Übernahme im zweiten Halbjahr erwartet
Die Deutsche Telekom baut ihr Geschäft in Österreich mit einer Milliardenübernahme aus. T-Mobile Austria übernimmt die Österreich-Sparte des Kabelnetzbetreibers Liberty Global, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Die Sparte UPC Austria mit ihren 654.000 Kunden werde dabei mit rund 1,9 Milliarden Euro bewertet.
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Der Verkauf muss noch von den Behörden genehmigt werden. T-Mobile Austria erwartet den Abschluss der Übernahme im zweiten Halbjahr 2018. Die erforderlichen Unterlagen sollen den Wettbewerbsbehörden und dem Telekomregulator in den nächsten Wochen übermittelt werden.
Damit baut der zweitgrößte heimische Mobilfunker vor allem seine Infrastruktur deutlich aus. UPC Austria betreibt in einigen dichter besiedelten Regionen Österreichs, vor allem in Wien, ein Glasfasernetz, das sowohl Betriebe als auch Privatkunden versorgt. Diese wird auch für den Aufbau des nächsten Mobilfunkstandards 5G verwendet werden, wie T-Mobile in einer Aussendung schrieb.
T-Mobile will Druck auf A1 erhöhen
Mit dem Zukauf des Kabelbetreibers will der Mobilfunker auch den Druck auf den derzeitigen Marktführer A1 erhöhen. „Die Integration von UPC Austria mit einem eigenen Leitungsnetz als auch die TV- und Entertainmentangebote werden uns zu einem starken Konkurrenten für den derzeitigen Marktführer A1 machen“, so T-Mobile-Österreich-Chef Andreas Bierwirth. Dazu dürfte es aufgrund der großen Konkurrenz auf dem heimischen Markt nicht mehr ausreichen, nur das Mobilfunkangebot zu erweitern. Stattdessen wird auf mehrere Dienste aus einer Hand gesetzt.
Österreich-Geschäft für Liberty nicht wesentlich
Auch der US-Kabelnetzbetreiber zeigt sich mit dem Geschäft zufrieden. „Der Zusammenschluss von UPC Austria und T-Mobile Austria ist einer der größten Deals der vergangenen zehn Jahre in Österreich“, so Eric Tveter, Chef des Markts in Mitteleuropa bei Liberty Global, in einer Aussendung am Freitag. Der von T-Mobile Austria gebotene Kaufpreis unterstreiche die „hohe Kompetenz“ von UPC Austria auf dem österreichischen Markt. Das Österreich-Geschäft hat für Liberty Global jedoch keine große Bedeutung. 2016 steuerte es nicht einmal zwei Prozent zum Konzernumsatz von rund 19 Milliarden Dollar (rund 16 Mrd. Euro) bei.
„Mit diesem Kauf setzt die Deutsche Telekom einen weiteren großen Schritt bei der Umsetzung ihrer Strategie, in unserem europäischen Footprint ein komplett konvergenter Operator zu werden“, so Srini Gopalan, Europavorstand der Deutschen Telekom, in einer Aussendung. Das übernommene Kabelnetzwerk sei „ein perfektes Match“.
Mitarbeiter werden übernommen
In einer Aussendung machte UPC Austria auch Angaben zu den Mitarbeitern. In Österreich beschäftigt das Unternehmen rund 1.000 Menschen, der neue Eigentümer wird sämtliche Verträge übernehmen. Unklar ist bis jetzt, wie sich das Geschäft auf Kunden auswirken wird: Nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters soll T-Mobile die Marke UPC für bis zu drei Jahre nutzen können, über vier Jahre soll Liberty Global noch technische Dienstleistungen zur Verfügung stellen.
Liberty Global ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Anbieter von TV-Kabelnetzangeboten. Das Unternehmen mit seinen rund 41.000 Mitarbeitern ist in mehr als 30 Ländern aktiv. Die Österreich-Sparte hat im dritten Quartal mit einem Umsatzplus von 2,8 Prozent und 87,8 Millionen Euro abgeschlossen.
Ball liegt bei Wettbewerbsbehörde
Nach der Ankündigung der Übernahme liegt der Ball nun bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Da es voraussichtlich zu keiner Übertragung von Mobilfunkfrequenzen kommen werde, seien weder die Rundfunk und Telekom Regulierungsbehörde (RTR) noch die Telekom-Control-Kommission (TKK) im konkreten Fall zuständig, erklärte die RTR am Freitag.
Am Wort seien nun die BWB und die EU-Kommission, entscheidend seien die Umsätze der beteiligten Unternehmen, teilte die RTR in einer Aussendung mit. „Wir gehen davon aus, dass die zuständige Wettbewerbsbehörde den Fall sorgfältig prüfen wird. Die RTR steht ihr dabei natürlich zur Verfügung, da wir den Markt am besten kennen“, sagte RTR-Geschäftsführer Johannes Gungl.
Die Übernahme wird nach Ansicht des Regulators zwar die Stellung von T-Mobile im Wettbewerb mit A1 und „3“ stärken, insgesamt steige aber auch die Marktkonzentration. „Diese muss man sehr genau beobachten. Gleichzeitig besteht aber die Chance auf einen verstärkten Breitbandausbau und die Steigerung der Glasfaserinvestitionen.“
Bisher kaum Überschneidungen
Die Geschäftsfelder von UPC und T-Mobil haben sich bisher kaum überschnitten. Durch die Übernahme entsteht neben A1 Telekom Austria und Hutchison („3“) ein weiterer integrierter Betreiber. Hutchison hat unlängst Tele2 übernommen, die vor allem im Festnetz aktiv war. Bisher war UPC der zweitgrößte Anbieter von Breitbandinternet über das Festnetz nach A1. Im Mobilfunkmarkt kämpften T-Mobile und „3“ um Platz zwei hinter A1.
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