Schmuggler im Hintergrund vermutet
Die französische Hafenstadt Calais gilt als Transitpunkt zwischen Frankreich und Großbritannien, weswegen sich seit Jahren Hunderte Flüchtlinge und Migranten in der Stadt aufhalten. Am Donnerstag sorgten in diesem Zusammenhang schwere Ausschreitungen für Bestürzung.
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Bei Schlägereien unter Migranten wurden mindestens 20 Menschen verletzt. Auch Schüsse fielen. Vier Männer aus Eritrea zwischen 16 und 18 Jahren erlitten laut französischen Medien lebensbedrohliche Schusswunden. Der Hintergrund der Auseinandersetzung zwischen Afghanen und Eritreern ist unbekannt. Das Innenministerium teilte mit, dass vermutlich ein Afghane auf eine Gruppe Eritreer geschossen habe.
Eine zweite Schlägerei habe es kurze Zeit später fünf Kilometer weit entfernt auf einem Industriegelände gegeben. Dort hätten mehr als hundert Eritreer eine Gruppe von 20 Afghanen mit Eisenstangen und Stöcken angegriffen. Die Polizei musste nach eigenen Angaben dazwischengehen, um die Afghanen zu schützen.
Gewaltexzesse unter Migranten in Calais
In der französischen Hafenstadt Calais wurden am Donnerstag bei Schlägereien und Schießereien zwischen Migranten mindestens 20 Menschen verletzt.
„Situation unerträglich“
Der französische Innenminister Gerard Collomb beklagte am Freitag nach einem Besuch in Calais ein „nie gekanntes Ausmaß“ der Gewalt. Die Situation für die Einwohner der Hafenstadt am Ärmelkanal sei „unerträglich“. Man könne nicht „das Recht des Stärkeren in unserem Land herrschen lassen“. Die Polizei werde in den kommenden Wochen die Essensausgaben übernehmen. Collomb verwies darauf, dass Schlepper in Calais die „täglich Gewalt schüren“.

AP/Nord Littoral
Am Donnerstag kam es zu brutalen Auseinandersetzungen
Auch Hilfsorganisationen an Ort und Stelle sprechen davon, dass Schlepper in Calais versuchen, für die Migranten wichtige Orte zu kontrollieren. Seit die Polizei im September 2016 improvisierte Flüchtlingslager, den „Dschungel von Calais“, geräumt hat und mit Härte gegen die Bildung neuer Lager vorgeht, würden die Spannungen unter den verbliebenen Flüchtlingen und Migranten zunehmen.
Verheerende Umstände
Unter diesen sei ein Punkt der „völligen Erschöpfung“ erreicht, so Claude Lenoir von der NGO Salam gegenüber der Zeitung „Le Monde“. Dieser Umstand gebe den Schleppern ihre Macht wieder. „Die Jungen wollen unter allen Umständen fliehen.“ In den vergangenen Tagen seien zudem zahlreiche Flüchtlinge und Migranten aus anderen Orten in Frankreich nach Calais gekommen. Hintergrund sei ein Treffen zwischen Präsident Emmanuel Macron und der britischen Premierministerin Theresa May Mitte Jänner, von dem sich viele Migranten Erleichterung bei der Einreise erhofften.
In der Stadt am Ärmelkanal halten sich nach Schätzung von Hilfsorganisationen derzeit rund 800 Flüchtlinge und Migranten auf, die örtlichen Behörden sprechen von bis zu 600 Menschen. Viele von ihnen versuchen, versteckt auf Lastwagen auf dem Seeweg oder durch den Eurotunnel nach Großbritannien zu gelangen. Sie leben unter elenden Bedingungen. Immer wieder kommt es zu Zusammenstößen.
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