„Meine schöne innere Sonne“: Binoche sucht die Liebe
Eine französische Komödie über eine Frau um die 50, die die Liebe sucht: Diese Beschreibung allein klingt nicht aufsehenerregend. Dass es aber auch und vor allem die körperliche Liebe ist, um die es der Heldin geht, zeichnet „Meine schöne innere Sonne“ („Un beau soleil interieur“) dann doch aus.

Polyfilm
Isabelle ist Künstlerin und wird gespielt von Juliette Binoche, die einen Großteil der Handlung in Minirock und hochhackigen Overknee-Stiefeln bestreitet - wenn sie nicht gerade nackt ist wie in der mutigen Bettszene zu Beginn des Films.
Regie führte eine der bedeutendsten zeitgenössischen Regisseurinnen, Claire Denis („Beau Travaille“, „Nenette et Boni“), deren ästhetischem Einfühlungsvermögen es wohl zu verdanken ist, dass Binoche im Film einiges wagt.
Verfilmung eines philosophischen Traktats
Die Handlung von „Meine schöne innere Sonne“ bleibt stets fragmentarisch, springt quer durch Zeiten und Orte, Denis beobachtet Isabelle im Umgang mit ihren Liebhabern: einem überheblichen Banker (Xavier Beauvois), einem Schauspieler (Nicolas Duvauchelle), einem sensiblen Künstler (Alex Descas) und einem Arbeiter (Paul Blain).
Diese Sprunghaftigkeit schuldet sich auch der ungewöhnlichen Vorlage des Films, dem 1977 erschienenen Essayband des französischen Philosophen Roland Barthes, „Fragmente einer Sprache der Liebe“.
Wie schon für ihren Film „L’intrus“ aus dem Jahr 2004 verwendet Denis auch hier ein philosophisches Werk, aus dessen Gedankengebäude sie die filmische Erzählung zimmert: ein ungewöhnliches Vorgehen, das im Fall von „L’intrus“ atmosphärisch wunderbar funktionierte.
Überraschendes Cameo
In „Meine schöne innere Sonne“ ist das Ergebnis nicht ganz so überzeugend. Oft wirkt es, als würde Binoche absurde Theatermonologe rezitieren, Haltungen ausprobieren wie auf einer Bühne, was daran liegen mag, dass der Film mit geringem Budget in nur fünf Wochen abgedreht wurde. Ein spannendes Experiment bleibt er allemal und wartet gegen Ende mit einem reichlich bizarren Gastauftritt eines Starschauspielers auf.