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Täter verlangt Millionensumme

Bei der in der deutschen Stadt Potsdam gefundenen mutmaßlichen Paketbombe handelt es sich laut Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) um einen Erpressungsversuch gegen den Zustelldienst DHL. Die bei einem Apotheker nahe einem Weihnachtsmarkt abgegebene Bombe war laut Polizei „hochgefährlich“. Sie hätte bei einer Explosion schwerste Verletzungen zur Folge gehabt, so Schröter.

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Er sprach von einer „Briefbombe“. Eine ähnliche Lieferung sei bereits Anfang November in Frankfurt (Oder) bei einem Onlinehändler aufgetaucht. Diese sei beim Öffnen in Brand geraten. Laut bisherigen Ermittlungen enthielten die Pakete unter anderem Nägel, Schrauben, Batterien, Drähte und illegale Feuerwerkskörper. Der oder die Täter verlangten eine Millionensumme.

Drohschreiben rekonstruiert

Sprengstoffexperten der deutschen Polizei hatten am Freitag ein Paket unschädlich gemacht, das in einer Apotheke in der Potsdamer Innenstadt abgegeben wurde. Die Sendung wurde von einem Postzustelldienst ausgeliefert. Laut Schröter ist es möglich, dass das Paket zündfähig war. Der Weihnachtsmarkt war am Freitag vorsorglich geräumt worden, die Bombe habe ihm aber nicht gegolten, so Schröter.

Einsatzkräfte am Weihnachtsmarkt in Potsdam

APA/AFP/Adam Berry

Der aus Sicherheitsgründen gesperrte Weihnachtsmarkt in der Potsdamer Innenstadt

Die Polizei hatte die Bombe noch am Freitag gesprengt. Den Ermittlern zufolge konnte aber ein Drohschreiben rekonstruiert werden. Daraus gehe die Erpressung gegen DHL hervor. In der Potsdamer Sendung sei auch auf die erste Tat in Frankfurt Bezug genommen worden. Der oder die Täter stammen den Angaben zufolge vermutlich aus dem Raum Berlin oder Brandenburg. Ermittelt wird nun wegen versuchter räuberischer Erpressung und Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.

Weitere Sendungen wahrscheinlich

Der oder die Täter nähmen schwerste Verletzungen der Adressaten oder sogar deren Tötung billigend in Kauf, warnte Schröter. Die Sicherheitsbehörden halten weitere Sendungen für möglich oder sogar wahrscheinlich, wie Mörke weiter erklärte. Nun werde wegen versuchter Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion und versuchter schwerer räuberischer Erpressung ermittelt, sagte der Leitende Potsdamer Oberstaatsanwalt Heinrich Junker.

Betroffen seien bisher vor allem kleine Unternehmen. Auch die Sendung an Privatpersonen sei aber nicht auszuschließen, hieß es. „Wer ein auffälliges Paket zugestellt bekommt, nicht öffnen, denn das könnte die Auslösung bewirken“, warnte Schröter. Hinweise seien zum Beispiel unbekannte Absender, Rechtschreibfehler oder auch aus dem Paket ragende Drähte, erklärte die Polizei, die auch eine Telefonhotline einrichtete.

DHL will zu dem Fall derzeit keine Stellung nehmen. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geben wir dazu keine Stellungnahme ab“, sagte ein DHL-Sprecher in Bonn und verwies auf die Ermittlungen der Polizei. Der zur Deutschen Post gehörende Paketdienst hatte im vergangenen Jahr als Marktführer 1,2 Milliarden Pakete in Deutschland zugestellt. Am Spitzentag im Weihnachtsgeschäft waren es 8,4 Millionen Pakete.

Erinnerung an Fall „Dagobert“

Die Erpressung erinnert laut Schröter an den Fall „Dagobert“. Der Kaufhauserpresser hatte vor allem Anfang der 1990er Jahre ein Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei betrieben, bevor er gefasst wurde. „Ich hoffe, wir sind schneller erfolgreich“, sagte Schröter. Der Fall „Dagobert“ gilt als einer der aufwendigsten Erpressungsfälle in der deutschen Kriminalgeschichte.

Vor dem Hintergrund der Erpressung warnte auch die Deutsche Post vor Päckchen mit unbekanntem Absender. „Wir appellieren an die Kunden, nur Sendungen anzunehmen, bei denen ihnen der Absender bekannt ist“, sagte ein Post-Sprecher am Sonntag. „Bei Sendungen unbekannter Herkunft sollte man vorsichtig sein.“

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