Themenüberblick

Feministin vs. Macho

Mit „Little Miss Sunshine“ hat das Regieduo Valerie Faris und Jonathan Dayton 2006 seinen ersten großen Indiekomödienhit gelandet. Und ihre neue Komödie „Battle of the Sexes - Gegen jede Regel“ ist mindestens genauso komisch, wenn auch inzwischen eine Nummer größer.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Mit einem Budget von 25 Millionen US-Dollar (rund 21 Mio. Euro) und den A-List-Darstellern Emma Stone und Steve Carell ist den beiden eine gescheite Gesellschaftskomödie gelungen, die zwar in den 70er Jahren spielt, aber genau das Thema dieser Tage trifft: Wie sollen Männer und Frauen miteinander umgehen?

Carell als Megamacho

Der Plot beruht auf einem wahren Vorfall: 1973 rebellierte das US-Damen-Tennisteam, weil das Preisgeld der Frauen nur einen Bruchteil der Herren-Summe betrug. Es entspann sich eine Diskussion, warum Herren-Tennis wichtiger als Damen-Tennis sei, in deren Verlauf der 55-jährige, ehemalige Weltranglistenerste Bobby Riggs die 29-jährige, damals aktive Weltranglistenzweite Billie Jean King zum Match herausforderte.

Riggs behauptete, auch untrainiert jederzeit jede Frau auf dem Tennisplatz schlagen zu können. Der Schaukampf, der in Houston vor 30.500 Zuschauern stattfand, wurde zur „Battle of the Sexes“, zum Duell der Geschlechter, stilisiert und landesweit im Fernsehen übertragen. Im Film wird Billie Jean King von Emma Stone gespielt, während Steve Carell den Ex-Spieler und geltungssüchtigen TV-Host Bobby Riggs als verkoksten Playboyclown gibt. Eine Mischung aus Hugh Hefner und Austin Powers - die schon 1973 ein Auslaufmodell gewesen sein dürfte.

Zeitgeistbeobachtungen a la „Mad Men“

Der Witz von „Battle of the Sexes“ (der übrigens der Überraschungsfilm der heurigen Viennale war) beruht nun auf den wunderbaren Detailbeobachtungen des Drehbuchs. Man denkt an die Serie „Mad Men“, wenn das Frauen-Tennisteam ganz selbstverständlich von einem Zigarettenhersteller gesponsert wird und nun immer qualmend auf Pressekonferenzen posieren muss. Heute undenkbar. Damals ganz normal.

Während der Hauptplot konzentriert auf das Match als Höhepunkt zusteuert, erzählt ein wesentlicher Seitenstrang des Films von Billie Jean Kings schwierigem Coming-out: Die Liebesgeschichte zwischen ihr und der Teamfriseurin (gespielt von der jungen Britin Andrea Riseborough) sorgt für Romantik, auch wenn die Beziehung der beiden in Wahrheit weniger schön in einem Eklat und mit Klagen vor Gericht endete. Wie dem auch sei: „Battle of the Sexes“ ist ein rundum gelungener, retro-aktueller Film, den man beschwingt, inspiriert und mit einem Lächeln verlässt.

Link: