Holocaust-Gedenken: Staatsspitze gedachte mit Zeitzeugen
Vertreter der Staatsspitze haben gestern Abend in Wien anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) der Opfer der Schoah gedacht. Neben der Regierungsspitze mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) wohnten u. a. auch die Klubleute von SPÖ und NEOS den Gesprächen mit Zeitzeugen bei.
Sobotka würdigte zu Beginn der Veranstaltung im Palais Epstein mit „großem Respekt und Ehrfucht“ die vier Überlebenden des Holocaust, die sich an diesem Abend für die Zeitzeugengespräche Zeit nahmen. Bedauern äußerte der Nationalratspräsident über das Fernbleiben der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), die im heurigen Gedenkjahr Gedenkveranstaltungen mit FPÖ-Beteiligung boykottiert.
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„Wenn IKG-Präsident Oskar Deutsch heute bedauerlicherweise diese Veranstaltung nicht besucht, dann zeigt das, dass die Wunden noch immer tief sind“, sagte Sobotka. „Sein Fehlen schmerzt.“ Man werde die Plätze für die Vertreter der Kultusgemeinde bei den weiteren Gedenkveranstaltungen stets freihalten.
Zeitzeugen berichten von Gräuel während NS-Zeit
Die vier Zeitzeugen, die sich seit einigen Jahren in Wien regelmäßig in einem Cafe zum Gedankenaustausch treffen, berichteten in teils berührenden Worten über die erlebten Gräuel während der NS-Herrschaft. Einer der Herren, von dessen Familie nur der Vater und sein Bruder das Konzentrationslager Auschwitz überlebt haben, erklärte, es sei ihm die „Kunst, das zu überleben“, zuteil geworden.
„Das israelische Volk lebt und hat die Hitlerzeit überlebt. Das ist mein persönlicher Sieg, dass ich die Faschisten, den Kommunismus und jeden -ismus überlebt habe und überleben werde“, so Victor Klein in der von der Direktorin des Jüdischen Museums, Danielle Spera, moderierten Gesprächsrunde.
Protestaktion gegen Landbauer
Die Veranstaltung wurde am Schluss von einer kurzen Protestaktion von zwei grünen Bundesräten begleitet. Sie hielten - in Anspielung auf die Causa des niederösterreichischen FPÖ-Spitzenkandidaten Udo Landbauer und das NS-Liederbuch aus dessen Burschenschaft Germania - Plakate hoch. „Wenn sie jetzt ganz unverhohlen wieder Nazi-Lieder johlen - Sage Nein!“, war dort zu lesen.
Die Bundesräte hissten die Plakate mit der Songzeile des Liedermachers Konstantin Wecker nach Ende der Veranstaltung. Kritisiert wurde damit die Mitgliedschaft Landbauers in der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt, bei der jüngst ein 1997 neu aufgelegtes Liederbuch für Empörung und auch behördliche Ermittlungen sorgte.