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Auferstanden aus dem Golfkrieg

Die Kurdenregion im Nordirak verfügt seit Jahrzehnten über weitgehende Autonomie. Dank ihres Ölreichtums und der relativen Stabilität entwickelte sie sich wirtschaftlich gut. Seit rund zwölf Jahren ist die Region auch offiziell autonom.

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Die Kurdenregion verfügt seit dem ersten Golfkrieg 1991 de facto über Autonomie. Die Kurden hatten sich nach der Niederlage des Irak gegen Bagdad erhoben, woraufhin die USA und ihre Verbündeten zu ihrem Schutz eine Flugverbotszone im Nordirak verhängten. Ein Jahr später gründeten die Kurden ein Parlament und eine eigene Regierung. In den nachfolgenden Jahren waren die kurdischen Institutionen durch einen Machtkampf zwischen der Demokratischen Partei Kurdistans (DPK) und der rivalisierenden Patriotischen Union Kurdistans (PUK) gelähmt. Unter der neuen Verfassung von 2005 wurde Kurdistan offiziell Autonomieregion, und der DPK-Chef Massud Barsani wurde zum Präsidenten gewählt.

Grenzen umstritten

Mit 4,69 Millionen Einwohnern leben 15 bis 20 Prozent der irakischen Bevölkerung in der bergigen Autonomieregion, welche die Provinzen Erbil, Dohuk und Sulajmanijah umfasst. Neben Kurden leben in der Region auch turkmenische und arabische Minderheiten. Die Mehrheit der Bevölkerung gehört dem sunnitischen Islam an und spricht Kurdisch oder Arabisch.

Grafik zur Kurdenregion

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Während des Konflikts mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) kamen Hunderttausende Flüchtlinge ins Kurdengebiet. Zugleich dehnten die kurdischen Peschmerga-Milizen die Gebiete unter ihrer Kontrolle aus. Erbil beansprucht von Bagdad die Kontrolle über mehrere Gebiete, darunter die ölreiche, ethnisch gemischte Provinz Kirkuk.

Aufschwung durch Öl

Die großen Ölreserven in den Kurdengebieten haben der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung beschert. Allerdings sind die Kurden für den Export des Rohstoffs auf die Türkei angewiesen, da es mit Bagdad einen ungelösten Streit um die Aufteilung der Öleinnahmen gibt. Zudem sind die Einnahmen wegen des Verfalls des Ölpreises eingebrochen.

Es wird erwartet, dass der kurdische Präsident Barsani mit dem Referendum seine Verhandlungsposition gegenüber Bagdad stärken will, um mehr Rechte bei Ölförderung und beim Ölexport zu erreichen. Auch will er über die Kosten für die Peschmerga verhandeln, die durch den Anti-IS-Kampf in die Höhe gegangen sind und das Budget belasten.

Peschmerga im Kampf gegen IS

Die kurdischen Peschmerga-Einheiten haben eine wichtige Rolle im Kampf gegen die IS-Miliz in der nördlichen Provinz Ninive gespielt. Sie sind ein wichtiger Verbündeter der internationalen Anti-IS-Koalition und werden von den USA mit Waffen und Ausbildnern unterstützt. Allerdings sind auch die anderen ethnischen Gruppen in der Region bewaffnet.

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