Wiederholte Unwahrheiten
Seit Start seiner Amtszeit am 20. Jänner 2017 bis zum Jahresbeginn 2018 hat US-Präsident Donald Trump insgesamt 1.950-mal die Unwahrheit verbreitet. Das zeigt eine am Dienstag von der „Washington Post“ veröffentlichte Bilanz. Besonders gerne verdrehte Trump demnach die Fakten bei einem seiner politischen Lieblingsthemen: „Obamacare“.
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In verschiedenen Variationen habe Trump bisher 61-mal fälschlicherweise behauptet, der Patient Protection and Affordable Care Act (PPACA), der den Zugang zur Krankenversicherung regelt, sei „im Grunde tot“, berichtete die Zeitung. Seit seinen erfolglosen Versuchen, „Obamacare“ abzuschaffen, wiederholt Trump diese Unwahrheit laut „Washington Post“ nicht mehr so häufig.
Die größte Steuerentlastung aller Zeiten?
Ebenfalls 61-mal beanspruchte Trump zu Unrecht für sich, Jobs geschaffen und Investitionen von Unternehmen in den USA gesichert zu haben. Auch die 53-mal vom Präsidenten aufgestellte Behauptung, seine Steuerreform bringe die größten steuerlichen Entlastungen aller Zeiten, hält einem Faktencheck nicht stand.
In einer Grafik, die die „Washington Post“ online veröffentlichte, zeigt sich zudem, dass Trump auch besonders oft die Unwahrheit verbreitete, wenn es um die Russland-Kontakte seines Wahlkampfteams und die Aufarbeitung der entsprechenden Politaffäre ging.
Wahlkämpfer Trump vs. Präsident Trump
Trump neigt laut „Washington Post“ generell dazu, sich zu wiederholen. Mehr als 60 Falschbehauptungen habe er bisher drei- oder viermal wiedergegeben. Insgesamt hat der Republikaner laut dem Blatt in seinen ersten 347 Tagen im Amt durchschnittlich 5,6 falsche Behauptungen pro Tag aufgestellt.

Reuters/Lucas Jackson, Stelios Varias
Publikum bei Trumps Amtseinführung 2017 (links) und Obamas Amteinführung 2009: Schon an Trumps erstem Tag als Präsident nahmen er und sein Team es nicht so genau mit den Fakten
Das Blatt verglich auch, wie Trump mit seinen während des Wahlkampfs getätigten Aussagen umging. So erklärte er damals, die US-Arbeitslosenstatistik sei gefälscht und die wahre Arbeitslosenrate liege bei 42 Prozent. Tatsächlich lag sie zum Zeitpunkt seines Amtsantritts bei 4,6 Prozent, so tief wie zuletzt vor einer Dekade - worauf Trump ungeachtet seiner Wahlkampfsager nun immer wieder stolz hinweist.
85-mal habe der Präsident bisher die Kursgewinne an den Börsen bejubelt, so die „Washington Post“. Obwohl die Entwicklung schon unter Trumps Vorgänger Barack Obama ihren Ausgang nahm, stellte Trump auf Twitter immer wieder einen Zusammenhang her zwischen seinem Amtsantritt und der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten. Und: Im Wahlkampf hatte Trump laut der Zeitung wiederholt von einer „Blase“ an den Börsen gesprochen, die platzen werde, sobald die US-Zentralbank Fed die Zinsen erhöhe (was seit der US-Präsidentschaftswahl dreimal passierte und keine negativen Auswirkungen auf die Kurse hatte).
2.000er-Marke könnte fallen
Geht es in diesem Tempo weiter, könnte Trump bis zu seinem Amtsjubiläum am 20. Jänner die Marke von 2.000 aufgestellten Falschbehauptungen knacken, resümierte die „Washington Post“. Allein in einem halbstündigen Interview mit Trump, das die „New York Times“ („NYT“) Ende Dezember veröffentlichte, wiesen die Faktenchecker der „Washington Post“ mindestens 24 Unwahrheiten nach.
Trump setzt Feldzug gegen Medien fort
Trump setzte indes seinen Feldzug gegen die von ihm als „Fake News“ angeprangerte Berichterstattung der US-Medien fort. Auf Twitter teilte er am Dienstagabend (Ortszeit) mit, dass er am Montag „PREISE FÜR DIE UNEHRLICHSTEN & KORRUPTESTEN MEDIEN DES JAHRES“ verkünden werde. Dabei gehe es „um unehrliche und schlechte Berichterstattung in verschiedenen Kategorien“, schrieb Trump. „Bleibt eingeschaltet!“ Nur Minuten später legte er seinen Twitter-Followern ans Herz, sich eine bestimmte Sendung des konservativen US-Senders Fox News anzuschauen.
Zuvor hatte Trump am Dienstag auf Twitter seine Glückwünsche an die Adresse des neuen Herausgebers der „New York Times“ mit einer Mahnung verbunden. Er gratuliere A. G. Sulzberger (37), schrieb Trump. Allerdings sei dieses die letzte Chance der „scheiternden“ Zeitung, die Vision ihres Gründers Adolph Ochs zu erfüllen. Demnach sollten Nachrichten unabhängig sowie ohne Furcht oder Gewogenheit verbreitet werden - das „GEWOGENHEIT“ setzte Trump in Großbuchstaben. Trump schrieb, das Blatt solle sich von all seinen „gefälschten oder nicht existenten Quellen“ trennen und den Präsidenten der USA „FAIR“ behandeln.
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