Ikonisches Foto des Vietnam-Kriegs ist 50
Vor genau 50 Jahren, am 1. Februar 1968, ist eines der berühmtesten Bilder der Kriegsfotografie entstanden: Zu sehen ist eine Szene aus Saigon - ein schmächtiger Mann in kurzer Hose und kariertem Hemd, die Hände hinter dem Rücken. Neben ihm steht ein Mann in Uniform, hält dem Zivilisten einen Revolver an die Schläfe und drückt ab.

AP/Eddie Adams
Das vom US-Fotografen Eddie Adams aufgenommene Bild wird zum Symbol des Vietnam-Kriegs - manche meinen, er beeinflusste ihn auch. Das Foto hatten in den Tagen danach alle großen US-Zeitungen und auch viele Blätter im Rest der Welt auf der Titelseite. Viele sahen sich durch das Bild in der Einschätzung bestätigt, dass die USA in Vietnam die falschen Leute unterstützten. Die amerikanische Politik geriet zunehmend in die Defensive.
Mit Pulitzer-Preis ausgezeichnet
Das Bild wurde Pressefoto des Jahres. Adams bekam dafür den Pulitzer-Preis, Amerikas wichtigste Auszeichnung für Journalisten. Das Magazin „Time“ nahm es auf die Liste der wichtigsten hundert Fotos aller Zeiten. Trotzdem erzählte Adams später immer wieder, dass er die Aufnahme bereue. Das Bild sei aus dem Kontext gerissen worden, nur eine „Halbwahrheit“.
Die Geschichte hinter dem Bild
Der Mann im karierten Hemd hieß Nguyen Van Lem. Er war Mitte 30, verheiratet, ein Guerillero des kommunistischen Vietcong, der in dem geteilten Land unter Präsident Ho Tschi Minh gegen Südvietnam und damit auch gegen die USA kämpfte. Eigentlich hatten beide Seiten zu Vietnams Neujahrstag Tet, dem 1. Februar, eine Feuerpause vereinbart. Aber allen Zusagen zum Trotz startet Ho Tschi Minh am Tag zuvor einen Angriff, der als Tet-Offensive in die Geschichte einging.
Lem soll einer Todesschwadron angehört haben, die es auf südvietnamesische Polizisten und ihre Familien abgesehen hatte. Angeblich wurde er an jenem Morgen in der Nähe eines Massengrabs mit 34 Leichen verhaftet. Der australische Kameramann Neil Davis berichtete später, dass Lem auch Freunde von Saigons Polizeichef Nguyen Ngoc Loan ermordet habe, auch Patenkinder von ihm.
General flüchtete in die USA
Der Mann mit dem Revolver war Saigons Polizeichef selbst, ein damals 37-jähriger General. Er behauptete später, dass Lem die Familie eines seiner Offiziere getötet habe. Ähnliche Berichte bestätigte der australische Kameramann Davis. Loan wurde gleichfalls zur Berühmtheit.
Der Kameramann berichtete, wie er gleich nach der Erschießung zu den Reportern gekommen sei und gesagt habe: „Diese Kerle bringen viele unserer Leute um. Ich glaube, Buddha verzeiht mir.“ Auf Bildern, die etwas später entstanden, ist zu sehen, wie er Bier trinkt, raucht, lacht. Drei Monate danach wurde er schwer verwundet. Sein rechtes Bein musste amputiert werden.
Nach dem Abzug der US-Truppen aus Saigon 1975 floh der General mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten. Es gab Forderungen, ihn als Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen, aber dazu kam es nie. Im US-Bundesstaat Virginia eröffnete er eine Pizzeria, die er aber wieder zumachen musste, als seine Vergangenheit bekanntwurde. 1998 starb er mit 67 Jahren an Krebs.