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Gründervater des Wintertourismus

Klaus Zeyringers Kulturgeschichte der Olympischen Winterspiele thematisiert mit Hannes Schneider auch einen der Pioniere des modernen Skisports. Schneider war Gründer einer der ersten Skischulen auf dem Arlberg, Initiator der Kandahar-Rennen und drehte Filme mit NS-Propagandistin Leni Riefenstahl. Schneiders offensiv zur Schau gestellte Ablehnung der Nazis führte jedoch 1939 zur Flucht in die USA.

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Der 1890 in Stuben am Arlberg geborene Schneider kam bereits als Kind durch die ersten Alpintouristen mit dem Skilauf in Berührung. Der Faszination folgte großer Ehrgeiz: Mit 20 wurde Schneider Schweizer Meister. Während des Ersten Weltkriegs leitete er Militärskikurse in Südtirol, was ihn dazu inspirierte, praktische und theoretische Unterrichtsmethoden zu entwickeln. Die „Arlbergtechnik“ machte in den 1920er Jahren Furore. Der deutsche Skiverband erklärte sie 1925 zur „Amtlichen deutschen Skilaufausbildung“.

Frühe Stummfilmrollen

Als einer der besten Skifahrer seiner Zeit stand Schneider im Jahr 1920 erstmals für Lehrfilme wie „Wunder des Schneeschuhs“ und „Die weiße Kunst“ vor der Kamera. Unter der Regie von Arnold Fanck drehte er an der Seite von Luis Trenker und Erna Morena 1924 „Der Berg des Schicksals“. Mit Riefenstahl, die später mit ihren Filmen als Regisseurin die NS-Ästhetik prägen sollte, spielte er zwei Jahre darauf in „Der heilige Berg“.

Schneiders bekanntester Film, der 1931 ebenso mit Riefenstahl entstandene Film „Der weiße Rausch“ gilt als erster Skitonfilm überhaupt, der, umrahmt von einer seichten Story, die wilde winterliche Gebirgslandschaft in großen Bildern inszeniert. Schneider gab den wilden Hund. Zeyringer schreibt in seinem Buch: „Die Streifen, die in den Stummfilmkinos jener Jahre großen Zulauf fanden, verdeutlichen den enormen Aufschwung des Wintersports mit der medialen Entwicklung nach dem Weltkrieg.“

Testimonial für den Arlberg

Schneiders Aufstieg zur frühen Ikone des Wintertourismus auf dem Arlberg steht auch im Zusammenhang mit dem jüdischen Tourismus- und Seilbahnunternehmer Rudolf Gomperz, der knapp nach 1900 für erste touristische Infrastruktur auf dem Arlberg gesorgte hatte, aber auch Schneiders Skikurse vermarktete und für die Region generell warb.

Mit dem Briten Arnold Lunn, der 1920 die modernen Regeln für Abfahrt und Slalom entwickelt hat, initiierte Schneider die bis heute ausgetragenen Kandahar-Rennen, die als wichtige Vorläufer moderner Skibewerbe gelten. Schneider wurde ebenso zum Werbe-Testimonial für den Arlberg und den Skisport - seine Vortragsreisen führten ihn in den 1930er Jahren bis nach Japan und in die USA, worüber er auch Bücher publizierte.

Konfiszierte Skischule

Für die Nazis zeigte Schneider von Beginn an keine Sympathien und übte offen Kritik, vor allem als Gomperz aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1938 auf dem Arlberg seiner Funktionen erhoben wurde. Gomperz wurde 1942 von den Nazis ermordet. Nach dem „Anschluss“ kam es zur Verhaftung Schneiders. Er saß drei Wochen in Landeck ein. Seine Skischule wurde konfisziert, und das Nazi-Regime verhängte ein Berufsverbot.

Karriere in den USA

1939 konnte Schneider dank prominenter Fürsprecher mit seiner Familie in die USA flüchten, wo man sein Wissen gut gebrauchen konnte. Schneider baute in New Hampshire am Mount Cranmore, im US-Bundesstaat New Hampshire, ein Skigebiet auf. Während des Zweiten Weltkriegs bildete er Soldaten der 10. US-Gebirgsdivision aus. Schneider blieb in den USA und verstarb im Jahr 1955 in North Conway in New Hampshire.

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