Bozen: Mussolini-Relief nun mit Hannah-Arendt-Schriftzug
Nach langem Tauziehen ist gestern am Gebäude des Finanzamtes in der Südtiroler Hauptstadt Bozen eine Installation am Mussolini-Relief enthüllt worden, die das faschistische Relikt in seinen geschichtlichen Kontext rücken soll. Am Abend leuchtete das Zitat von Hannah Arendt, „Kein Mensch hat das Recht zu gehorchen“, dann erstmals auch.
Und nun leuchtet sie #Piffrader-Relief #Gerichtsplatz #Bozen https://t.co/HFg1G6OL6g pic.twitter.com/Ui2iZ4iENM
— Land Südtirol (@LandSuedtirol) 5. November 2017
Am Beginn der Feier wurde eine Schweigeminute zum Gedenken der Opfer totalitärer und autoritärer Regime auf dem Bozner Gerichtsplatz abgehalten. Der Satz der jüdischen deutsch-amerikanischen Theoretikerin und Publizistin soll als Mahnung gegen jede Art von Totalitarismus das Mussolini-Relief des Bildhauers Hans Piffrader historisieren.
„Haus des Faschismus“
Das „Duce“-Relief wurde 1943 am damaligen „Haus des Faschismus“ angebracht. Die monumentale Bildhauerarbeit Piffraders zeigt in der Mitte Mussolini mit faschistischem Gruß und den Leitspruch der italienischen Faschisten „Credere, obbedire, combattere“ („Glauben, gehorchen, kämpfen“, Anm.).
Ideenwettbewerb der Landesregierung
Jahrzehntelang wurde vergeblich eine Entfernung bzw. die Entschärfung des faschistischen Relikts gefordert. Im Jahr 2011 rief schließlich die Südtiroler Landesverwaltung zu einem Ideenwettbewerb auf. Möglich gemacht hatte das ein Brief des damaligen italienischen Kulturministers Sandro Bondi vom Parteienbündnis Popolo della Liberta (Volk der Freiheit, PdL), in welchem er die Zukunft des faschistischen Relikts in die Verantwortung der autonomen Provinz Südtirol legte.
Die beiden Künstler Arnold Holzknecht und Michele Bernardi machten unter fast 500 Einreichungen mit dem Vorschlag, das faschistische Relief mit dem Schriftzug Arendts umdeuten zu wollen, das Rennen. Das Zitat wurde in drei Sprachen angebracht. Nach den Worten von Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher wurde damit ein faschistisches Denkmal nun zum Mahnmal.
Kritiker bemängeln neben der langwierigen Umsetzung unterdessen auch, dass die Lichtinstallation das Mussolini-Relief kaum verdeckt. Ursprünglich, so die „Neue Südtiroler Tageszeitung“, „sollte das Relief ja verräumt werden“ und damit „endgültig auf dem Müllhaufen der Geschichte landen“.