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Erste Zunahme seit 2010

Internationale Rüstungskonzerne verkaufen wieder mehr Waffen. Wie das in Stockholm ansässige Friedensforschungsinstitut SIPRI im Dezember mitteilte, nahmen die Waffenverkäufe und militärischen Dienstleistungen im Jahr 2016 erstmals seit 2010 wieder zu.

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US-Konzerne blieben mit Abstand die größten Waffenproduzenten weltweit. Europäische Firmen verkauften im internationalen Vergleich in etwa gleich viele Rüstungsgüter wie 2015. Laut SIPRI lag 2016 das Gesamtvolumen der Waffenverkäufe und militärischen Dienstleistungen der weltweit hundert führenden Rüstungsunternehmen (SIPRI Top 100) bei insgesamt 374,8 Milliarden Dollar (317,9 Mrd. Euro). Im Vergleich zum Jahr 2015 war das eine Steigerung um 1,9 Prozent, im Vergleich zu 2002 sogar um 38 Prozent.

Eine Grafik zeigt die weltweiten Rüstungsausgaben im Jahr 2016

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/SIPRI

Hauptanteil weiter in USA

2002 hatte SIPRI mit der Erfassung der Waffenverkäufe der Top 100 begonnen. In den fünf Jahren vor 2016 waren die Waffenverkäufe stets rückläufig gewesen. Die größte Steigerung verzeichneten der Studie zufolge die US-Konzerne. Das Gesamtvolumen der Rüstungsverkäufe von US-Unternehmen in den Top 100 lag laut SIPRI im Jahr 2016 bei 217,2 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Zuwachs von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit haben die US-Firmen mit 57,9 Prozent weiterhin den größten Anteil an den weltweiten Waffenverkäufen.

Zugpferd in den USA ist der weltgrößte Rüstungskonzern Lockheed Martin. Das Unternehmen mit Sitz in Bethesda (Maryland) steigerte seine Waffenverkäufe um 10,7 Prozent. Der „bedeutende Zuwachs“ resultierte dabei insbesondere aus dem Kauf des Hubschrauberherstellers Sikorsky Ende 2015 und einem höheren Absatz von F-35-Kampfflugzeugen, wie SIPRI-Expertin Aude Fleurant sagte.

Deutsche Konzerne legten zu

Unternehmen in Westeuropa verkauften der Studie zufolge in etwa gleich viele Waffen und militärische Dienstleistungen wie im Jahr zuvor. Das Gesamtvolumen belief sich auf 91,6 Milliarden Dollar - ein leichter Zuwachs von 0,2 Prozent zu 2015. Die Verkäufe der transeuropäischen Konzerne (Beteiligung von mindestens zwei Ländern) sowie französischer und italienischer Waffenschmieden gingen indes zurück.

Eine Grafik zeigt die stärksten Veränderungen der weltweiten Rüstungsausgaben im Jahresvergleich

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/SIPRI

Die führenden deutsche Unternehmen legten im internationalen Vergleich hingegen deutlich zu - um 6,6 Prozent. Sie erzielten insgesamt sechs Milliarden Dollar. Unter den Top 100 befinden sich drei deutsche Rüstungsfirmen sowie zwei transeuropäische Konzerne mit deutscher Beteiligung (Airbus Group und MBDA).

Die Verkäufe der deutschen Konzerne Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall stiegen gar um 12,8 beziehungsweise 13,3 Prozent. Beide Firmen profitierten von einer großen Nachfrage in Europa, im Nahen Osten und Südostasien, wie SIPRI-Experte Pieter Wezeman sagte. ThyssenKrupp verzeichnete dagegen einen Rückgang um 6,6 Prozent.

Briten in Europa Nummer eins

Größte europäische Waffenverkäufer blieben allerdings britische Unternehmen; die acht unter den Top 100 gelisteten Konzerne legten insgesamt um zwei Prozent zu (Volumen: 36,1 Milliarden Dollar), der Anteil am Gesamtvolumen betrug 9,6 Prozent. Russland hat zehn Top-100-Konzerne. Insgesamt kamen diese auf 26,6 Milliarden Dollar - ein Gesamtzuwachs um 3,8 Prozent und ein Anteil von 7,1 Prozent am Gesamtvolumen der Top 100.

Die russischen Produzenten steigerten ihre Verkäufe um 3,8 Prozent - weit weniger stark als in den Vorjahren. Der Grund seien große wirtschaftliche Schwierigkeiten infolge des schwachen Ölpreises und der internationalen Sanktionen dort, heißt es in dem Bericht.

Südkorea kurbelt Waffenindustrie an

Unter den sich neu herausbildenden großen Waffenschmieden - in Brasilien, Indien, Südkorea und der Türkei - waren südkoreanische Firmen mit einem Zuwachs von insgesamt 20,6 Prozent (8,4 Milliarden Dollar) führend. Die steigende regionale Bedrohung habe dafür gesorgt, dass nicht nur Waffen eingekauft wurden, sondern auch die eigene Rüstungsindustrie mehr und mehr angekurbelt wurde.

Unter den anderen bereits etablierten Produzenten - in Australien, Israel, Japan, Polen, Singapur und der Ukraine - war der SIPRI-Studie zufolge insbesondere ein Rückgang der Waffenverkäufe japanischer und australischer Firmen um 6,4 beziehungsweise 4,3 Prozent auffallend.

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