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Zahl der regulierten Fächer wächst

Laut einem Entwurf zur neuen Unifinanzierung soll es ab Herbst des kommenden Jahres in weiteren Studienfächern die Möglichkeit für Zugangsbeschränkungen geben. Konkret handelt es sich um Jus, Erziehungswissenschaften und Fremdsprachen. Die Universitäten bekommen außerdem die Möglichkeit, Zugangshürden für nur lokal überlaufene Studienrichtungen einzuführen.

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Fast unverändert bestehen bleiben die Platzbeschränkungen in Medizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Psychologie, Architektur/Städteplanung, Biologie/Biochemie, Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Pharmazie sowie Publizistik.

300 Informatikplätze mehr

In der Informatik wird allerdings die Mindestzahl an Plätzen um 300 auf 2.800 erhöht, in der Psychologie die Zahl der Anfängerplätze mit 1.300 auf das Durchschnittsniveau der vergangenen Jahre gesenkt. Außerdem entfällt die Quotenregelung für das Zahnmedizinstudium, durch das 75 Prozent der Studienplätze für Österreicher reserviert waren. Die Quote für die Humanmedizin bleibt aufrecht.

Darüber hinaus können die Unis als Voraussetzung für die Zulassung zu jedem Bachelor- und Diplomstudium das Durchlaufen eines „Eignungsfeedbacks“ vorsehen - etwa durch ein Motivationsschreiben oder ein Online-Assessment. Dieses darf zwar bewertet werden, für die Zulassung ist das Ergebnis aber nicht entscheidend.

Schranke durch Ministerverordnung

Die neue Möglichkeit zur Beschränkung von nur lokal überlaufenen Studienrichtungen soll laut dem Entwurf über eine Verordnung des Ministers erfolgen. Voraussetzung sind entweder bereits bestehende unzumutbare Betreuungsverhältnisse aufgrund des Überschreitens einer bestimmten Betreuungsrelation oder eine drohende Verschlechterung wegen einer 50-prozentigen Steigerung der Anzahl der Studienanfänger in den letzten beiden Studienjahren.

Über die Verhängung einer Beschränkung entscheidet das Rektorat. „Ein allzu beliebiger Zugang nützt weder Studierenden noch Universitäten. Nur ein geregelter Hochschulzugang sichert eine hochqualitative Lehre und Betreuung“, so Wissenschaftsminister Heinz Faßmann (ÖVP) in einer Aussendung.

Unibudget steigt auf 11,07 Mrd. Euro

Bereits vom Nationalrat beschlossen wurde die Höhe des Unibudgets für die Jahre 2019 bis 2021. Dieses steigt gegenüber dem Zeitraum 2016 bis 2018 um 1,35 Mrd. Euro auf 11,07 Mrd. Euro. Änderungen gibt es aber bei der Verteilung der Mittel: Für die Berechnung des Globalbudgets werden die Bereiche Forschung, Lehre und Infrastruktur plus strategische Entwicklungen getrennt. Die einzelnen Studienrichtungen werden in Fächergruppen eingeteilt - „Buchwissenschaften“ sind aufgrund des geringeren Betreuungs- und Ausstattungsbedarfs pro Platz niedriger dotiert als naturwissenschaftliche und technische Fächer bzw. künstlerische Studien.

Prüfungsaktivität bestimmt

Als Bezugsgröße für den Teilbetrag für Lehre dient künftig das prüfungsaktiv betriebene Studium. Dieses liegt dann vor, wenn mindestens 16 ECTS-Punkte pro Studienjahr absolviert werden. Zum Vergleich: Die Studienpläne sind so konzipiert, dass mit 60 absolvierten ECTS pro Studienjahr das jeweilige Studium in Mindeststudienzeit abgeschlossen werden kann.

Dazu kommt noch die Zahl der Studienplätze und das habilitierte Personal. Extrageld gibt es außerdem für viele und besonders flotte Absolventen (mindestens 40 ECTS pro Jahr), eingeworbene Drittmittel oder die Anzahl der angebotenen strukturierten Doktoratsprogramme.

Besserer Betreuungsschlüssel gesucht

Ziel der Maßnahmen ist vor allem eine deutliche Verbesserung der Betreuungsrelationen: Derzeit kommen in den Rechtswissenschaften 70 Studenten auf einen Lehrbeauftragte, in den Fremdsprachen 73 und in den Erziehungswissenschaften 123. Als Zielwert gilt in den „Buchwissenschaften“ wie Jus ein Verhältnis von eins zu 40. Aus den zusätzlichen Mitteln sollen deshalb zusätzlich rund 500 Professuren sowie Assistenzpersonal und Ausstattungskosten finanziert werden.

Außerdem soll die Zahl der prüfungsaktiven Studien gesteigert werden - und zwar von 182.000 auf 190.000. Derzeit belegen 280.000 Studenten insgesamt 340.000 Studien. Prüfungsaktiv betrieben werden davon nur etwas mehr als die Hälfte.

Regierung zufrieden

Die neuen Regelungen sollen laut Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) neben einem höheren Budget auch „mehr Planbarkeit und mehr wissenschaftliches Personal“ bringen. Damit könnten mindestens 500 neue Professuren mit Personal und Ausstattung finanziert werden. Das sei ein „klares Signal der Regierung“, so Kurz nach einem Treffen mit der Universitätenkonferenz (uniko). Die mit der Möglichkeit zu weiteren Zugangsbeschränkungen verbundene neue Finanzierung sieht der Kanzler als „sowohl eine bildungspolitische als auch eine standortpolitische Maßnahme“, betonte er in einer Aussendung am Montag.

Die geplanten neuen Regeln wurden den Rektoren von Kurz, Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) und Faßmann präsentiert. Als Ziel nannte Strache die Senkung der Drop-Out-Zahlen, die Verbesserung der Betreuungsrelationen sowie die Erleichterung des Zugangs zum Arbeitsmarkt nach dem Studium. „Die Jugend muss eine Chance haben, jene Ausbildung zu machen, für die sie am besten geeignet ist.“

Faßmann „kann Euphorie nicht verheimlichen“

Faßmann wiederum „kann eine gewisse Euphorie nicht verheimlichen“: „Wir verabschieden uns von der finanziellen Verteilung des Universitätsbudgets im Sinne von ‚das war immer so‘ und gehen einen wichtigen Schritt in Richtung Finanzierung realer Leistungen in Forschung und Lehre.“ Sein primäres Ziel sei die Verbesserung der Studienbedingungen. „Eine Professoren-Studierenden-Relation von 1 zu über 200 an der Uni Wien oder der WU Wien ist eigentlich indiskutabel. Wir wollen nicht weniger prüfungsaktive Studierende, sondern mehr, und sie sollen eine echte Chance bekommen, in der vorgegebenen Zeit (plus Toleranzsemester) fertig zu studieren.“

SPÖ: Sozial Schwache betroffen

Kritik kommt von der SPÖ und der Österreichische Hochschüler_innenschaft (ÖH). SPÖ-Wissenschaftssprecherin Andrea Kuntzl warnte in einer Aussendung vor einer Kürzung von bis zu 15.000 Studienplätzen in den kommenden Jahren, die Studierendenvertreter sprachen von einem „wirkungslosen Placebo“.

„Durch die Ausweitung der Zugangsbeschränkung auf weitere Fächer und die Möglichkeit für die Unis, zusätzliche Beschränkungen selbst einzuführen, wird es zu einer deutlichen Reduktion der Studienplätze kommen“, so Kuntzl. Treffen werde das wieder „vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien, die von Zugangsbeschränkungen schneller abgeschreckt werden“. Begrüßt wurde von ihr dagegen die Ausweitung der Studienplätze in Informatik.

ÖH: Keine faire Maßnahme

Die ÖH kann dem Konzept ebenfalls nichts abgewinnen: „Was hier passiert, ist ein weiteres Indiz dafür, dass dieser Regierung der Blick für die wirklichen Probleme fehlt“, kritisierte die stellvertretende ÖH-Chefin Marita Gasteiger (Grüne und Alternative Studentinnen, GRAS) in einer Aussendung. „Die Einführung sozial selektiver Zugangsbeschränkungen kann niemals als faire Maßnahme durchgehen.“ Die ÖH will stattdessen mehr Mittel in die Steigerung der Qualitätssicherung investieren und etwa verpflichtende didaktische Fortbildungen für Lehrpersonal einführen. Außerdem müsse der Hochschulsektor ausfinanziert und dafür zwei Prozent des BIP aufgewendet werden.

NEOS großteils zufrieden

NEOS sieht das Konzept indes positiv. „Dieser Vorstoß ist durchaus zu begrüßen, allerdings fehlen uns NEOS in diesem Entwurf noch einige Punkte, die für ein vollständiges und durchdachtes Konzept unerlässlich sind“, so NEOS-Wissenschaftssprecherin Claudia Gamon in einer Aussendung. „Dass sich der neue Wissenschaftsminister an den Beschluss der höheren Dotierung der Universitäten gebunden fühlt, ist durchaus positiv. Zugangsbeschränkungen sind notwendig. Aber das macht noch kein vollständiges Konzept aus", relativierte Gamon. Damit Zugangsbeschränkungen nicht zur reinen Schikane würden, brauche es grundlegende Änderungen im Finanzierungs- und Zugangssystem, „und zwar in erster Linie eine kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung“, so die Forderung von NEOS.

Differenziert sieht den Vorstoß auch die Liste Pilz (LP). So ist Klubobmann Peter Kolba sehr wohl „klar, dass die Professoren verzweifelt sind“ und dieses „Dilemma“ gelöst werden müsse - „wenn es nicht Schranken sind, die dazu führen, dass wir eine Selektion nach der Geldbörse der Eltern haben“. Studiengebühren lehne die LP grundsätzlich ab, sagte Kolba am Rande einer Pressekonferenz.

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