Schulerfolg trotz sozialer Nachteile: Österreich schwach
In Österreich hat sich der Anteil jener Kinder, die trotz ungünstiger sozioökonomischer Bedingungen gute Leistungen bei der PISA-Studie erbringen, zwischen den Tests 2006 und 2015 verringert. Das zeigt eine gestern präsentierte Sonderauswertung. Im Gegensatz dazu konnte etwa Deutschland den Anteil dieser „resilienten Schüler“ stark erhöhen.
Als „resilient“ gelten Schüler, die trotz sozialer Nachteile in allen PISA-Testfeldern (Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften) mindestens die Kompetenzstufe drei (von insgesamt sechs) erreichen. Als sozial benachteiligt eingeordnet wurden dabei Jugendliche, die in einem eigens erstellten Index zum sozioökonomischen Status (Bildungsstand und Beruf der Eltern, kulturelle Güter wie Bücher im Haushalt) zum unteren Viertel des jeweiligen Landes gehören.
Deutschland macht Sprung nach vorne
Laut der Auswertung sank der Anteil der resilienten Schüler in Österreich von 28 auf 23 Prozent. In Deutschland stieg er dagegen von 25 auf 32 Prozent. Der OECD-Schnitt betrug 2015 rund 25 Prozent. Besonders hoch ist der Anteil übrigens in den PISA-Siegerregionen Hongkong (53 Prozent) und Macao (52 Prozent), in Europa liegen Estland (42 Prozent) und Finnland (39 Prozent, allerdings mit einem Minus von 17 Prozentpunkten seit 2006) voran.
Ebenfalls untersucht wurde in der Auswertung, welche Faktoren einen positiven Einfluss auf die Resilienz haben: Auf persönlicher Ebene halbiert sich etwa die Chance auf Resilienz, wenn daheim nicht die Unterrichtssprache gesprochen wird. Mädchen haben eine etwas schlechtere Chance als Burschen. Außerdem beeinflusst der Grad sozialer Benachteiligung die Wahrscheinlichkeit auf das Erreichen eines guten Testergebnisses.
Ganztägige Angebote erhöhen Chancen
Interessant sind auch die positiven Faktoren für Resilienz auf Schulebene: So profitieren etwa benachteiligte Schüler stark vom gemeinsamen Unterricht mit bessergestellten Schülern. Umgekehrt bringen kleinere Klassen und eine bessere Computerausstattung keine besseren Leistungen benachteiligter Schüler hervor. „Das bedeutet allerdings nicht, dass Investitionen keine Rolle spielen. Sie helfen sehr wohl, sofern sie den Lernprozess effektiv verbessern und im Dienste eines positiven Unterrichtsklimas stehen“, heißt es in dem Bericht.
Unter anderem führt offenbar - zumindest in Österreich und Deutschland - ein größeres Angebot an schulischen Aktivitäten jenseits des Unterrichts zu einem höheren Anteil resilienter Schüler. Speziell ganztägige Schulangebote erhöhten die Chancen der sozial schwachen Schüler. Positiven Einfluss hatten auch stabile Lehrerkollegien (also seltene Wechsel der Pädagogen) sowie ein motivierender Führungsstil der Direktoren.
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid sieht sich durch die Sonderauswertung der PISA-Studie in ihrer Forderung nach kostenfreien Ganztagsschulplätzen bestätigt. Überdies brauche es mehr soziale Durchmischung an Schulen. Bei der Regierung stünden aber „Separieren, Aussondern und Druck im Vordergrund“.