Mutmaßlicher bosnischer Kriegsverbrecher festgenommen
Deutsche Polizeispezialkräfte haben gestern auf dem Münchner Flughafen einen mutmaßlichen Kriegsverbrecher aus Bosnien-Herzegowina festgenommen. Die Behörden des Balkan-Landes werfen dem 50-Jährigen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor, wie das Bayerische Landeskriminalamts (LKA) heute mitteilte.
Als Mitglied der Polizei soll er während des Bosnien-Kriegs (1992 bis 1995) an Folter und Tötungsdelikten beteiligt gewesen sein. Interpol Sarajevo hatte nach dem Mann gefahndet und sich an die deutschen Behörden gewandt, nachdem Hinweise eingegangen waren, dass sich der 50-Jährige im Bundesland Bayern aufhalten könnte.
Der mutmaßliche Kriegsverbrecher sitzt nun in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München. Dort wartet er auf die Prüfung des Auslieferungsersuchens der bosnisch-herzegowinischen Behörden durch das Oberlandesgericht München.
25 Bosnier wegen Kriegsverbrechen angeklagt
Unterdessen klagte die serbische Staatsanwaltschaft in Sarajevo 25 ehemalige bosnische Polizei- und Militärangehörige wegen Kriegsverbrechen gegen serbische Zivilisten und Gefangene. Elf ehemalige Mitglieder der bosnischen Armee werden beschuldigt, an einem Angriff auf das serbische Dorf Cemerno nördlich von Sarajevo mit 30 Toten beteiligt gewesen zu sein.
Weitere 14 frühere Polizisten und Soldaten sollen Kriegsverbrechen an Dutzenden Zivilisten in der südlichen Region Konjic verübt haben. Neben Mord wird den Beschuldigten nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem auch Folter vorgeworfen. Unter den Festgenommenen ist auch der Militärattache der bosnischen Botschaft in den Niederlanden.
Serbische Opferorganisationen werfen der bosnischen Justiz immer wieder vor, die Verbrechen gegen Serben im Bosnien-Krieg nicht ausreichend zu verfolgen. Sie zeigten sich entsetzt, als im Oktober der ehemalige Kommandant bosnisch-muslimischer Truppen, Naser Oric, freigesprochen wurde. In dem Konflikt wurden etwa 100.000 Menschen getötet.