„In Frankreich unerreichbar“
Der französische Musiker Johnny Hallyday ist tot. Er starb in der Nacht auf Mittwoch in seinem Haus in Marnes-la-Coquette westlich der Hauptstadt Paris. „Johnny Hallyday ist gegangen. Ich schreibe diese Worte, ohne sie zu glauben“, schrieb Hallydays Ehefrau Laeticia.
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Ihr zufolge habe Hallyday „uns diese Nacht verlassen, wie er sein ganzes Leben lang gelebt hat: mit Mut und Würde“. Bereits in der Nacht folgte ein Beileidsschreiben von Frankreichs Staatsoberhaupt. „In jedem von uns steckt ein Stück Johnny“, sagte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. „Von Johnny Hallyday werden wir weder den Namen noch die Schnauze oder die Stimme vergessen. Er hat einen Teil von Amerika in unser nationales Pantheon gebracht.“

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Hallyday füllte bis zuletzt Frankreichs Stadien
Der international weniger bekannte Hallyday war in Frankreich schon zu Lebzeiten eine Legende. „In Frankreich ist Hallyday unerreichbar“, sagt Rolling Stone Mick Jagger. Hallyday verkaufte in seiner mehr als 50-jährigen Karriere über hundert Millionen Platten, mühelos füllte er in seiner Heimat immer wieder große Stadien. Hallyday brachte in den 60er Jahren den Rock ’n’ Roll nach Frankreich. Dabei interpretierte er ihn auf eine sehr persönliche Weise und unterlegte ihn im Laufe seiner Karriere mit Country, Hip-Hop und Techno.
Im Sommer als „Vieilles Canailles“ noch auf Tour
Als Vorbilder dienten Hallyday der US-amerikanische Rock ’n’ Roll und Elvis Presley, der stets sein Idol blieb. Wie Elvis leistete auch er seinen Wehrdienst in Deutschland ab. Im Jahr 1960 brachte Hallyday seine erste Platte mit dem Dalida-Cover „T’aimer follement“ (Verrückt in Dich verliebt) auf den Markt. Drei Jahre später spielte er bei einem Freiluftkonzert in Paris vor 150.000 Menschen. Für Frankreichs Jugend stieg er zum Idol auf; im konservativen Frankreich der De-Gaulle-Ära verkörperte er den wilden Rock ’n’ Roll.
„Noir c’est noir“ (Schwarz ist Schwarz), „Cheveux longs idees courtes“ (Lange Haare, kurze Ideen), „Ma gueule“ (Mein Maul) - so heißen einige von Hallydays bekanntesten Songs. Seine Ausflüge in die deutsche Sprache wie „Ja der Elefant“ von 1961 und „Lass die Leute doch reden“ von 1965 sind dagegen in Vergessenheit geraten.

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Hallyday im Februar 1964 in Paris
Hallyday liebte es bombastisch: Seine aufwendigen Konzerte mit spektakulären Bühnen, Riesenleinwänden und Feuerwerk waren legendär. Noch in diesem Sommer tourte er mit zwei anderen Größen des Musikgeschäfts, Jacques Dutronc und Eddy Mitchell, unter dem Titel „Vieilles Canailles“ (Alte Halunken) durch Frankreich, Belgien und die Schweiz. In diesen französischsprachigen Ländern hatte Hallyday die meisten Fans
Als Jean-Philippe Smet geboren
Der Sänger, mit bürgerlichem Namen Jean-Philippe Smet, wurde am 15. Juni 1943 als Sohn eines belgischen Schauspielers, Sängers und Tänzers in Paris geboren, der die Familie verließ, als er noch ein Kleinkind war. Hallyday war fünfmal verheiratet, darunter zweimal mit derselben Frau. 1966 unternahm er einen Suizidversuch, als seine damalige Frau Sylvie Vartan die Scheidung einreichte. Seit 1996 war er dann mit der rund 30 Jahre jüngeren Laeticia verheiratet.
Er habe „alles ausprobiert“, sagte Hallyday einmal über sein auch von Alkohol- und Drogenexzessen und etlichen Affären geprägtes Leben. Für Schlagzeilen sorgte 2002 auch ein von einer Mitarbeiterin erhobener Missbrauchsvorwurf, der für Hallyday aber weitgehend folgenlos blieb.
Steuerflucht in die Schweiz
Für Entrüstung sorgte Hallyday schließlich mit seinem aus Steuergründen erfolgten Wohnsitzwechsel in die Schweiz. 2006 ließ er sich in einem Chalet im Schweizer Gstaad nieder, weitere Wohnsitze hatte er in Los Angeles und auf der Antillen-Insel Saint-Barthelemy.
In den vergangenen Jahren sorgte Hallyday vor allem mit Gesundheitsproblemen für Schlagzeilen. Im Jahr 2009 überstand er einen Darmkrebs und ein künstliches Koma, in das er nach einer Bandscheibenoperation versetzt werden musste. Im November 2016 wurde bei dem Sänger ein Lungentumor entdeckt, an dessen Folgen er nun starb.
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