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Dürftige Versorgung russischer Häftlinge

Ehemalige Gefangene in Russland haben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtet, dass ihnen lebensnotwendige Medizin verweigert wurde - insbesondere auf den Gefangenentransporten in Zügen. Den Häftlingen werde außerdem das Aufsuchen sanitärer Anlagen nur restriktiv genehmigt. Amnesty kritisiert die unmenschlichen Bedingungen in Russland, denen Gefangene teilweise über Monate ausgesetzt seien.

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Wie die Menschenrechtsorganisation berichtete, wurde etwa dem russischen Gefangenen Amur Chakulow lebensnotwendige Medizin auf einem Gefangenentransport verweigert. Laut Amnesty war es vorgesehen, dass Chakulow mit dem Zug von Naltschik in Kabardino-Balkarien in ein unbekanntes Gefängnis transportiert wird. Chakulow habe aber an einer ernstzunehmenden Nierenkrankheit gelitten und sei Dialysepatient gewesen.

Kranker Gefangener starb nach Strapazen

Vergeblich sollen seine Mutter sowie Anwälte deshalb gegen eine Verlegung in ein anderes Gefängnis gekämpft haben. Chakulows Transportweg hatte sich insgesamt über fast einen Monat hingezogen, so Amnesty. In dieser Zeit sei Chakulow jegliche Medizin sowie seine Dialyse verweigert worden.

Die Menschenrechtsorganisation hielt fest, dass dem Gefangenen zwar am 17. März 2016 ein Aufschub genehmigt wurde, allerdings soll er bereits am 15. März in einen Gefangenenzug verfrachtet worden sein - ohne Kontakt zur Außenwelt. Als Chakulow schließlich in ein Gefängnis in der Region Kirow gebracht wurde, sei er wenige Monate später im Krankenhaus der Haftanstalt verstorben, wie Amnesty berichtete.

Verbot, auf die Toilette zu gehen

Neben problematischen Zuständen im Bereich der Gesundheitsversorgung dokumentierte Amnesty auch weitere Missstände. Beispielsweise wurde es laut Berichten zwei ehemaligen Häftlingen verboten, während des Gefangenentransports auf die Toilette zu gehen. Toilettengänge seien nur alle fünf bis sechs Stunden erlaubt, so Amnesty. Befänden sich die Züge nicht in Bewegung, sei es überhaupt verboten, sanitäre Anlagen aufzusuchen.

Einer der beiden Gefangenen berichtete Amnesty außerdem, dass er aufgrund dessen an einem Trauma leide: „Ich habe sehr gelitten, da sie uns gesagt haben, sie würden uns in der Nacht nicht auf die Toilette gehen lassen.“ Später habe er aber gelernt, Plastiksäcke oder -flaschen zu verwenden, so Amnesty. Aus diesem Grund würden es Gefangene auch vermeiden, zu trinken. „Es ist besser, durstig zu sein“, so der Gefangene.

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