„In den nächsten Wochen“
Der demokratische US-Senator Al Franken wird nach einer Reihe von Vorwürfen sexueller Übergriffe zurücktreten. Er gab seine Entscheidung am Donnerstag in Washington bekannt. Das sei der schlimmste Tag seines politischen Lebens, sagte Franken im Senat in Washington.
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Nachdem in den vergangenen Tagen neue Anschuldigungen laut geworden waren, war der Druck auf Franken auch aus den eigenen Reihen schlagartig gewachsen: Mehr als 30 der 48 demokratischen und unabhängigen Senatorinnen und Senatoren forderten ihn zum Rücktritt auf.
Franken sagte, sein Rücktritt entbehre nicht einer gewissen Ironie, sitze doch im Weißen Haus jemand, der auf Tonband mit sexuellen Übergriffen geprahlt habe. Franken spielte damit auf frühere Äußerungen von US-Präsident Donald Trumps an. Dieser hatte gesagt, als Berühmtheit könne man sich Frauen gegenüber alles erlauben und ihnen auch in den Schritt fassen.
Zweiter Rückzug bei Demokraten
Franken ist bereits der zweite Parlamentarier der Demokraten in wenigen Tagen, der wegen Vorwürfen der sexuellen Belästigung seinen Rückzug erklärt hat. Am Dienstag hatte das dienstälteste Mitglied des US-Kongresses, der 88-jährige John Conyers, wegen solcher Anschuldigungen seinen Wechsel in den Ruhestand erklärt.
Nach Angaben der „New York Times“ („NYT“) ist Franken der bisher prominenteste Politiker, der nach Missbrauchsvorwürfen seinen Rücktritt erklärt. Erfolgen soll dieser „in den nächsten Wochen“, wie Franken laut „NYT“ sagte.
Ursprünglich hatte Franken trotz der Vorwürfe sein Mandat behalten wollen. Vergeblich versuchte er, den Skandal dadurch zu bewältigen, dass er seine Kooperation mit dem Ethikausschuss des Senats bei der Untersuchung der Vorwürfe zusagte. Franken, ein in den USA sehr prominentes Mitglied der demokratischen Partei, ist seit 2008 Senator. Vor seiner Karriere in der Politik war der heute 66-Jährige unter anderem Radiomoderator und trat als Komiker auch in der populären Sendung „Saturday Night Live“ auf.
Fragliche Pose bei Heimflug von Afghanistan
Die Vorwürfe gegen Franken hatten im November mit der Schauspielerin und Musikerin Leeann Tweeden begonnen: Sie hatte ihn beschuldigt, ihr vor einem gemeinsamen Auftritt vor Soldaten in Afghanistan zu nahe gekommen zu sein. Auf dem Heimflug von Afghanistan soll er ihr zudem - für ein Foto posierend - an die Brüste gefasst haben, als sie geschlafen habe. Auf dem Foto trug die Frau eine schussfeste Weste.
Steigender Druck auf Roy Moore
Neben Franken sorgt derzeit auch der republikanische Senatskandidat im US-Bundesstaat Alabama, Roy Moore, für anhaltende Schlagzeilen. Mehrere Frauen werfen ihm Übergriffe vor. Angesichts zunehmender Missbrauchsvorwürfe forderte zuletzt auch der Chef der Republikaner-Fraktion im Senat, Mitch McConnell, Moore zum Verzicht für ein Antreten bei der am Dienstag anstehenden Wahl auf.
Der prominente republikanische Senator Lindsey Graham erklärte: „Moore würde sich selbst, dem Bundesstaat, der Partei und dem Land einen Gefallen tun, wenn er abtritt.“ Das Weiße Haus hatte erklärt, Moore solle aufgeben, falls die Vorwürfe gegen ihn zuträfen. McConnell sagte in diesem Zusammenhang: „Ich glaube den Frauen.“
Moore, der ein angespanntes Verhältnis zum republikanischen Parteiestablishment hat, weist die Vorwürfe weiter zurück. Der 70-Jährige warf McConnell eine „schmutzige Intrige“ vor, „die mich zerstören soll“. Bisher ließ er keine Bereitschaft zum Rücktritt erkennen. Den Wahlgesetzen von Alabama zufolge kann sein Name aber ohnehin nicht mehr von den Stimmzetteln getilgt werden.
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