Steuervorteile in Niederlanden
Amazon, Apple und Ikea: Die EU-Wettbewerbshüter nehmen mögliche unerlaubte Steuervorteile für den schwedischen Möbelkonzern in den Niederlanden ins Visier. Eine eingehende Prüfung wegen fragwürdiger Steuerregeln werde eingeleitet, teilte die EU-Kommission im Dezember 2017 in Brüssel mit.
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„Alle Unternehmen, ob nun groß oder klein, multinational oder nicht, sollten ihren gerechten Steueranteil zahlen“, sagte die zuständige EU-Kommissarin Margrethe Vestager. „Es geht nicht, dass Mitgliedsstaaten es bestimmten Unternehmen gestatten, weniger Steuern zu zahlen, indem sie ihre Gewinne künstlich woanders hin verlagern dürfen. Wir werden die steuerliche Behandlung von Inter Ikea in den Niederlanden nun sorgfältig prüfen.“

APA/AP/Geert Vanden Wijngaert
EU-Kommissarin Margarethe Vestager bei ihrer Pressekonferenz
In Franchisemodell organisiert
Der Brüsseler Behörde zufolge ist das Geschäft von Ikea als Franchisemodell organisiert. Das bedeutet, dass die nun im Fokus stehende Inter-Ikea-Gruppe nicht Eigentümer der einzelnen Ikea-Geschäfte ist. Stattdessen zahlen alle Ikea-Shops weltweit eine Franchisegebühr in Höhe von drei Prozent des Umsatzes an eine in den Niederlanden ansässige Tochterfirma mit dem Namen Inter Ikea Systems. Die Wettbewerbshüter haben Bedenken, dass diese Firma in den Niederlanden von unzulässigen Steuervorteilen profitierte. Dadurch seien die steuerpflichtigen Gewinne erheblich gesenkt und andere Wettbewerber benachteiligt worden.
Apple-Entscheidung sorgte für Aufsehen
Vestager hatte zuletzt unter anderem mit einer Entscheidung gegen den US-Technologiekonzern Apple für Aufsehen gesorgt. Eine Steuerregelung Irlands für den Konzern war laut Kommission illegal, das Land muss nun gut 13 Milliarden Euro an Steuern eintreiben. Irland und Apple wehren sich vor Gericht gegen den Entscheid.
Ikea: Im Einklang mit EU-Vorschriften
Ikea wies die Vorwürfe möglicherweise illegaler Steuervorteile in den Niederlanden zurück. „Die Art und Weise, wie wir von den nationalen Behörden besteuert wurden, steht unseres Erachtens im Einklang mit den EU-Vorschriften“, teilte das Unternehmen mit. Die von den EU-Wettbewerbshütern angekündigte Prüfung könne Klarheit bringen und das bestätigen.
Die Ikea-Gruppe und auch die in den Niederlanden ansässige Tochterfirma Inter Ikea Systems hielten sich überall, wo sie aktiv sind, an die geltenden Steuergesetze und Vorschriften, so das Unternehmen weiter. Die Untersuchung sei Sache der EU-Kommission und der Niederlande. Ikea werde kooperieren und alle Fragen der Behörden beantworten.
Ikea: Mehr Umsätze weniger Gewinn
Ikea machte im Geschäftsjahr 2016/2017 (per 31. August) trotz weiter gestiegener Umsätze weniger Gewinn. Der Ikea-Konzern bezifferte Ende November 2017 seinen weltweiten Überschuss auf 2,5 Mrd. Euro nach 4,2 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Die Zahlen seien wegen einer umfassenden Umstrukturierung nicht unmittelbar vergleichbar, sagte eine Sprecherin am Sitz der deutschen Ikea-Gesellschaft in Hofheim bei Wiesbaden. So sei das früher berücksichtigte Großhandelsgeschäft auf eine andere Gesellschaft innerhalb der Gruppe verlagert worden.
"Rund 800 Mio. Euro Steuer gezahlt
Der weltweite Einzelhandelsumsatz des Ikea-Konzerns war im Jahresvergleich auf bereinigter Basis um 3,8 Prozent auf 34,1 Mrd. Euro gewachsen. Das Unternehmen betreibt 355 der weltweit 403 Ikea-Häuser als größter einzelner Franchisenehmer. Dafür zahlt er Lizenzgebühren an die in den Niederlanden beheimatete INGKA Holding, was in der Vergangenheit zu Vorwürfen der Steuerumgehung geführt hatte. Auf die Erträge habe man effektiv 24,9 Prozent oder rund 800 Mio. Euro Steuern gezahlt, teilte das Unternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr mit. Einschließlich anderer Steuern und Abgaben komme man auf eine Gesamtbelastung von 1,3 Mrd. Euro.
Auf seinem wichtigen Einzelmarkt Deutschland mit 53 Häusern verringerte Ikea das Wachstumstempo. Der Umsatz legte nur noch 2,4 Prozent auf 4,867 Mrd. Euro zu, wozu auch drei neue Einrichtungshäuser in Wuppertal, Wetzlar und Magdeburg beitrugen. Deutlich schneller wuchs das Onlinegeschäft - um 30,7 Prozent auf 304 Mio. Euro.
Große Steigerung des Onlinegeschäfts in Österreich
Ikea Österreich steigerte indes im Geschäftsjahr 2016/17 den Umsatz um 2,67 Prozent auf 722,8 Mio. Euro (Vorjahr: 704 Mio.). Auch die Zahl der Mitarbeiter (auf 2.841) und der Kunden - vor allem online - stieg, teilte das Unternehmen ebenfalls Ende November mit. 13,1 Mio. Menschen hätten ein Ikea-Einrichtungshaus besucht, 29,7 Mio. waren online zu Besuch bei Ikea Österreich.
Ikea habe im Geschäftsjahr 2016/17 (bis 31. August) in Österreich 40,1 Mio. Euro investiert. Verstärktes Augenmerk werde auf den Onlinehandel, Serviceleistungen wie Click & Collect etc. und „vor allem auch Expansionspläne“ gelegt. Dazu gehört das am Standort Wien Westbahnhof geplante Einrichtungshaus, das als innerstädtischer Standort ohne Pkw-Verkehr auskommen soll. Um Kunden dennoch große Objekte zukommen zu lassen, wird parallel dazu über ein großes Logistikzentrum im 21. Bezirk nachgedacht.
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