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Wasserfontäne zum Abschluss

Die insolvente Air Berlin stellt am Freitag ihren Flugbetrieb ein. Die offiziell letzte Maschine vom Typ Airbus A320 mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startet um 21.35 Uhr in München und landet um 22.45 Uhr in Berlin-Tegel. Dort wird es für die Maschine voraussichtlich eine Wasserfontäne der Feuerwehr geben, wie es bei solchen Ereignissen üblich ist.

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Der Flughafen Tegel will die normalerweise um 20.00 Uhr schließende Besucherterrasse länger öffnen, damit Interessierte die letzte Maschine begrüßen können. Auf diesen Flug ist auch der langjährige Unternehmenschef Joachim Hunold gebucht, der Air Berlin von 1991 bis 2011 führte und in dieser Zeit zur Nummer zwei in Deutschland machte. In Wien-Schwechat hebt die letzte Air-Berlin-Maschine um 21.10 Uhr ab, um 20.30 Uhr landet das letzte Flugzeug aus Berlin auf dem Wiener Flughafen - mehr dazu in noe.ORF.at.

„Macht et jut!“

Mit den Worten „Air Berlin bedankt sich an diesem traurigen Tag bei allen Mitarbeitern, Partnern und Passagieren, die uns über die vielen Jahre ihr Herz und ihre Treue geschenkt haben“ verabschiedete sich die Airline von ihren Kundinnen und Kunden. „Air Berlin wünscht allzeit ‚Happy Landings!‘ und sagt im Namen aller Mitarbeiter: ‚Macht et jut!‘“ Es sei „ein emotionaler Abschied für Passagiere und Airline-Mitarbeiter“, heißt es in der Mitteilung.

Eine rot-weiße Ära gehe nun zu Ende. Seit ihrem Erstflug 1979 habe die Airline mehr als eine halbe Milliarde Passagiere befördert. „Hoffnungen, Träume, die Sehnsucht nach der Ferne und die Liebe zum Reisen flogen immer mit und erzeugten Tausende Geschichten“, erklärte das Unternehmen.

Berlins Bürgermeister dankt Mitarbeitern

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach von einem „tiefen Einschnitt“ im Berliner Luftverkehr. „Die Fluggesellschaft mit Sitz in der deutschen Hauptstadt und mit dem Namen Berlin auf ihren rot-weißen Maschinen war auf der ganzen Welt ein sympathischer Botschafter unserer Stadt.“ Müller dankte vor diesem Hintergrund den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Airline für ihre jahrelange Arbeit. Berlin-Tegel und Düsseldorf waren die beiden wichtigsten Standorte von Air Berlin.

Pilot nach „Ehrenrunde“ suspendiert

Für Aufsehen hatte am 16. Oktober mit einem Flugmanöver der letzten Air-Berlin-Maschine aus Miami nach Düsseldorf gesorgt. Das Flugzeug mit mehr als 200 Passagieren war kurz vor der Landung durchgestartet und nach links über den Düsseldorfer Airport abgedreht. Nach einer Runde brachte der Pilot die Maschine sicher auf den Boden. „Wir wollten ein Zeichen setzen, einen würdigen und emotionalen Abschluss“, wurde er im ZDF zitiert. Der Pilot wurde danach vom Dienst suspendiert.

Berliner Flughäfen erwarten Wachstumsdelle

Die Berliner Flughäfen erwarten durch das Ende von Air Berlin vorübergehend weniger Passagiere. „Wenn man sich anschaut, wie Tegel gewachsen ist, ist das im Wesentlichen auf das große Engagement von Air Berlin zurückzuführen“, so der Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg, Engelbert Lütke Daldrup. Das Ende von Air Berlin sei deshalb „sehr bedauerlich“. Es werde nun „eine Delle in der Entwicklung“ geben.

„Wir hatten im letzten Monat in Tegel zum ersten Mal leicht rückläufige Zahlen. Das wird sich auch im Oktober, November und Dezember fortsetzen“, stellte Lütke Daldrup fest. „Aber trotzdem werden wir im Jahr 2017 wieder einen Rekord in Berlin haben.“ Nach 32,9 Millionen Fluggästen 2016 dürften es in diesem Jahr in Tegel und Schönefeld zusammen rund 34 Millionen werden. Auch 2018 seien „moderat steigende Fluggastzahlen“ zu erwarten.

Slots in wenigen Wochen vergeben?

Er gehe davon aus, „dass in wenigen Wochen alle Slots vergeben sein werden und der Berliner Flughafen dadurch auf Dauer keine Delle im Wachstum haben wird“, sagte Lütke Daldrup. Als Slots werden die Start- und Landerechte einer Fluggesellschaft bezeichnet. Neue Anbieter könnten zwar „nicht von heute auf morgen das fliegen, was Air Berlin geflogen ist. Mittel- und längerfristig erwarte ich keinen Nachteil für das Angebot an den Berliner Flughäfen.“

Air-Berlin-Flugzeug in Hangar

APA/AP/dpa/Roland Weihrauch

Ein Air-Berlin-Flugzeug steht in einem Düsseldorfer Hangar

Für Langstreckenverbindungen von und nach Berlin werde es aber erst einmal schwieriger, räumte der Flughafenchef ein. „Nach dem intensiven Engagement von Air Berlin in der letzten Zeit erwarten wir im kommenden Jahr nicht wieder die gleiche Zahl an Langstreckenflügen. Das hängt damit zusammen, dass Infrastruktur in Tegel begrenzt ist. Tegel ist für große Maschinen nicht besonders geeignet.“ Für den Ausbau von Langstreckenverbindungen sei der noch nicht eröffnete Hauptstadtflughafen BER nötig.

Knapp 40 Jahre in Betrieb

Die Airline wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Air Berlin sei im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben worden.

Air Berlin fliegt zum letzten Mal

Am Freitag hebt zum letzten Mal eine Maschine der Air Berlin ab. Danach wird die Fluglinie ihren Betrieb einstellen. Tausende Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft.

Nach der Insolvenz Mitte August wird Air Berlin nun zerschlagen. Den Löwenanteil mit rund 80 von gut 130 Flugzeugen übernimmt die AUA-Mutter Lufthansa. Tausenden der ehemals 8.000 Mitarbeitern droht die Kündigung. Auch die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki geht an die Lufthansa.

70 bis 80 Prozent der Jobs bleiben erhalten

Der Generalbevollmächtigte im Insolvenzverfahren bei Air Berlin, Frank Kebekus, sieht trotz der ungewissen Zukunft vieler Beschäftigter Chancen auch für die nicht übernommenen Mitarbeiter. „Wir gehen davon aus, dass wir 70 bis 80 Prozent der Arbeitsplätze überleiten können“, sagte er am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Es gebe gute Aussichten, sagte Kebekus mit Blick auf die anhaltenden Gespräche mit easyJet und Condor: „Wir verhandeln ja noch mit einem zweiten und dritten Interessenten - ich hoffe, dass wir da in den nächsten Tagen Vollzug melden können.“

Bis zu 3.000 Mitarbeiter sollen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings unterkommen. „Allein durch die Übernahme von Niki und LGW werden über 1.700 Arbeitsplätze gesichert, da gibt es auch keine Änderungen oder Reduzierungen oder Ähnliches. Daneben gibt es weitere 1.300 - dafür muss man sich bewerben. Also reden wir schon mal über 3.000“, sagte Kebekus.

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