Noch Hoffnung trotz schlechter Aussichten
Die Zukunft der Schokolade ist alles andere als gesichert. Klimatische Veränderungen und Pflanzenschädlinge setzen der Kakaoproduktion zu. Um den Kakaobestand zu retten, wollen ein US-Genforschungsinstitut und der Süßwarenhersteller Mars nun die „Genschere“ einsetzen. Durch sie sollen Kakaopflanzen gezüchtet werden können, die existierenden und zukünftigen Bedrohungen standhalten.
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„CRISPR/Cas9“ heißt die Methode, mit der Wissenschaftler defekte DNA-Teile ersetzen und neue Gensequenzen einfügen können. Die „Genschere“ gilt als große Hoffnung in der Behandlung von Erbkrankheiten beim Menschen, doch auch ihr Einsatz in der Landwirtschaft birgt laut Wissenschaftlern enormes Potenzial.

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Ein Kakaobauer drückt auf seinem Hof in Mbau (DR Kongo) Kakaobohnen in ein Loch, um sie dort zu gären
Bei den Kakaopflanzen soll die Methode Immunität gegenüber Pflanzenkrankheiten, die durch Viren oder Pilze verursacht werden, entwickeln. Insgesamt soll die Gentechnik die weltweite Nahrungsmittelversorgung garantieren, die mit einer steigenden Bevölkerung und dem Klimawandel konfrontiert ist, schreiben die Forscher des Innovative Genomics Institute (IGI), ein Zusammenschluss der University of California in Berkeley und San Francisco, am Dienstag in einer Onlineaussendung.
In Westafrika bis 2050 über zwei Grad wärmer
Vor den Folgen des Klimawandels auf die Kakaoproduktion warnte bereits eine 2016 publizierte Studie der US-Wetterbehörde NOAA. Sie bezog sich wiederum auf Recherchen des Weltklimarats (IPCC) aus 2014, in denen Forscher vor einem Temperaturanstieg um 2,1 Grad bis 2050 in Westafrika warnen - „wenn alles weiterläuft wie bisher“.
Bis zu 90 Prozent der Kakaoanbaugebiete könnten dann nicht mehr bewirtschaftet werden, so der IPCC weiter. Die klimatische Änderung würde dabei erst die nächste Generation von Kakaobauern treffen, „es ist noch Zeit für eine Anpassung“, betonten die Forscher damals.

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Kakaoschoten auf einer Farm südwestlich von Quito in Ecuador
Dass der Kakao infolge der steigenden Temperaturen in 40 Jahren aussterben könnte, wie etwa das Onlinemagazin Business Insider vor wenigen Tagen titelte, wird sich den Forschern der IGI zufolge „wahrscheinlich nicht“ bewahrheiten.
Fehlender Regen setzt Pflanzen zu
Mehr als die Hälfte der Kakaoernte stammt aus Ghana und der Elfenbeinküste. Die Kakaopflanze gedeiht nur unter speziellen Bedingungen, etwa bei hoher Luftfeuchtigkeit, wie sie im Regenwald zu finden ist. Sollte der Klimawandel fortschreiten, wird die Kakaopflanze nicht allein nur durch Trockenheit bedroht, sondern vor allem durch den fehlenden Regen, der laut US-Wetterbehörde durch die steigenden Temperaturen in Westafrika zu erwarten ist.
Höhere Anbaugebiete unter Naturschutz
Laut IPCC werden die steigenden Temperaturen die Kakaoproduzenten auch dazu zwingen, mit ihren Plantagen in höhere Gebiete zu ziehen. In der Elfenbeinküste und Ghana könnte die Kakaoproduktion von 100 bis 250 Meter auf 450 bis 500 Meter über den Meeresspiegel steigen. Problematisch daran ist, dass manche der höher gelegenen Gebiete unter Naturschutz stehen. Hier müssten sich Kakaoproduzenten entscheiden: den globalen Bedarf sättigen oder den natürlichen Lebensraum erhalten, so die Forscher.
Eine andere Strategie, um sich den veränderten Bedingungen anzupassen, sei das Anbauverfahren „Cabruca“, bei der Bäume um die Kakaopflanzen gepflanzt werden, die Schatten spenden und vor Wind schützen sollen. Die Maßnahmen seien nicht alleine für den Konsumenten wichtig, sondern auch für die weltweit knapp 50 Millionen Menschen, deren Lebensunterhalt davon abhängt, so die Forscher von NOAA.
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