Zusätzlich 30 Milliarden Euro nötig
Die Europäische Union versucht mit einem Schwerpunkt auf das Soziale, ihren Kritikern Wind aus den Segeln zu nehmen und unzufriedene Bürger und Bürgerinnen zurückzugewinnen. Ein konkreter Vorschlag darunter: Erasmus, das beliebte Austauschprogramm für Junge, deutlich auszuweiten.
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Bei dem Gipfel in Göteborg bekannten sich die 28 Staaten am Freitag generell in einer Erklärung zu gemeinsamen Mindeststandards, darunter faire Löhne, Hilfe bei Arbeitslosigkeit und angemessene Pensionen.
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker forderte in seine Rede beim Gipfel, das Austauschprogramm Erasmus für Schülerinnen, Studenten, Lehrlinge oder junge Berufstätige deutlich auszubauen. Wenn man bis zum Jahr 2025 die Zahl der junge Menschen, die am Programm teilnehmen, verdoppeln wolle, müssten dafür aber auch 30 Milliarden Euro in die Hand genommen werden, so Juncker in Richtung der Regierungschefs.
„Ich weiß, dass, als wir damit vor 30 Jahren begannen, zwölf der damals 15 Regierungen dagegen waren. Jetzt ist es ihre Erfindung. Und da es ihre Erfindung ist, müssen wir sichergehen, dass das nötige Budget dafür bereitsteht“, so Juncker.
Idee eines EU-Studentenausweises
Das Erasmus-Programm solle für mehr junge Menschen geöffnet werden, betonte auch EU-Ratspräsident Donald Tusk. Das sei eines von acht konkreten Projekten, die beim Gipfel besprochen worden seien. Mehr junge Europäerinnen und Europäer sollten davon profitieren, die jeweils anderen Kulturen kennenzulernen, während sie in einem anderen EU-Land leben und arbeiten.
Beim Gipfel wurde laut Tusk auch ein europäischer Studentenausweis diskutiert, der europaweit Zugang zu kulturellen Sehenswürdigkeiten geben solle. Die Finanzierung müsse Thema in den nächsten Budgetberatungen werden. Aufgrund der Mehrkosten wird es realistischerweise länger dauern, bis eine solche Aufstockung des Erasmus-Programms tatsächlich beschlossen wird.
Erleichterungen schon vorher geplant
Unabhängig davon wird derzeit bereits im Hintergrund an Verbesserungen gearbeitet, wie erst im Sommer in Alpbach Verantwortliche klarmachten. Laut Martine Reicherts, Generaldirektorin für Bildung und Kultur in der EU-Kommission, wird das Programm derzeit begutachtet, Mitte nächsten Jahres soll der Rahmen für die Fortsetzung beschlossen werden. Laut Reicherts haben Erasmus-Absolventinnen 20 bis 25 Prozent höhere Chancen, einen Job zu finden.
Ihr zufolge soll der Zugang zum Programm erleichtert werden. Um wieder mehr Schulen ins Programm zu bekommen, sei eine Vereinfachung der Antragstellung unumgänglich. Derzeit sei der Verwaltungsaufwand für viele einfach zu hoch. Außerdem soll der Kreis der Teilnehmer um benachteiligte Personen erweitert werden, seien das Menschen mit wenig Geld, einer Behinderung oder Migrationshintergrund.
240.000 Österreicherinnen
Mehr als 240.000 Österreicherinnen und Österreicher haben seit 1987 am EU-Austauschprogramm Erasmus+ und seinen Vorgängern teilgenommen, insgesamt sind seither neun Millionen Menschen aus 33 teilnehmenden Ländern zum Lernen, Studieren, Arbeiten, für Freiwilligenarbeit oder Sportaustausch auf Zeit ins Ausland gegangen. 37,5 Millionen Euro Fördermittel standen 2017 in Österreich zur Verfügung, heuer waren rund 15.000 Personen mit Erasmus+ mobil. Jährlich können rund 500 Projekte gefördert werden.
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