Themenüberblick

Zerschlagung wird weiter verhandelt

Rund zwei Monate nach der Pleite der Air Berlin gibt es für die Mitarbeiter der deutschen Fluglinie keine Auffanglösung. Die Verhandlungen über eine große Transfergesellschaft sind am Mittwoch gescheitert. Möglich ist nur noch eine kleinere Variante. Nun stehen Tausende vor der Kündigung.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Zwischen dem deutschen Bund und den Bundesländern Berlin, Nordrhein-Westfalen und Bayern konnte keine Einigung erzielt werden. Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen sagte, Bayern habe kein Geld geben wollen, Nordrhein-Westfalen und der Bund nur in einem geringem Umfang. Deshalb werde es eine Transfergesellschaft für alle rund 4.000 Betroffenen „aller Wahrscheinlichkeit nach nicht geben“. Berlin werde aber eine „kleine Lösung“ für die Berliner Beschäftigten unterstützen. Berlin sei bereit, sich daran mit bis zu zehn Millionen Euro zu beteiligen.

Bayern und Lufthansa nicht interessiert

Nun sei Air Berlin am Zug und müsse sich zusammen mit Belegschaftsvertretern auf einen Sozialplan einigen - das ist die Voraussetzung für eine Transfergesellschaft. Auch Air Berlin drückte die Hoffnung aus, dass zumindest eine Lösung für die rund 1.200 Mitarbeiter des Bodenpersonals gefunden wird. Dafür müsste das Land Berlin eine verbindliche Finanzierungszusage machen.

Bayern und auch die Lufthansa, die große Teile der Air Berlin übernehmen will, hatten eine finanzielle Beteiligung an einer Transfergesellschaft zuvor abgelehnt. Der Gläubigerausschuss von Air Berlin hätte bis zu zehn Millionen Euro bereitgestellt - bei einem angenommenen Finanzbedarf von bis zu 50 Millionen Euro.

Letzter Flug am Freitag

In einer Transfergesellschaft werden Mitarbeiter vorübergehend freiwillig angestellt und in neue Jobs vermittelt. Sie bekommen dort weniger Geld als zuvor, müssen sich aber nicht arbeitslos melden und gewinnen Zeit für die Stellensuche.

Air Berlin - die nach Lufthansa bisher zweitgrößte deutsche Fluglinie - hatte Mitte August Insolvenz angemeldet. Der Flugbetrieb war nur durch einen Kredit des Bundes über 150 Millionen Euro gesichert. Am Freitag stellt die Airline ihren eigenen Flugbetrieb endgültig ein. Im Air-Berlin-Konzern gibt es zurzeit rund 6.800 Vollzeitstellen, die sich auf etwa 8.000 Mitarbeiter verteilen.

Gewerkschafter befürchten Verschlechterung

Die Lufthansa will rund 3.000 Mitarbeiter bei ihrer Tochter Eurowings einstellen: Rund die Hälfte davon wird mit den Air-Berlin-Töchtern Niki und LG Walter übernommen, für die anderen Stellen müssen sich Ex-Air-Berliner bewerben. Das sorgt für Unmut bei Gewerkschaften, die große Gehaltseinbußen befürchten. Einige Flugbegleiter wollen auch gerichtlich gegen mögliche Kündigungen vorgehen.

Über die Zerschlagung der Fluggesellschaft wird inzwischen weiter verhandelt. Es laufen seit Wochen Gespräche mit der britischen Billigfluglinie easyJet, bisher aber ohne Erfolg und nicht mehr exklusiv. Noch keine Entscheidung gibt es über die Zukunft der Techniktochter. Lufthansa rechnet bei ihrem Deal erst für Jänner mit der endgültigen Übernahme.

Links: