Wachmann fiel Rauch auf
Vermutlich hat der Brand schon Stunden vor seiner Entdeckung begonnen: In der Nacht auf den 27. November 1992 war ein Wachmann in der Wiener Hofburg auf seinem Rundgang, der ihn auf den Dachboden oberhalb der Redoutensäle führte.
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Zunächst bemerkte er Rauch, durch einen Schlitz der Aufhängung der großen Kristallluster in der Decke sah er Feuer. Am Montag jährt sich der Hofburg-Brand zum 25. Mal. Mit einem Kollegen gab der junge Wachmann gegen 1.10 Uhr Alarm, gleichzeitig schlug ein Rauchmelder in einer etwas von den Redoutensälen entfernten Dolmetscherkabine an, berichtete die Berufsfeuerwehr Wien anlässlich des Jahrestags. Drei Minuten später trafen die ersten Löschfahrzeuge ein. „Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass es der Beginn eines der größten Einsätze der Berufsfeuerwehr Wien nach dem Zweiten Weltkrieg werden sollte“, sagte Brandrat Gerald Schimpf.
Flammen breiteten sich ungehindert aus
Die Ursache wurde nie geklärt. Als mögliche Auslöser gelten ein elektrischer Defekt und glosende Zigarettenreste. Die Redoutensäle wurden zerstört, die angrenzende Nationalbibliothek blieb gerade noch verschont, ebenso der Präsidententrakt und die Schatzkammer.
Zu Beginn des Einsatzes tobte im Inneren des Redoutensaal-Traktes bereits das Feuer. Damals gab es in diesem Teil der Hofburg keine Brandabschnitte, so konnten sich die Flammen nahezu ungehindert ausbreiten. Brennbares Material in Form von Holz war in den Geschoß- und Zwischendecken sowie im Dachstuhl reichlich vorhanden.
„Unter Einsatz ihres Lebens“
Nach außen hin war fast nichts zu bemerken. Grund dafür waren Fenster, die keine waren: Etwa einen halben Meter hinter den Glasscheiben befand sich die Holzverschalung des fensterlosen Redoutensaals. Kein Feuerschein, kaum Rauch drang aus dem Gebäude. Erst als die Verschalung verbrannt war und die Flammen bis zum Dach reichten, war das Ausmaß zu erahnen.
„Die Löschmannschaften versuchten unter Einsatz ihres Lebens und unter Atemschutz, zum Brandherd vorzudringen“, schilderte die Berufsfeuerwehr Wien. Zahlreiche versperrte, schwere Holz- und Metalltüren und die enorme Hitze erschwerten die Arbeit. Kronleuchter und Deckenteile stürzten herab. Im Laufe der Nacht wurde bis auf Alarmstufe sieben (von neun) erhöht.
Furcht vor Ausbreitung Richtung Innenstadt
Als der Dachstuhl einstürzte, konnte die enorme Hitze aus dem Gebäude entweichen, starker Westwind trieb aber bis zu faustgroße Glutstücke Richtung Innenstadt. Der Prunksaal der Nationalbibliothek, die Schatzkammer und die Spanische Hofreitschule sowie nahe Häuser waren gefährdet. 69 Lipizzaner wurden zum Teil mit Hilfe von Passanten in den Volksgarten gebracht. 240 Polizisten bildeten eine Kette und schafften mehr als 10.000 wertvolle Bücher aus der Nationalbibliothek. Erst gegen 6.00 Uhr war der Brand unter Kontrolle.
Zwölf Feuerwehrleute verletzt
Insgesamt waren bis zum „Brand aus“ fast 400 Feuerwehrleute mit etwa 50 Fahrzeugen aus dem gesamten Stadtgebiet im Einsatz, dazu kam Unterstützung von Freiwilligen Feuerwehren aus Wien und Niederösterreich, die auch halfen, die verwaisten Wiener Feuerwachen zu besetzen. Geschätzte zwei Millionen Liter Wasser wurden benötigt, zwölf Feuerwehrleute verletzt.
Der Schaden betrug umgerechnet mehr als 60 Millionen Euro. Die Fassade des Hofburg-Traktes, in dem sich die Redoutensäle befinden, blieb weitgehend unbeschädigt. Der Kleine Redoutensaal überstand den Brand und wurde originalgetreu wiederhergestellt. Das Dach sowie der Große Redoutensaal wurden hingegen völlig zerstört, der Saal dann neu errichtet und mit Wandbildern und einem Deckenfresko des Wiener Malers Josef Mikl ausgestaltet. Heute finden wegen der Parlamentsrenovierung in dem Saal Sitzungen des Nationalrates und des Bundesrates statt.
Im Dachbereich wurde ein Konferenzsaal für etwa 1.000 Personen errichtet. Der Brandschutz wurde als Folge des Großfeuers auf völlig neue Beine gestellt, mit einer Betriebsfeuerwehr, Brandabschnitten und -meldern.
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