Intrigen, Sex und Staatsräson
Ganz viel Liebe, Herzschmerz und als Thriller inszeniertes politisches Intrigenspiel: Robert Dornhelms zweiteilige ORF-Produktion „Maria Theresia“ wäre auch eine gute Seifenoper geworden. Also heißt es am 27. und 28. Dezember um 20.15 Uhr in ORF2: Kekse wegpacken, Popcorn holen und nach dem Weihnachtsstress die Füße hochlagern.
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Dornhelm selbst sagt: „Es ist eine Liebesgeschichte. Ich wollte einen Unterhaltungsfilm der Maria Theresia machen.“ Dass es auch am Filmset und nicht nur in der Handlung gefunkt hat, darf bezweifelt werden angesichts der babylonischen Verhältnisse. Denn die zahlreichen ungarischen Darsteller sprachen ihren Text auf Ungarisch und wurden deutsch synchronisiert, während die Österreicher auf Deutsch sprachen und ihrerseits ungarisch synchronisiert wurden.
Die TV-Produktion ist der Abschluss des multimedialen Programmschwerpunkts des ORF anlässlich des 300. Geburtstags von Maria Theresia und wird von einer zu diesem Anlass noch einmal ausgestrahlten „Universum History“-Doku über Maria Theresia flankiert (ORF2, 28.12., 22.30 Uhr). Dornhelms Epos jedenfalls widmet sich vor allem den jungen Jahren der Kaiserin - und die hatten es in sich.

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Marie-Luise Stockinger als Maria Theresia, im Hintergrund Julia Stemberger als Hofdame
Ölschinken und eine Mutter im Öl
Die junge Maria Theresia (Burgtheater-Schauspielerin Marie-Luise Stockinger) sieht ihren Lebensweg klar vor sich. Sie wird Franz Stephan von Lothringen (Vojtech Kotek) heiraten, in den sie seit Kindertagen verliebt ist. Vorerst scheint dem nichts im Wege zu stehen, auch ihr Vater Kaiser Karl VI. (Fritz Karl) unterstützt ihre Pläne. Doch als sich immer mehr abzeichnet, dass ihre Mutter Elisabeth (Zuzana Stivinova) dem Reich keinen männlichen Thronfolger mehr gebären wird, ändern sich die Vorzeichen.
Ein, wenn auch tragischer, Sidegag ist die dauerbesoffene Mutter - die Ölschinken mit nackten Frauen auffahren lässt, damit ihr Gatte beim Sex in Stimmung kommt. Das gelingt zwar leidlich, aber mit verhärteter Leber und in fortgeschrittenem Alter wird man eben nicht so leicht schwanger.
„Nur eine Frau“
Plötzlich ist Maria Theresia die Anwärterin auf den Thron und damit der Mann an ihrer Seite von wesentlicher politischer Bedeutung. Besonders der allmächtige Prinz Eugen (Karl Markovics) wähnt Franz Stephan als zu schwach, um über das Habsburger-Reich herrschen zu können, und hat jemand ganz anderen als Heiratskandidaten im Auge. Niemand zieht auch nur einen Moment in Erwägung, dass Maria Theresia selbst als Herrscherin die Geschicke des Landes lenken könnte. Schließlich ist sie „nur eine Frau“.
Doch da hat sich der Hof in der eigensinnigen und willensstarken jungen Erzherzogin getäuscht. Heimlich lässt sich Maria Theresia von ihrem Lehrer Gottfried Spannagel (Cornelius Obonya) in die Regierungsgeschäfte einweisen. Mit einem geschickten Schachzug weiß sie bald ihr Schicksal wieder selbst in die Hand zu nehmen. Auch wenn sie zum Erreichen ihrer Ziele noch so manches Hindernis nehmen muss.

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Vojtech Kotek als Franz Stephan von Lothringen; offene Beziehungen waren schon damals kein Zuckerschlecken
Truppen gegen Sex?
Aus dem Eheglück mit Franz Stephan in der Toskana gerissen, findet sich Maria Theresia nach dem Tod Karls VI. plötzlich als dessen Nachfolgerin auf dem Thron. Die über sie hereinbrechenden Staatsgeschäfte überfordern die junge Frau, und der vernachlässigte Franz Stephan geht bald eigene Wege. Die Feinde Österreichs halten die Zeit für die Zerschlagung von Maria Theresias Reich gekommen, und selbst der Hof wendet sich nicht ohne Spott von ihr ab. Scheinbar am Tiefpunkt angekommen, weiß Maria Theresia einmal mehr, sich ihrem Schicksal aus eigener Kraft zu stellen.
In Elisa Fritz (Tatiana Pauhofova), die bisher mehr ihrem Gatten zugewandt schien, findet sie eine treue Verbündete, die die Stimmung am Hof ab nun zu ihren Gunsten lenkt. Und in Graf Kinsky (Alexander Barta), der ihr ob seiner vermeintlichen Nähe zum verstorbenen Prinzen Eugen bisher verhasst war, erkennt sie letztlich einen klugen politischen Berater. Als dennoch von allen Seiten Krieg über das Land hereinbricht, sucht Maria Theresia Unterstützung bei den Ungarn. Der charismatische Graf Nikolaus Esterhazy (Balint Adorjani) stellt ihr seine Hilfe in Aussicht, will ihr Herz erobern - und vor allem ihre Gunst im Bett.
Es geht drunter und drüber
Ein Gatte, der mit jeder zweiten Frau am Hof schläft, eine Kaiserin, die drauf und dran ist, sich für ihr Reich zu prostituieren, der intrigante Adel und immer wieder zwischendurch ein sterbendes Kleinkind: Wenn das kein Stoff für lukullisch-tragische Fernsehunterhaltung ist, der sogar „Sinha Moca“ und „Die Sklavin Isaura“ in den Schatten stellt, noch dazu in dieser Starbesetzung, dann soll der Blitz in Schönbrunn einschlagen.
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