Erster Auftritt am Dienstag
Schon am Dienstag nach der ersten Ministerratssitzung soll der „neue Stil“ der Koalition von ÖVP und FPÖ sichtbar werden. Das von Bruno Kreisky seinerzeit eingeführte Pressefoyer, das im Laufe der Regierungen schon zahlreiche Variationen erfahren hat, soll dann von einem Regierungssprecher bestritten werden. Als fast logischer Kandidat übernimmt der Spitzendiplomat Peter Launsky-Tieffenthal den Job.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Der 60-Jährige kann bereits auf eine steile Karriere mit zahlreichen Höhepunkten zurückblicken. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften war er zunächst im Bankbereich in London tätig, unter anderem bei der International Finance Corporation. 1985 trat er in den auswärtigen Dienst ein. Erste Stationen waren die Botschaften in Washington, Neu-Dehli und Riad.
Aus den USA zu Klestil und retour
In Washington lernte der Diplomat den damaligen Botschafter und späteren Bundespräsidenten Thomas Klestil kennen. Als Klestil, von der ÖVP als Bundespräsidentschaftskandidat nominiert, nach gewonnener Wahl in die Hofburg einzog, engagierte er Launsky-Tieffenthal als persönlichen Sekretär.

APA/Außenministerium/Dragan Tatic
Launsky-Tieffenthal stammt aus Wien
Danach wechselte dieser wieder ins Außenministerium und amtierte von 2000 bis 2004 als österreichischer Generalkonsul in Los Angeles. Zurück in Wien übernahm Launsky-Tieffenthal den Bereich Krisenmanagement und Bürgerservice im Außenministerium und war zwischen 2007 und 2012 auch Pressesprecher im Außenministerium.
Topjob bei der UNO
In dieser Zeit wurde der Spitzendiplomat auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Immer wenn Österreicher im Ausland in Gefahr waren, etwa bei Geiselnahmen in Mali und der spektakulären Inhaftierung eines oberösterreichischen Arztes in Dubai, übernahm Launsky-Tieffenthal die heikle Kommunikation und trat quasi für die Regierung vor die Kameras.
Seinen Job erledigte Launsky-Tieffenthal dabei so gut, dass auch UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, der einige Jahre als Südkoreas Botschafter in Wien stationiert war, auf den Österreicher aufmerksam wurde und ihn 2012 als Under-Secretary-General und Leiter der UNO-Hauptabteilung Presse und Information nach New York holte.
Heikle Aufgabe
2015 lotste Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) Launsky-Tieffenthal zurück nach Wien und machte ihn zum Leiter der Sektion VII (Entwicklung) im Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres. Launsky-Tieffenthal war damit zuletzt für die Österreichische Entwicklungszusammenarbeit verantwortlich und dabei auch Aufsichtsratsvorsitzender der Austrian Development Agency.
Mit dem Amt des Regierungssprechers erklimmt Launsky-Tieffenthal eine weitere Sprosse in der Karriereleiter und übernimmt - zumindest gemessen an der Kommunikation bisheriger Regierungen - eine heikle Aufgabe. Die Voraussetzungen, auch diese Herausforderung zu nehmen, dürfte Launsky-Tieffenthal laut Diplomatenkollegen und Journalisten haben.
Kein völliges Novum
In Österreich gab es die Funktion eines Regierungssprechers erst einmal: ÖVP-Kanzler Josef Klaus bestellte Anfang 1968 den Journalisten und Parteipressemitarbeiter Karl Pisa als Informationsstaatssekretär. Bei einer Regierungsumbildung knapp eineinhalb Jahre später war der Posten dann aber nicht mehr vorgesehen.
Wohl eher als Vorbild für die Koalition dürfte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert gedient haben. Der ehemalige ZDF-Journalist wurde 2010 von Kanzlerin Angela Merkel im Rang eines parteiunabhängigen Staatssekretärs engagiert.
Pressefoyer ohne Regierungsspitze
Mit der Neukonstruktion der Informationsarbeit einher geht, dass der Sprecher auch das Pressefoyer nach den Ministerräten halten wird - jeweils unterstützt von ein bis zwei Fachministern. Kanzler Kurz und Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) werden nur bei besonderen Anlässen selbst vor die Presse treten. Dafür ist ein zweites Launsky-Tieffenthal-Briefing an einem anderen Wochentag geplant.
Von Kreisky erfunden
Das Pressefoyer wurde 1971 von Bruno Kreisky zur Tradition gemacht. Seine SPÖ-Kanzlernachfolger Fred Sinowatz, Franz Vranitzky und Viktor Klima behielten den wöchentlichen Termin bei, gingen aber zumeist auf mehr Distanz zur versammelten Presse.

picturedesk.co/ÖNB-Bildarchiv
Kreisky umringt von Journalisten
Im Februar 2000 brachte die damalige schwarz-blaue Koalition ein Novum: Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) und Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer (FPÖ)traten erstmals gemeinsam auf, um mit dem „Doppelfoyer“ sowohl den „Schulterschluss“ gegen die EU-Sanktionen als auch die neue Harmonie nach dem großkoalitionären Gezänk zu demonstrieren.
Pressefoyer als Spiegel der Koalitionsstimmung
Auch nach der Neuauflage der Großen Koalition 2007 wurde das gemeinsame Pressefoyer beibehalten: Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) und sein Vize Wilhelm Molterer (ÖVP) traten zunächst gemeinsam an, später erfolgten im Streit dann auch wieder Soloauftritte. Die darauffolgenden Konstellationen der rot-schwarzen Zusammenarbeit unter SPÖ-Kanzler Werner Faymann behielten die gemeinsame Beantwortung der Journalistenfragen - mal stehend, mal sitzend - bei.
Erst Christian Kern (SPÖ) brach mit der Tradition. Er verlegte das Treffen zunächst in den Steinsaal des Bundeskanzleramts und ersetzte es dann durch „Debriefings“ der Regierungskoordinatoren Thomas Drozda (SPÖ) und Harald Mahrer (ÖVP). Ab und an trat Kern doch noch selbst vor die Presse, zweitweise fielen dann aber auch die „Debriefings“ aus.
Links: