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„Glaube sehr an die Geheimdienste“

US-Präsident Donald Trump hat in der Frage einer russischen Beeinflussung der US-Wahl am Wochenende erneut die Position gewechselt. Bei einer Pressekonferenz in Hanoi mit Vietnams Präsident Tran Quai Dang sagte Trump am Sonntag, er schließe sich nun den Erkenntnissen der Geheimdienste an.

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Er „glaube sehr an die Geheimdienste“. Sie würden von ausgezeichneten Leuten geführt. Noch am Vortag hatte Trump gesagt, er glaube Russlands Präsident Wladimir Putin, wenn dieser sage, Russland habe die Wahl nicht beeinflusst. „Jedes Mal, wenn er mich sieht, sagt er ‚Ich habe das nicht gemacht‘, und ich glaube ihm wirklich, wenn er das sagt, er meint das so.“

Trump, Putin

APA/AFP/Mikhail Klimentyev

Trump über sein Verhältnis zu Putin: „Dafür, dass wir uns nicht gut kennen, ist es sehr gut.“

Der Vorwurf russischer Einmischung in die vergangene US-Wahl sei eine „Fantasie“ und „leeres Geschwätz“, hatte Putin am Samstag beim Asien-Pazifik-Gipfel in Vietnam verlautet. Er wies Berichte, Angehörige seiner Familie hätten Kontakt zur Trump-Regierung, erneut als „Unsinn“ zurück.

„Was er glaubt, ist, was er glaubt“

Bisher seien diese bei jedem seiner Treffen mit Putin zur Sprache gekommen, und „jedes Mal“ habe Putin dementiert, so Trump am Samstag. Der Kreml-Chef scheine „sehr getroffen“ von den anhaltenden Anschuldigungen, so Trump weiter. „Er sagt, er hat nicht reingepfuscht. Ich habe ihn nochmals gefragt. Da kann man noch so oft fragen“, sagte der US-Präsident. „Ich glaube, dass er deswegen sehr beleidigt ist, was für unser Land keine gute Sache ist.“

Vier US-Geheimdienste gehen allerdings von einer Beeinflussung seitens Russlands aus. Trump betonte nun, er sei überzeugt, dass Putin fest davon ausgehe, dass es keine russische Einmischung gegeben habe. „Was er glaubt, ist, was er glaubt“, sagte Trump. Er wolle aber nicht mit Putin darüber diskutieren, denn er wolle mit Russland wichtigere Probleme lösen wie den Atomstreit mit Nordkorea und die Konflikte in Syrien und der Ukraine.

Sonderermittler macht Druck

Die Russland-Affäre überlagert die erste Asienreise des US-Präsidenten, weil Sonderermittler Robert Mueller kürzlich Trumps früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort wegen Geldwäsche und Verschwörung anklagte. Hintergrund sind Kontakte zwischen Trump-Beratern und russischen Regierungsvertretern sowie Vorwürfe, Russland habe in den US-Wahlkampf zu Trumps Gunsten eingegriffen.

US-Geheimdienste waren im Jänner zu dem Schluss gekommen, Putin habe eine Beeinflussung des US-Wahlkampfs angeordnet. So sollen Hacker peinliche E-Mails von Trumps Konkurrentin Hillary Clinton ausgespäht und veröffentlicht haben. Zudem soll im Auftrag Russlands Anti-Clinton-Propaganda in Sozialen Netzen verbreitet worden sein.

„Würde Kim Jong Un nie als fett bezeichnen“

Im Konflikt um Nordkoreas Atomwaffen- und Raketenprogramm gingen unterdessen die rhetorischen Gefechte zwischen Trump und der Führung in Pjöngjang weiter. Während seines Aufenthalts in Hanoi stellte Trump auf Twitter die Frage, warum Staatschef Kim Jong Un es für nötig halte, ihn als „alt“ zu beleidigen. Er würde ihn nie als „klein“ oder „fett“ bezeichnen, schrieb Trump. „Ich bemühe mich so sehr, sein Freund zu sein, und vielleicht wird es eines Tages dazu kommen!“

Trump reagierte damit offenbar auf nordkoreanische Staatsmedien, die ihn am Samstag als „Kriegshetzer“ und „verrückten Alten“ bezeichnet hatten. Trump sagte vor dem Hintergrund des Konflikts mit Nordkorea, er wolle Fortschritt und keine Provokationen. „Wir sind provoziert worden, die Welt ist provoziert worden - wir wollen das nicht“, so der US-Präsident bei der Pressekonferenz am Sonntag in Hanoi.

US-Präsident Donald Trump und Vietnams Präsident Tran Quai Dang

AP/Andrew Harnik

Trump am Sonntag in Hanoi mit Vietnams Präsident Tran Quai Dang

Gefragt, was das Verhältnis zu Kim Jong Un verbessern könne und ob es überhaupt möglich wäre, zu Freunden zu werden, sagte Trump: „Im Leben geschehen merkwürdige Dinge. Ich weiß nicht, ob es passieren wird, aber wenn, dann wäre es sehr, sehr gut.“ Hanoi war die vorletzte Station einer fast zweiwöchigen Asienreise, die den US-Präsidenten bereits nach Japan, Südkorea und China geführt hat.

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