Einstimmiger Beschluss
Überraschende Wendung im Ringen um die Zukunft der insolventen Airline Niki: Flugliniengründer Niki Lauda bekommt den Zuschlag. Das teilten die beiden Insolvenzverwalter Ulla Reisch und Lucas F. Flöther Dienstagfrüh in einer gemeinsamen Aussendung mit.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
„Aus einem transparenten Bieterprozess ist heute in den frühen Morgenstunden die Laudamotion GmbH als Bestbieter hervorgegangen“, hieß es. „Der österreichische Gläubigerausschuss hat sich einstimmig für das Angebot der Laudamotion GmbH ausgesprochen. Es wird von einer kurzfristigen insolvenzrechtlichen Genehmigung der Transaktion in Österreich und in Deutschland ausgegangen.“ Zu den Details der Transaktion wurden zunächst keine Angaben gemacht.
Rechtsstreit führt zu Wende
Ursprünglich hatte die British-Airways-Mutter IAG den Kauf von Niki kurz vor dem Jahreswechsel ausgehandelt, nachdem der Kauf von Niki durch die Lufthansa an Bedenken der EU-Wettbewerbshüter gescheitert war. Doch dann brachte ein Rechtsstreit über die Insolvenz von Niki den geplanten Verkauf ins Wanken.
Das Landesgericht Korneuburg hatte vor rund einer Woche ein zweites Insolvenzverfahren in Österreich eröffnet und Bietern damit eine zweite Chance auf ein Angebot eröffnet. Der deutsche Insolvenzverwalter der Air-Berlin-Tochter Niki kündigte daraufhin an, mit seiner österreichischen Kollegin zusammen den Verkauf über die Bühne zu bringen. Die Unterschrift beider lnsolvenzverwalter soll dabei dem Erwerber Rechtssicherheit für den Vollzug des Kaufvertrages gewähren.

APA/AFP/Alex Halada
Niki Lauda übernimmt wieder das Steuerruder. Die Belegschaft hatte sich einen anderen Deal gewünscht.
Airline zog vor Bundesgerichtshof
Niki selbst hatte gegen den Beschluss des Landgerichts Berlin, dass die Insolvenz von Niki in Österreich und nicht in Deutschland abgewickelt werden müsse, Beschwerde beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe eingelegt. Ursprünglich hatte sich das Amtsgericht Charlottenburg für die Niki-Insolvenz für zuständig erklärt, weil das operative Geschäft und die Führung von Niki am Sitz der Konzernmutter Air Berlin angesiedelt gewesen seien.
Im neuen Insolvenzverfahren in Österreich war am Freitag die Frist für Angebote abgelaufen. Ausschlaggebend für den Zuschlag waren früheren Angaben der Insolvenzverwalter zufolge „der Kaufpreis, die Finanzierungsfähigkeit des Bieters sowie der Erhalt möglichst vieler Arbeitsplätze“. Unter den Interessenten war neben IAG auch der österreichische Ex-Rennfahrer Lauda, der den Ferienflieger Niki 2003 gegründet hatte.
Lauda kooperiert mit Thomas Cook
Lauda hatte gesagt, er biete zusammen mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook und dessen Flugtochter Condor. „Ich brauche einen operativen Partner, um im März fliegen zu können“, sagte Lauda der Tageszeitung „Kurier“. In Verhandlungen mit der Lufthansa habe er sich bereits 15 Flugzeuge gesichert, um bei einem Zuschlag im März den Flugbetrieb aufnehmen zu können, sagte Lauda in einem am Sonntag im „Kurier“ (Onlineausgabe) veröffentlichten Interview. Eine Entscheidung über den Käufer sollte noch am Montag fallen, doch verzögerten sich die Beratungen schließlich bis Dienstagfrüh.
Lauda: „Niki wird wieder aufleben“
„Niki wird im März 2018 als österreichischer Carrier mit Headquarter und Hub in Wien und Fokus auf den österreichischen Markt wieder aufleben“, versprach Lauda letzte Woche. „Falls mein Anbot das überzeugendste sein sollte, werden wir gemeinsam wieder Schwung in die Bude und den österreichischen und europäischen Luftverkehr bringen!“
Scharfe Kritik Laudas an deutschen Verfahren
Lauda hatte scharfe Kritik an den beiden in Deutschland durchgeführten Insolvenzverfahren geübt. So warf er den Insolvenzverwaltern Frank Kebekus (Air Berlin) und Flöther (Niki) vor, seine Angebote abgelehnt beziehungsweise ignoriert zu haben. Die International Airline Group (IAG) bzw. deren Billigflugtochter Vueling hatte vergangene Woche auf ihr unverändertes Interesse zur Übernahme wesentlicher Niki-Teile verwiesen, allerdings auch auf eine umgehende Entscheidung gedrängt. Ansonsten würde das Kaufangebot zurückgezogen.
Über die Tochterfirma Vueling hatte man im ersten Verfahren 20 Millionen Euro für Niki geboten und zusätzlich einen Kredit von 16,5 Millionen Euro für den Weiterbetrieb der Airline gegeben. Bei Niki waren zuletzt etwa 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Rund 750 von ihnen sollten übernommen werden. Interesse an Niki-Teilen hatte vor einigen Tagen auch der Billigflieger Ryanair geäußert. Von den Iren gab es zuletzt aber ebenso wenig öffentliche Äußerungen wie von anderen kolportierten Kandidaten.
Frust und Verzögerungen
Dass wegen des Wirrwarrs um die Insolvenzgerichtskompetenz der ganze Bieterprozess wiederholt werden musste - wenn auch im Eilverfahren -, hat vor allem in der Niki-Belegschaft Frust und Unsicherheit verlängert. Wäre alles nach Plan von IAG/Vueling gegangen, heißt es, hätte die Gruppe - vorbehaltlich der kartellrechtlichen Genehmigungen - schon ab Anfang Jänner den laufenden Betrieb bezahlt, auch die Gehälter. Von einem zugesagten Massedarlehen von IAG an Niki wurden in den ersten Tagen nach Abschluss des Kaufvertrags vom 29. Dezember bereits drei Millionen Euro verbraucht.
Betriebsrat: Lauda besserte Angebot nach
Niki-Betriebsratschef Stefan Tankovits hatte zuletzt erneut unterstrichen, dass die Belegschaft auf die bisherige Lösung setzt. „Wir möchten, dass Vueling bleibt und alles wie geplant über die Bühne geht“, sagte er am Freitag. Sollte Lauda den Zuschlag erhalten, werde er wohl vor einem personellen Scherbenhaufen stehen. „Dann kündigen alle 220 Piloten“, so Tankovits.
Nach jüngsten Angaben von Tankovits besserte Lauda sein Angebot aber nach, zumindest was die Mitarbeiter betrifft. Er habe sich zum Standort bekannt, Gesprächsbereitschaft über einen Kollektivvertrag signalisiert und gesagt, dass alle rund 1.000 Beschäftigten ein Angebot erhalten werden, sagte Tankovits Dienstagfrüh im Ö1-Morgenjournal.
Viele Piloten haben andere Angebote
Der Kauf beinhalte auch die Finanzierung der Gehälter bis zur Wiederaufnahme des Flugbetriebs, so Tankovits. Zwischen 1. und 12. Jänner werden die Gehälter vom Insolvenzentgeltfonds getragen. Laut Tankovits verließen bisher 50 bis 100 Flugbegleiter die Airline, sehr viele der rund 220 Piloten seien derzeit in Auswahlverfahren und hätten Angebote von anderen Fluggesellschaften. Der Belegschaftsvertreter sagte weiters, er sei nun „fast überzeugt, dass das Angebot hält“, aber „so langsam glaubt man an gar nichts mehr als Niki-Mitarbeiter“.
Links: