Spezialschiffe sollen Ölpest verhindern
Seit drei Tagen steht der Öltanker „Sanchi“ vor der chinesischen Küste in Flammen. Peitschende Winde, hohe Wellen und giftige Rauchgase erschwerten am Dienstag die Löscharbeiten der Rettungskräfte. Auch die Suche nach den vermissten 31 Besatzungsmitgliedern komme nicht voran, teilte das Verkehrsministerium in Peking mit. Am Vortag war die Leiche eines Seemannes geborgen worden.
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Der iranische Tanker war am Samstag rund 300 Kilometer östlich der Hafenstadt Schanghai mit einem chinesischen Getreidefrachter kollidiert. Seither treibt die 274 Meter lange „Sanchi“ in Flammen und in Schieflage im Ostchinesischen Meer. Es bestehe die Gefahr, dass das unter der Flagge Panamas fahrende Schiff explodiert und untergeht, warnten Experten.

APA/AFP/Transport Ministry of China
Der iranische Öltanker „Sanchi“ steht seit Tagen in Flammen. Das Wetter erschwert die Löscharbeiten
Die „Sanchi“ hatte 136.000 Tonnen Kondensat, ein sehr hochwertiges Leichtöl, geladen. Bei Berührung mit Wasser verdunstet es sehr schnell, das entstehende Gas ist hochexplosiv und giftig. Wie viel davon bereits aufgelaufen ist, war unklar. „Solange das Schiff in Brand steht, ist zu erwarten, dass viel Öl verbrennen wird, anstatt ins Wasser zu gelangen“, teilte Greenpeace Ostasien mit. „Wenn das Schiff allerdings sinkt, bevor das Öl verbrannt ist, wird der Reinigungsprozess extrem schwierig.“
Experte warnt vor Folgen für die Tierwelt
Nach Angaben des Außenministeriums in Peking sind rund ein Dutzend Schiffe im Unglücksgebiet im Einsatz. Obwohl noch kein „dicker Ölteppich“ gesichtet worden sei, seien vorsorglich auch Spezialschiffe, die eine Ölpest bekämpfen könnten, in Stellung gebracht worden. Schutzanzüge, Atemmasken und Messgeräte wurden zum Unglücksort geschickt, und mit Reinigungsarbeiten sei bereits begonnen worden, da der Tanker leckgeschlagen sei.
Mit Blick auf eine drohende Umweltverschmutzung zog unter anderem BBC einen Vergleich mit dem 1991 ebenfalls in Brand geratenen Öltanker „ABT“. Aus dem vor der Küste vor Angola gesunkenen Schiff liefen Schätzungen zufolge zwischen 49.000 und 255.000 Tonnen Rohöl aus. Noch mehr Öl verlor der in Liberia registrierte Öltanker „Atlantic Empress“. Nach einer Kollision mit dem Tanker „Aegean Captain“ in der Karibik im Jahr 1979 gelangten fast 290.000 Tonnen Rohöl ins Meer.
Gegenüber dem „Guardian“ warnte Dave Tickner von der Naturschutzorganisation World Wide Fund for Nature (WWF) vor einem Ölaustritt. „Die Folgen einer solchen Katastrophe für die Umwelt könnten schlimmer nicht sein“, sagte er. Wenn sich das Leichtöl bis zur Flussmündung des Jangtsekiang (längster Fluss Chinas) ausbreite, sei mit schwerwiegenden Konsequenzen für die dort ansässigen Tiere zu rechnen. „Wir müssen dringend Maßnahmen ergreifen, um die Verschmutzung zu beseitigen und sicherzustellen, dass die Folgen für die Umwelt begrenzt sind.“

Grafik: APA/ORF.at
Suche nach Vermissten
Die chinesischen Behörden weiteten unterdessen die Suche nach 31 vermissten Besatzungsmitgliedern des Tankers aus. 13 Rettungsboote seien „ununterbrochen“ auf der Suche, teilte das Verkehrsministerium mit. Ein Rettungsteam der südkoreanischen Küstenwache musste wegen des Feuers fast fünf Kilometer Abstand halten. Bei dem am Montag geborgenen Toten handelt es sich Medienberichten zufolge um eines der Besatzungsmitglieder.
An der Suche war zunächst auch ein in der japanischen Hafenstadt Okinawa beheimatetes Aufklärungsflugzeug der US-Marine beteiligt. Die Ursache der Kollision ist bisher nicht geklärt. Der beteiligte chinesische Frachter „Crystal“, der 64.000 Tonnen Getreide geladen hatte, trug geringe Schäden davon. Alle 21 chinesischen Seeleute an Bord wurden laut offiziellen Angaben gerettet.
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