„Stehe zur Entscheidung“
Das französische Atomkraftwerk Fessenheim soll definitiv abgeschaltet werden. Was auf deutscher Seite für Erleichterung sorgt, macht die Menschen im Elsass wütend. Sie sorgen sich um Arbeitsplätze. Nun kommen deutsch-französische Zukunftslösungen ins Gespräch. Ein extra dafür eingesetztes Gremium soll die Schließung des umstrittenen AKW vorantreiben.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Die französische Regierung geht davon aus, dass das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim nahe der deutschen Grenze in rund einem Jahr stillgelegt wird. Der Betreiber EDF habe zuletzt von einem Ende der Anlage „Ende 2018, Anfang 2019“ gesprochen, sagte der französische Umweltstaatssekretär Sebastien Lecornu Mitte Jänner dieses Jahres. Die Entscheidung über den genauen Zeitpunkt der Schließung liege bei EDF, nicht bei der Regierung. „Ich stehe zur Entscheidung, Fessenheim stillzulegen“, sagte er.
Druckwasserreaktor statt AKW
Fessenheim ist das älteste Atomkraftwerk Frankreichs, das noch in Betrieb ist. Die beiden Reaktoren direkt an der deutschen Grenze sollen endgültig abgeschaltet werden, wenn der neue Europäische Druckwasserreaktor in Flamanville am Ärmelkanal in Betrieb geht. Nach zahlreichen Verzögerungen ist das nun zum Jahreswechsel geplant. „Sobald Flamanville in Betrieb ist, wird Fessenheim stillgelegt“, sagte Lecornu.
Jetzt gehe es nicht mehr um die Frage, ob das Kraftwerk vom Netz gehe, sondern darum, was in der Region danach geschehe, sagte der Staatssekretär in Colmar. Um Antworten darauf zu finden, hatte Lecornu am Freitag ein Steuerungskomitee ins Leben gerufen, dem Gewerkschafter, Wirtschaftsvertreter und Mitglieder der Verwaltung aus Deutschland und Frankreich angehören.
Angestellte sollen Firmen wechseln
Eines der Ergebnisse ihres ersten Austauschs: Deutsche Unternehmen entlang des Rheins hätten Schwierigkeiten, Fachkräfte zu finden, sagte Lecornu. Daher könne eventuell ein Teil der Angestellten des Kraftwerks und der Zulieferer Arbeit in Deutschland finden. Es werde eine „deutsch-französische Antwort“ auf die Beschäftigungsfrage geben. Daneben sei die deutsche Rhein-Seite schon dicht mit Unternehmen besiedelt. Deutsche Firmen hätten daher Interesse an Bauland im Elsass. Dort gebe es noch viel Platz. Jetzt müssten gute Bedingungen für mögliche Neuansiedlungen geschaffen werden, sagte Lecornu.
Gremium für Schließung eingesetzt
In Frankreich gibt es Proteste gegen die geplante Stilllegung des Kraftwerks mit rund 1.200 Mitarbeitern. In französischen Medien ist von 2.200 Arbeitsplätzen die Rede, die direkt oder indirekt an der Anlage hängen. Allerdings hat die französische Regierung ein Gremium eingesetzt, um die Schließung voranzutreiben.
In Deutschland überwiegen indes Sicherheitsbedenken. Kritiker fordern schon länger die Abschaltung der Anlage. Denn dort gab es wiederholt Zwischenfälle. Wegen Problemen mit einem Dampfgenerator ist der Reaktor 2 seit Juni 2017 abgeschaltet. „Fessenheim ist so gefährlich, dass das AKW sofort vom Netz muss“, sagte die grüne deutsche Bundestagsabgeordnete Sylvie Kotting-Uhl. Der Meiler genüge nicht einmal den europäischen Mindestanforderungen für Alt-AKWs. „Stünde er auf deutscher Seite, würde er unverzüglich abgeschaltet werden.“
Links: