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Neues Rekordhoch bei Reichen

82 Prozent des im vergangenen Jahr erwirtschafteten Vermögens sind in die Taschen des reichsten Prozents der Weltbevölkerung geflossen - das geht aus einem im Jänner 2018 veröffentlichten Bericht der Entwicklungshilfeorganisation Oxfam mit dem Titel „Reward Work, not Wealth“ („Belohnt Arbeit, nicht Reichtum“) hervor. Die Zahl der Milliardäre erreichte im vergangenen Jahr unterdessen ein Rekordhoch.

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2016 und 2017 kam „alle zwei Tage ein neuer Milliardär hinzu“, wie Oxfam mit Verweis auf die erstmals 1987 veröffentlichte Milliardärsliste des US-Magazins „Forbes“ feststellt. Seien es vor 30 Jahren noch 140 Milliardäre mit einem Gesamtvermögen von 295 Milliarden Dollar (241,1 Mrd. Euro) gewesen, so seien 2017 2.043 Milliardäre mit insgesamt 7,7 Billionen Dollar auf der Liste vertreten - laut Oxfam ein Rekordhoch.

Ungleichgewicht angeprangert

„Das reichste Prozent der Weltbevölkerung besitzt weiterhin mehr Vermögen als der gesamte Rest“, so die Hilfsorganisation. Die „3,7 Milliarden Menschen, die die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen“, würden hingegen nicht vom Vermögenswachstum profitieren. Ungleichheit aber gefährde die Demokratie und trage zur Kluft in der Gesellschaft bei, so Oxfam-Expertin Ellen Ehmke. Wer arm sei, beteilige sich seltener an politischen Prozessen oder unterstütze „Anti-Establishment“-Parteien wie etwa in Deutschland die AfD. Zudem werde die extreme Armut gefördert. „Ungleichheit ist Gift für unsere Gesellschaft“, sagte Ehmke.

Steuertricks angeprangert

Einen Grund für dieses Ungleichgewicht sieht Oxfam in der „Steuervermeidung von Konzernen und Superreichen“. Das „reichste Prozent der Bevölkerung“ drücke sich durch „Steuertricks um Steuerzahlungen von etwa 200 Milliarden Dollar pro Jahr“. Den Entwicklungsländern hingegen, kritisiert die Hilfsorganisation weiter, entgingen durch diese Tricks mindestens 170 Mrd. Dollar an Steuereinnahmen pro Jahr - „mehr als die gesamte weltweite Entwicklungshilfe (145 Mrd. Dollar/Jahr)“.

„Konsequente Ausbeutung von Frauen“

Jörn Kalinski, Kampagnenleiter von Oxfam Deutschland, prangerte in der Aussendung zudem an, dass das derzeitige Wirtschaftssystem „auf der konsequenten Ausbeutung von Frauen“ basiere. Sie würden „geringer bezahlt“ als Männer und seien „überproportional häufig in schlecht bezahlten Berufen und in unsicheren Arbeitsverhältnissen vertreten“. Schätzungen zufolge leisteten Frauen jährlich „unbezahlte Pflege- und Sorgearbeit“ im Umfang von zehn Billionen Dollar, so Kalinski.

Oxfam fordert deshalb von den politisch Verantwortlichen, die „Steuervermeidung von Konzernen und Superreichen“ zu stoppen, „faire Einkommen und gleiche Chancen für Frauen und Männer“ durchzusetzen und „in Bildung und Gesundheit für alle“ zu investieren.

Steuerwettlauf „Gift für Gesellschaft“

Kritik übte Oxfam an der jüngsten Steuerreform in den USA. Für das daraus zu erwartende Defizit müssten künftige Generationen sowie vermutlich die ärmeren Teile der Bevölkerung geradestehen, während die ohnehin wohlhabenderen Anteilseigner die Gewinne abschöpften. Oxfam-Steuerexperte Tobias Hauschild warnte daher andere Staaten davor, als Reaktion auf die US-Reform ebenfalls die Steuersätze zu senken. „Ein Steuerwettlauf ist Gift für die Gesellschaft“, sagte er.

Fortschritt bei Bekämpfung extremer Armut

Mit Blick auf Zahlen der Weltbank lobte Oxfam indes Fortschritte bei der Bekämpfung der extremen Armut. Die Zahl der Menschen, die weniger als 1,90 Dollar pro Tag zur Verfügung haben, habe sich zwischen 1990 und 2010 halbiert und sei seitdem weiter gesunken. Allerdings habe die zunehmende Einkommensungleichheit verhindert, dass deutlich mehr Menschen aus extremer Armut entkommen konnten. Ein großes Problem sieht Oxfam in fehlender flächendeckender Bildung und öffentlicher Gesundheitsversorgung. Hierzulande hätten es Kinder aus einkommensschwachen Familien schwer, denselben Bildungsstand zu erreichen wie Kinder von Besserverdienern.

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