gesetz werden kann, muss sich das Parlament mit den EU-Mitgliedsstaaten einigen. Das wäre eine deutliche Kurskorrektur.

Bisher wird ein Drittel des in der EU verbrauchten konventionellen Biodiesels aus importiertem Palmöl gewonnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der NGO „Transport & Environment“. Auto- und Lkw-Fahrer seien die größten Palmölverbraucher in der EU. Kraftstoff auf Palmölbasis sorge dabei für dreimal so hohe Treibhausgasemissionen wie fossile Brennstoffe.

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