Gefängniskonzerte als gängiges Format
Frank Sinatra hat ebenso in Haftanstalten konzertiert wie B. B. King und The Sex Pistols. Aber auch Künstler wie Österreichs oberste Rock-’n’-Roll-Formation Wanda, Voodoo Jürgens und auch der deutsche Nuschelrapper Jan Delay saßen in musikalischer Hinsicht bereits ein, wobei es mitunter skurrile Pannen gab.
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Im Fall des Konzerts des deutschen Hip-Hop-Stars Jan Delay im Hamburger Untersuchungsgefängnis am Holstenglacis im Sommer 2015 wurde nicht das musikalische Ereignis zum Medienthema, sondern die Sicherheit.
Gefilmte Schlüssel
Weil sich der NDR, der Delays Auftritt vor Häftlingen filmte, nicht an eine Sicherheitsvereinbarung hielt, trotz Verbots einen der in der Justizanstalt verwendeten Spezialschlüssel filmte und die Aufnahmen tags darauf in einem Beitrag sendete, mussten sämtliche Schlüssel getauscht werden. In Summe waren es rund 600 Stück.
Die zuständige deutsche Justizbehörde bekräftigte damals, dass zu keinem Zeitpunkt ein Sicherheitsrisiko bestanden habe und dass der Tausch aller Schlüssel der Anstalt keine Besonderheit sei, sondern aus Sicherheitsgründen regelmäßig praktiziert werde. Bekannt wurde die Sicherheitspanne durch die „Bild“-Zeitung.
Strukturierte Freizeitgestaltung
Ein halbes Jahrhundert nach Johnny Cashs „At Folsom Prison“ bedeuten Gefängniskonzerte ein Musikformat, das auch in österreichischen Gefängnissen längst zur gängigen Praxis gehört. „Als strukturierte Form der Freizeitgestaltung“, wie es das österreichische Justizministerium formuliert, bieten die Justizanstalten vierteljährlich Lesungen, Theateraufführungen und Konzerte an.
Wobei in der oberösterreichischen Justizanstalt Garsten mitunter besonders prominente Künstler zu Gast sind. Vor zwei Jahren spielten Wanda in Garsten. Erst im vergangenen Dezember hat Voodoo Jürgens dort aufgespielt. Mit sakralem Bühnenbild: Die Bands treten in Garsten in der Gefängniskapelle auf.
Kulturinitiative als treibende Kraft
Organisiert werden die kulturellen Aktivitäten in der oberösterreichischen Justizanstalt von der Kulturinitiative „Drinnen und draußen“, die seit dem Jahr 2010 aktiv ist. Zu den ersten musikalischen Gästen zählten damals Willi Resetarits und Erika Pluhar.
Auch der deutsche Liedermacher Konstantin Wecker, Volksmusikikone Franz Posch, Schlagwerkweltstar Martin Grubinger, das String Spring Quartett, Indiepop von Catastrophe and Cure und die zeitgenössische Volksmusikdeutung von Alma waren bereits in Garsten zu hören. Die Künstler spielen jeweils zwei Konzerte: untertags für die Insassen der Haftanstalt, abends für gewöhnliche Konzertgeher.
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