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551 Stimmen für Ludwig

Michael Ludwig ist der neue Vorsitzende der SPÖ Wien und wird damit in der Folge auch Bürgermeister der Bundeshauptstadt. Das hat ein Sonderparteitag am Samstag entschieden. Der Wohnbaustadtrat wurde mit 57 Prozent der Delegiertenstimmen in das Amt gewählt.

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Ludwig war bei der ersten Kampfabstimmung in der Geschichte der Wiener SPÖ gegen den geschäftsführenden SPÖ-Klubobmann Andreas Schieder angetreten. 967 der insgesamt 981 stimmberechtigten SPÖ-Delegierten gaben in der Messe Wien ihre Stimme ab, sieben waren ungültig.

Ludwig will „allen die Hand reichen“

Ludwig bedankte sich in einer kurzen Rede nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses bei seinen Unterstützern. Er wolle „auch all jenen, die mich heute nicht gewählt haben, die Hand reichen“, so Ludwig. Auch Schieder dankte er für die „gute Zusammenarbeit“. Mit dem heutigen Landesparteitag seien aber „noch nicht alle Herausforderungen gemeistert“.

Dank an Unterstützer

„Ich möchte die Gelegenheit nützen, mich ganz ehrlich zu bedanken für euer Vertrauen, das ich auch als Vertrauensvorschuss empfinde“, sagte Ludwig bei seiner Abschlussrede.

Er wolle ab heute einen „intensiven Dialog“ führen und sehr bald eine Strategieklausur abhalten, bei der sich die Partei inhaltlich und personell für die Wahl 2020 aufstellen werde. Er zeigte sich zuversichtlich, dass es gelingen werde, mit einem „Brückenschlag“ alle zu verbinden. „Ab heute gibt es nur mehr eine Partei, ein geschlossenes Auftreten.“ Auch mit Häupl werde er bald das Gespräch suchen, kündigte Ludwig an. Bis dahin werde er sich in „medialer Enthaltung“ üben.

Michael Ludwig (neuer Vorsitzender der SPÖ Wien)

APA/Herbert Pfarrhofer

Ludwig gilt als Kandidat der Flächenbezirke

Wie im Vorfeld bereits angekündigt, stellte er außerdem den Antrag - der mit großem Applaus angenommen wurde - dass Häupl Ehrenvorsitzender der Partei sein solle. „Damit verbinde ich auch den Wunsch, dass du uns auch in Zukunft unterstützen wirst und wir weiterhin gut zusammenarbeiten“, sagte Ludwig.

Häupl wünscht „Fortüne“

Häupl wünschte seinem Nachfolger nach dessen Kür „die notwendige Fortüne“. Denn Glück brauche man: „Auf der Titanic waren alle gesund, nur Glück haben sie keines gehabt.“ Und falls wer über ihn - also Ludwig - am Anfang „komisch“ rede, dann könne er ihn beruhigen: „Mir ist es auch nicht anders ergangen.“ Gratulation kam auch vom grünen Koalitionspartner, von der FPÖ, der ÖVP und von NEOS - mehr dazu in wien.ORF.at.

„Jetzt ist es entschieden“, sagte der unterlegene Schieder in einer knappen Reaktion. „Unsere Aufgabe ist jetzt, ihn und alle anderen bei der Arbeit für diese Stadt zu unterstützen.“

Weichenstellung auch für Bundes-SPÖ

Die Entscheidung gilt als Weichenstellung, auch für die Bundes-SPÖ. Das Wiener Bürgermeisteramt ist eines der wichtigsten, das die Partei derzeit zu vergeben hat. Auch wenn der Wahlkampf betont amikal und ohne jeden Zwist abgelaufen ist, beide Kandidaten hatten zuletzt ihre Unterstützer hinter sich geschart.

Wohnbaustadtrat Ludwig schien die Unterstützung eines Großteils der Delegierten von Flächenbezirken und Gewerkschaft sicher zu sein. Schieder galt als Kandidat der Innenstadtbezirke und Vertreter des linken Flügels der Partei, der durchaus aber auch in der Mitte verankert ist und dem man eine Fortsetzung der Häupl-Linie zutraute.

Visionen skizziert

Beide Kandidaten hatten vor der Wahl kurze Reden gehalten und ihre Vorhaben skizziert. Ludwig nannte in seiner Rede mit dem Wachstum der Stadt, der Digitalisierung „den politischen Kräften, die das Miteinander in unserer Stadt zerstören wollen“ drei zukünftige Herausforderungen. Er wolle das „Wir-Gefühl“ erhöhen und sicherstellen, dass alle vom Wachstum profitieren.

Andreas Schieder (SPÖ)

APA/Herbert Pfarrhofer

Schieder gewann 414 der 972 abgegebenen Stimmen

Schieder sagte, er wolle die Wiener Sozialdemokratie „wieder komplett einen“. Man müsse gemeinsam agieren. Er beteuerte: „Wien ist eine tolle Stadt, und das soll auch so bleiben. Damit das so bleibt, dürfen wir nicht stehenbleiben.“ Die Koalition aus ÖVP und FPÖ im Bund sei dabei eine große Herausforderung. Sie bedeute auch eine große Chance. Denn: Es werde ein „klares Gegenbild“ zur Bundesregierung erwartet.

Häupl mahnt zum Abschied

Zuvor hatte der scheidende Bürgermeister Häupl eine Abschiedsrede gehalten. Darin mahnte er Zusammenhalt innerhalb der Partei ein. „Wenn diese Wahl vorüber ist, gibt es einen neuen Chef, und hinter dem stehen wir alle“, mahnte er. „Das ist weniger ein moralischer Appell als mehr ein Appell an den Überlebenswillen der Sozialdemokratie.“ Für den „Kampf um Wien“ 2020 müsse die SPÖ inhaltlich gerüstet und „geschlossen kampffähig“ sein.

Häupl mit Abschiedsrede

„Mit großer Demut“ blickt Michael Häupl zurück auf seinen 25-jährigen Landesparteivorsitz und bedankt sich bei den Delegierten für ihr langjähriges Vertrauen.

Er trete nach fast 25 Jahren bzw. 8.600 Tagen mit großer Demut zurück. Über so lange Zeit Vorsitzender „dieser großen, starken und nicht zu Unrecht auch stolzen Wiener Sozialdemokratie“ sein zu dürfen, „das ist etwas zutiefst Beeindruckendes und zutiefst Persönliches“. „Ich danke euch dafür, dass ihr mich diese Arbeit machen habt lassen“, sagte Häupl.

Michael Häupl (scheidender Vorsitzender der SPÖ Wien)

APA/Herbert Pfarrhofer

Für Häupl gab es minutenlangen Applaus

Einmal mehr sprach sich Häupl vehement gegen eine Zusammenarbeit mit der FPÖ aus. Wien sei bis heute unter anderem auch im Umgang miteinander ein Vorbild für andere Städte, und der „Kampf um den sozialen Zusammenhalt“ der „absolute USP der sozialdemokratischen Politik“. Häupls Rede wurde mit Standing Ovations und minutenlangem Applaus belohnt.

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