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Großer Markt, große Herausforderungen

Die Geschäfte brummen: Sowohl Amazon als auch der chinesische Onlinehändler Alibaba haben im dritten Quartal hervorragende Ergebnisse erzielt. Bei ihren Expansionsplänen haben beide schon seit längerer Zeit den Blick auf den gleichen Markt geworfen: Indien. Nun wird es für beide langsam ernst. Doch nicht nur die gegenseitige Konkurrenz macht es den Konzernen schwer, in dem riesigen Land Fuß zu fassen.

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Die Investmentbank Morgan Stanley erwartet für den indischen Markt ein Wachstum von 1.200 Prozent bis 2026, berichtet das Onlineportal Quartz. Das entspricht einem Sprung von 15 Milliarden Dollar auf 200 Milliarden Dollar in weniger als zehn Jahren. Und auch dann werde der Onlinehandel erst zwölf Prozent des gesamten Einzelhandels ausmachen.

Doch auch die Hürden sind groß: Als eine der größten Herausforderungen gilt die Logistik in dem riesigen Land. Und auch innovative Bezahlsysteme sind gefragt - nur 32 Millionen Kreditkarten sind bei 1,3 Milliarden Einwohnern im Umlauf. Laut Morgan Stanley gibt es in Indien derzeit 60 Millionen Menschen, die online bereits einkaufen. In zehn Jahren sollen es 475 Millionen sein.

Amazon-Milliardeninvestment mit Rückschlägen

2013 hatte Amazon die ersten Gehversuche in Indien unternommen, 2014 wurde die Investition von zwei Milliarden Dollar angekündigt. 2016 kündigte Amazon-Chef Jeff Bezos an, weiter drei Milliarden Dollar in die Indien-Geschäfte zu stecken. Heuer im Sommer erhielt der US-Konzern von der indischen Regierung die Genehmigung für den Verkauf von Lebensmitteln. Für den Ausbau will Amazon Berichten zufolge weitere 500 Millionen Dollar investieren.

Bisher musste Amazon in Indien aber auch schon einige Rückschläge einstecken, vor allem für das Image. Im Jänner gingen zweimal die Wogen hoch: Zunächst zog der Onlinehändler mit dem Angebot von Fußmatten mit der indischen Landesflagge den Zorn auf sich, dann folgte mit Badeschlapfen mit dem Konterfei des indischen Unabhängigkeitskämpfers Mahatma Gandhi der nächste Shitstorm, der sogar die hohe Politik beschäftigte.

Alibaba-Einstieg bei lokalen Unternehmen

Alibaba wiederum stieg bei paytm ein, einem Unternehmen, das einerseits ein digitales Bezahlsystem anbietet, andererseits aber auch als klassischer E-Commerce-Anbieter fungiert. Überhaupt ist die Strategie des chinesischen Konzerns, sich eher mit lokalen Partnern zu vernetzen und diesen den Export in andere Länder zu erleichtern. Damit spezialisierte sich Alibaba weniger auf den Einzelhandel als eher auf den Business-to-Business-Bereich. Das könnte sich ändern, drängen die Chinesen doch auch in Branchen, die Amazon betreibt - von Cloud-Computing bis Streamingdiensten. Überhaupt könnten sich die Geschäftsmodelle der beiden Internetgiganten weiter angleichen, heißt es im „Economist“.

Platzhirsche versuchen sich zu rüsten

Bisher gibt es im E-Commerce in Indien zwei Platzhirsche: Flipkart und Snapdeal - und beide spüren den Druck von Amazon und Alibaba. Flipkart hat eindeutig die besseren Karten: Heuer im Frühjahr wurde der indische Ableger von eBay geschluckt. Im Sommer folgte der nächste Übernahmeversuch, doch der Kauf von Snapdeal scheiterte.

Doch auf beide lauert Alibaba: Schon 2015 investierte der chinesische Konzern bei Snapdeal - gemeinsam mit SoftBank. Das japanische Unternehmen gilt als weltweit größter Technologieinvestor und hält 28 Prozent an der Alibaba-Gruppe. SoftBank galt als treibende Kraft hinter der versuchten Fusion.

Japanischer Investor als Hebel für Alibaba

Nur wenige Wochen nachdem der Deal scheiterte, setzte SoftBank im innerindischen Duell auf das andere Pferd. Im August investierten die Japaner 2,5 Milliarden Dollar in Flipkart und halten nun rund 20 Prozent des Unternehmens. Analysten vermuten dahinter eine Doppelstrategie: Zunächst wird mit Flipkart ein direkter Gegner von Amazon gestärkt. In weiterer Folge hat Alibaba über den gemeinsamen Investor aber auch selbst einen Fuß in der Tür.

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