Themenüberblick

Hürden werden beseitigt

In China ist es ausländischen Unternehmen künftig erlaubt, die Mehrheit an chinesischen Banken, Brokern und auch Versicherern zu übernehmen. Mit Steuersenkungen für Technologieunternehmen soll mehr ausländisches Kapital ins Land gelockt werden.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Peking will Ausländern mehr Zugang zu seinem bisher weitgehend verschlossenen Finanzmarkt erlauben. Nach Abschluss des China-Besuches von US-Präsident Donald Trump kündigte der chinesische Vizefinanzminister Zhu Guangyao am Freitag an, dass bestehende Beschränkungen abgeschwächt werden oder auslaufen sollen. Ausländische Unternehmen sollen bis zu 51 Prozent an Joint Ventures von Wertpapierhäusern, Fonds und im Terminhandel übernehmen können. Diese Grenze soll dann in drei Jahren ganz aufgehoben werden.

51 Prozent und mehr

Gegenwärtige Hürden bei Banken und Anlageverwaltungen von 20 Prozent für einzelne Beteiligungen und 25 Prozent insgesamt sollen ebenfalls beseitigt werden. Ausländische Investoren sollen ferner in drei Jahren auch 51 Prozent an Gemeinschaftsunternehmen in der Versicherungsindustrie übernehmen können, kündigte Zhu an. Nach fünf Jahren soll es gar keine Grenze mehr geben. Die Behörden arbeiteten gerade die Details der neuen Regelungen aus. Diese sollten dann bald veröffentlicht werden, sagte der Vizefinanzminister.

Experten sahen in der Öffnung eine Reaktion auf ausländischen Druck, bezweifelten aber, dass die Entscheidung während Trumps China-Besuches gefallen sei. Die Reformen waren schon lange diskutiert worden. Ausländische Experten begrüßten die Öffnung, warnten aber, dass die Konkurrenz staatlicher chinesischer Mitspieler groß sei.

„Großer Durchbruch für Wertpapierunternehmen“

„Es ist ein großer Durchbruch für Wertpapierunternehmen, die wirklich nur mit Mehrheitsanteilen funktionieren. 51 Prozent öffnet ihnen die Tür“, sagte Jörg Wuttke, früher Präsident der EU-Handelskammer in China. „Aber wie immer wird China sehr selektiv sein, wenn es darum geht, Lizenzen zu vergeben, und amerikanische Firmen bevorzugen.“

Bisher waren Ausländer darauf beschränkt, die Rolle des Juniorpartners bei Gemeinschaftsunternehmen im chinesischen Finanzsektor zu übernehmen: Sie durften maximal 49 Prozent halten. Aus diesem Grund hatte sich etwa die größte US-Bank JPMorgan Chase im Dezember aus einem Investmentbanking-Joint-Venture in China zurückgezogen. Als einzige ausländische Bank hält in China nur noch die HSBC einen Anteil von 19 Prozent an der Bank of Communications.

Steuersatz für Tech-Dienstleister sinkt

Auch außerhalb des Finanzsektors will China mit Steuersenkungen mehr ausländisches Kapital ins Land locken – und zwar bei Technologieunternehmen. Der Steuersatz für Hightech-Dienstleister werde, rückwirkend zum 1. Jänner 2017, auf 15 Prozent gesenkt, teilte das Finanzministerium am Freitag mit. Chinas Führung will den Dienstleistungssektor stärken, um die starke Abhängigkeit der Konjunktur von Investitionen und Exporten zu senken. Die Dienstleister machen derzeit gut die Hälfte der Wirtschaftsleistung aus, in Industrieländern sind es oft 70 Prozent und mehr.

Link: