Zuma hofft auf Ex-Frau
Die Anti-Apartheid-Bewegung und allein regierende Partei in Südafrika, der Afrikanische Nationalkongress (ANC), wählt auf seinem 54. Kongress kurz vor Weihnachten nun eine neue Parteichefin oder einen neuen Parteichef. Es wird ein äußerst knappes Rennen erwartet, das sich wahrscheinlich erst am Parteitag selbst, der von 16. bis 20. Dezember stattfindet, entscheidet.
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Es ist eine entscheidende Wahl auch für den derzeitigen ANC-Chef und südafrikanischen Präsidenten, Jacob Zuma. Er ist seit Monaten wegen des Verdachts von Korruption und wegen seines Naheverhältnisses zu den indischstämmigen Gupta-Brüdern, die im Land ein Firmenimperium aufzogen und sich mit Staatsaufträgen bereichert haben sollen, stark unter Druck. Er muss fürchten, dass die Verfahren in fast 800 Strafanzeigen aus der Zeit vor seiner Wahl zum Präsidenten wieder ins Rollen kommen - und Dutzende weitere dazukommen.
Zukunftsfrage für ANC
Für den ANC selbst geht es zugleich um die Zukunft: Mehr als 20 Jahre nach dem friedlichen Wechsel vom weißen Apartheid-Regime zur Demokratie regiert der ANC zwar noch mit einer deutlichen absoluten Mehrheit von 62 Prozent. Doch der Trend geht deutlich nach unten, ein Ende der Vormacht wird immer absehbarer - gerade die Korruptionsskandale gefährden Image und Rolle des ANC. Da der Präsident vom Parlament gewählt wird, wird der oder die ANC-Vorsitzende 2019 sicher auch das Präsidentenamt übernehmen.

Reuters/Rogan Ward
Dlamini-Zuma ist ein ANC-Urgestein
Eine Kandidatin und ein Kandidat haben reale Chancen beim 54. Nationkongress des ANC: Es ist einerseits die 68-jährige Nkosazana Dlamini-Zuma - sie war von 2012 bis Jänner dieses Jahres die erste Frau an der Spitze der Afrikanischen Union. Die Anti-Apartheid-Kämpferin hatte zuvor mehrere Ministerämter inne - und war bis 1998 mit Jacob Zuma verheiratet.
Ab 1994 Ministerin
Dlamini-Zuma war bereits in der ersten Regierung von Nelson Mandela, die 1994 gebildet wurde, Gesundheitsministerin. Sie arbeitete vor allem dafür, die Rassentrennung im Gesundheitssystem aufzuheben. Außerdem setzte sie 1999 ein Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden durch. Von 1999 bis 2009 war sie unter den Präsidenten Thabo Mbeki und Kgalema Motlanthe Außenministerin. Nach Amtsantritt von Zuma wechselte sie ins Innenministerium.
Es wird allgemein angenommen, dass Zuma seine Ex-Frau als Nachfolgerin favorisiert - in der Hoffnung, nach Ende seiner Amtszeit als Präsident nicht gerichtlich verfolgt zu werden. Die Einschätzungen, wie unabhängig sie im Falle ihrer Wahl gegenüber ihrem Ex-Mann agieren würde, gehen in Südafrika auseinander.

APA/AFP/Mujahid Safodien
Ramaphosa wirbt mit dem Kampf gegen die Korruption, nicht alle trauen ihm das aber zu
Gewerkschafter als Konkurrent
Auch Dlamini-Zumas Konkurrent hat ein Naheverhältnis zu Zuma: Es ist sein derzeitiger Vizepräsident Cyril Ramaphosa (65). Auch hier gibt es Stimmen, die den ehemaligen Gewerkschafter sogar noch weniger unabhängig von Zuma sehen als Dlamini-Zuma - so etwa der südafrikanische Journalist Phillip de Wet gegenüber der Deutschen Welle. Die „Financial Times“ traut dagegen Ramaphosa eher zu, den Kampf gegen die grassierende Korruption aufzunehmen.
Die Zeitung „Mail & Guardian“ warnte zuletzt, bei der Wahl könnte es zu Betrugsversuchen kommen. Besonders bei der Erstellung der Listen von ANC-Mitgliedern, die wahlberechtigt sind, könne es zu Willkür kommen. Langjährige Mitglieder würden teils nicht mehr auf der Liste aufscheinen. Bei Regionalkonferenzen, die dem Nationalkongress vorangehen, gab es demnach Vorwürfe, die Zuma-Fraktion habe die Erneuerung oder die Ausstellung neuer Mitgliedschaften absichtlich in die Länge gezogen, sodass einige nicht abstimmen konnten. Da die Abstimmung geheim ist, wird - nach derzeitigem Stand - selbst Zuma bis zuletzt nicht wissen, wer ihm nachfolgen wird.
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