Wir tun es!
Wir tun es. Wir tun es nicht. Wir tun es. Wir tun es nicht. Wollen wir wirklich? Wollen wir wirklich lange Jahre nach allen anderen? Wollen wir wirklich dorthin gehen, wo Katzenmemes und dubiose „Nachrichten“ den Ton angeben und fast alle damit beschäftigt sind, Empörungsbewirtschaftung zu betreiben? Und wo die Jungen eigentlich schon wieder weg sind? Und überhaupt: Wo der steuerschonend agierende Konzern den klassischen Medien die Werbeeinahmen abspenstig macht? Wir tun es. Weil wir das anders haben wollen. ORF.at ist jetzt auf Facebook.
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Der ORF und Facebook – das ist eine lange und schwierige Geschichte. 2010 untersagte das damals beschlossene ORF-Gesetz dem ORF die Bereitstellung von Sozialen Netzwerken „sowie Verlinkungen zu und sonstige Kooperationen mit diesen“. Was das genau hieß, beschäftigte jahrelang die Gerichte, ehe das Facebook-Verbot vom Verfassungsgerichtshof in zwei Schritten 2013 und 2014 aufgehoben wurde. ORF.at hat sich anders als etwa Zeit im Bild, Ö3 und FM4 mit seiner Facebook-Seite Zeit gelassen.
Aktuell, glaubwürdig, verlässlich - und überraschend
Der Facebook-Auftritt von ORF.at soll jedenfalls von den Eigenschaften geprägt sein, für die ORF.at selbst steht: Aktualität, Verlässlichkeit, Objektivität und Glaubwürdigkeit. Und das Publikum soll mit ungewöhnlichen Herangehensweisen und Themen immer wieder überrascht werden. Und Nachrichten sollen und dürfen ab und zu auch Spaß machen – ohne dabei Niveau zu verlieren. In diesem Sinne: keine Kalendersprüche, keine „Ach, wie lustig“-Postings und: Katzen nur wenn sie in Nachrichten vorkommen.
Ordentlicher Journalismus in einem anderen Feld
Im Kampf um das Gut Aufmerksamkeit ist Facebook eine Arena, in der es um nicht weniger geht als die Frage, in welche Richtung die Gesellschaft und das politische Zusammenleben gehen. Wenn die Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit sachlichen und ausgewogenen Informationen die Basis für eine funktionierende Demokratie ist, dann gilt es, diese auch dorthin zu bringen, wo das Publikum ist – gerade für ein öffentlich-rechtliches Medium wie ORF.at.
„Wir müssen, wo immer es geht, die algorithmus-produzierten Filterblasen aufstechen und die Newsfeeds mit ordentlichem Journalismus infiltrieren“, schrieb Armin Wolf im Vorjahr treffend. Man darf das Feld nicht denen überlassen, die mit Falschinformationen Geschäfte machen oder Propaganda betreiben. Welchen Schaden das in der politischen Kultur anrichten kann, war in den vergangenen Monaten in etlichen Ländern zu sehen.
Die eine Seite von Facebook – und die andere
In einem stark emotionalisierenden Netzwerk wie Facebook scheint es leichter, mit „gefühlten“ Wahrheiten Stimmung zu machen und die Empörung zu bewirtschaften. Und einige wenige hetzende und hasserfüllte Postings reichen oft aus, die Diskussionskultur zu vergiften.
Doch es gibt auch das andere Facebook. Wo man schneller als anderswo von wichtigen Meldungen erfährt. Wo man über erhellende Hintergrundgeschichten stolpert. Wo Nachrichten auch manchmal wirklich Spaß machen. Und: wo sich auch Diskussionen entspinnen können, die manchmal ernsthaft und tiefgehend, aber auch manchmal witzig und pointiert sind – und bei denen Störenfriede keine Chance haben, weil sie einfach nichts zu melden haben. Genau auf diese Seite von Facebook wollen wir - denn sie trifft sich mit einer Seite von ORF.at: Dinge auf die Agenda zu heben, die man so nicht auf dem „Schirm“ hat.
Auf Augenhöhe mit dem Publikum
Auch soll es darum gehen, noch stärker als bisher mit dem Publikum in Kontakt zu treten und Feedback auch und vor allem für die Website ORF.at zu sammeln. Dass die Kommentare auf Facebook-Seiten teilweise ein hartes Pflaster sind, ist hinlänglich bekannt. Wir wollen versuchen, hier ein konstruktives Diskussionsklima zu schaffen, sind aber auch auf Userinnen und User angewiesen, die dabei helfen. Gleichzeitig sollen die Diskussionsforen in debatte.ORF.at als Ort der inhaltlichen Auseinandersetzung gestärkt werden, wo in einem exklusiveren Rahmen diskutiert werden kann.
Facebook: Freund oder Feind?
Ein Dilemma für Medien auf Facebook scheint ohnehin unlösbar: Das Netzwerk wurde zur wichtigen Verteilungsplattform für Nachrichten fast aller Medienhäuser. Doch gemeinsam mit Google ist Facebook auch die größte Konkurrenz und schier übermächtiger Gegner auf dem Werbemarkt – dem man mit einem Auftritt auch noch in die Hände spielt. Bisher haben alle Medien mehr oder weniger mitgespielt, gut möglich, dass sich hier die Meinung ändert, sollten die Ausspielwege für Nachrichten tatsächlich geändert werden.
Rätselhafter News-Feed
Auch die ständige Baustelle Facebook, auf der immer wieder Veränderungen vorgenommen werden, macht es allen, die es nutzen - so auch Medien -, nicht ganz einfach: Zum größten Geheimnis Facebooks zählt, was wann in einer persönlichen Timeline aufscheint. Prinzipiell kann man sich zwar beim News-Feed zwischen „Top-Meldungen“ und „neueste Meldungen“ entscheiden. Doch was eine „Top-Meldung“ ist, entscheidet der Facebook-Algorithmus - und zwar relativ undurchschaubar. Zwar werden Personen oder Seiten, mit denen man öfter interagiert, bevorzugt, alles andere bleibt aber unklar.
Und gerade einer Nachrichtenlogik im Onlinezeitalter widersprechend: Wann Nachrichten auftauchen, ist nicht nachvollziehbar. Eine Eilmeldung sieben Stunden nach Erscheinen hereingespült zu bekommen führt die Bezeichnung „News-Feed“ eher ad absurdum. Oder wenn das frühmorgendlich gepostete wirklich erste Schneefoto des Winters bei den Freunden und Freundinnen nicht als erstes, sondern als 347. am Nachmittag in der Timeline erscheint. Immerhin: In den „News-Feed“-Einstellungen können Userinnen und User 30 Personen oder Seiten nennen, die verstärkt angezeigt werden. Wer von ORF.at also wenig verpassen will, klickt dort einfach die Seiten an.
Und was kommt überhaupt an?
In den „neuesten Meldungen“ wird zwar alles chronologisch sortiert, dafür bleiben oft noch größere Lücken. Überhaupt müssen Seitenbetreiber auf Facebook damit rechnen, dass die einzelnen Userinnen und User gerade einmal einen Bruchteil aller geposteten Meldungen direkt in ihrem News-Feed zu Gesicht bekommen.
Viele internationale Medien haben mit Aufrüstung reagiert: Sie verschicken 50 bis 70 Meldungen pro Tag - in der Hoffnung, mit der Masse doch aufzufallen. Für Schockwellen sorgten zudem unlängst Tests von Facebook in ausgesuchten Ländern, Meldungen von gelikten Seiten nur noch dann im klassischen News-Feed anzuzeigen, wenn die Seitenbetreiber dafür bezahlen. Der Rest landet in dem schon bestehenden, aber eher versteckten „Seiten-Feed“, der derzeit keiner durchschaubaren Reihenfolge gehorcht.
Dennoch: Mit dem Auftritt will ORF.at zeigen, dass auf Facebook Platz ist für verlässlichen Journalismus, der den Irrungen von Hörensagen und dubiosen Quellen mit gesicherten Fakten und Informationen begegnet. Und wir hoffen, dass das Publikum den ORF.at-Auftritt mindestens so spannend findet wie die Redaktion.
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