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SPÖ hält starke FPÖ auf Distanz

Die Nationalratswahl am Sonntag hat den sich schon in Umfragen abzeichnenden Sieg von Sebastian Kurz und seiner ÖVP gebracht. Wie die künftige Regierung aussehen wird, ist aber unklar. Denn auch die zweit- und drittplatzierten SPÖ und FPÖ könnten eine Koalition bilden. Während NEOS stabil blieb und es die Liste Pilz knapp ins Parlament schaffen dürfte, droht den Grünen nach über 30 Jahren das Ausscheiden aus dem Nationalrat.

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Die ORF-Hochrechnung geht davon aus, dass die ÖVP rund acht Prozentpunkte zulegt und etwa bei 31,6 Prozent landet. Die SPÖ kommt auf ihr Ergebnis von 2013, was ungefähr 27 Prozent bedeutet. Dahinter folgen die Freiheitlichen, die knapp an ihrem besten Resultat aus dem Jahr 1999 bei rund 26 Prozent liegen. NEOS bleibt bei gut fünf Prozent, gefolgt von der Liste Pilz, für die etwa vier Prozent ausgewertet wurden. Die Grünen liegen derzeit knapp darunter und müssen auf die Auszählung der Wahlkarten und damit vermutlich bis Donnerstag warten, um zu erfahren, ob sie wieder im Nationalrat vertreten sind.

Hochrechnung NR Wahl 2017

SORA/ORF

Wahlbeteiligung gestiegen

Nach Mandaten bedeutet das Ergebnis nach derzeitigem Stand, dass die ÖVP auf 62 Sitze (plus 15) kommt, die SPÖ auf 52 (plus/minus null) und die FPÖ auf 51 (plus elf). NEOS erobert zehn Mandaten (plus eines), die Liste Pilz zieht mit acht Sitzen in den Nationalrat ein. Der harte Wahlkampf schreckte die Österreich jedenfalls nicht ab - im Gegenteil: Die Wahlbeteiligung stieg auf knapp 80 Prozent.

Kurz „überwältigt“

Kurz zeigte sich am Abend „überglücklich und überwältigt“. Er nehme die „Verantwortung mit großer Demut“ an. Auf eine Koalitionsvariante legte er sich noch nicht fest. Den Auftrag zur Regierungsbildung erhält er jedenfalls. Das kündigte Bundespräsident Alexander Van der Bellen bereits an. Wird Kurz Kanzler, wird er der jüngste Regierungschef, den ein EU-Staat jemals hatte. Die Stimmung in der ÖVP war überschwänglich.

Sebastian Kurz

ORF.at/Roland Winkler

Kurz zeigte sich „extrem dankbar“ für „den historischen Sieg“

Gut gelaunte SPÖ - trotz allem

Für die SPÖ wollte sich Kanzler Christian Kern noch nicht festlegen, wie es mit der Partei nun weitergeht. Gespräche mit der ÖVP werde man „mit Verantwortungsbewusstsein führen“, kündigte der rote Spitzenkandidat an. Wiens Bürgermeister Michael Häupl, dessen Stadtpartei der SPÖ das passable Gesamtergebnis gerettet hatte, erteilte Rot-Blau derweil eine Absage. Auch bei den Wahlfeiern wurde deutlich, dass ein Bündnis mit den Freiheitlichen nicht dem Wunsch der Basis entspricht.

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Runde der Spitzenkandidaten

Die Spitzenkandidaten und die -kandidatin zu ihrem Abschneiden - und zu möglichen Regierungskonstellationen.

Das enttäuschende Abschneiden der mit der FPÖ regierenden burgenländischen Sozialdemokraten könnte die Lust auf ein entsprechendes Bündnis dämpfen. Einen Wechsel an der SPÖ-Spitze dürfte es in keinem Fall geben. Kern will weitermachen, auch alle relevanten Kräfte in der Sozialdemokratie sprachen sich dafür aus. Die Stimmung in der SPÖ war trotz des Verlusts des ersten Platzes gut - angesichts der Umfragen hatte man wohl Schlimmeres befürchtet.

Christian Kern

ORF.at/Peter Pfeiffer

Kanzler Kern zeigte sich erleichtert - in der ersten Hochrechnung war die SPÖ noch auf Platz drei

Strache vor Regierungsbeteiligung

Zünglein an der Waage sind die Freiheitlichen, die mit beiden Parteien koalieren könnten: „Wir werden mit allen reden“, kündigte auch gleich FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache an, der aber - wie schon im Wahlkampf - eine Fortsetzung der Regierungszusammenarbeit von SPÖ und ÖVP befürchtet. Sollte die FPÖ zum Zug kommen, gab kein Spitzenrepräsentant eine Präferenz für Rot oder Schwarz zu erkennen.

Heinz Christian Strache

ORF.at/Lukas Krummholz

FPÖ-Chef Strache zeigte sich zufrieden

Mit dem Abschneiden der Freiheitlichen, die nahe an das Rekordergebnis aus dem Jahr 1999 herankamen, war Strache naturgemäß zufrieden. Für die Landtagswahlen im kommenden Jahr besonders interessant aus freiheitlicher Sicht ist wohl, dass man in Kärnten Platz eins erobern konnte. Wien und das Burgenland holte sich zumindest vor den noch auszuzählenden Briefwahlstimmen die SPÖ, in den übrigen Ländern war die ÖVP vorne.

NEOS konsolidiert

Den Umfragen entsprechend kam NEOS mit Parteichef Matthias Strolz auf fünf Prozent und bestätigte damit das Ergebnis vom Ersteinzug vor vier Jahren. Strolz freute sich über eine Konsolidierung, auch wenn sich der Wunsch nach Zweistelligkeit bei Weitem nicht erfüllte. Dennoch war man angesichts des nicht so einfachen Umfelds ganz zufrieden, dass man das Ergebnis aus dem Jahr 2013 halten bzw. sogar leicht ausbauen konnte. Strolz kündigte an, dass NEOS die konstruktive Opposition im Wahlkampf fortführen werde.

Matthias Strolz

ORF.at/Peter Pfeiffer

NEOS-Chef Strolz stolz auf Platz vier

Grüne zittern um Einzug

Zu einem Fiasko wurde die Wahl für die Grünen. Laut der ORF-Hochrechnung verpassen sie mit 3,9 Prozent den Einzug in den Nationalrat. Sie müssen nun hoffen, dass sie bei den Wahlkarten besser abschneiden als erwartet. Eine Entscheidung darüber sollte am Montag fallen, wenn die Briefwahlstimmen ausgezählt werden. Möglicherweise heißt es sogar bis Donnerstag warten, bis die letzten Wahlkarten ausgezählt sind.
Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek sprach folgerichtig von einem Debakel. Nun müsse der „Neustartknopf“ gedrückt werden.

Ulrike Lunacek

ORF.at/Peter Pfeiffer

Grünen-Spitzenkandidatin Lunacek muss zittern

Pilz hat es wohl geschafft

Allerdings: Laut ORF-SORA-Wählerstromanalyse trägt am grünen Debakel nicht Peter Pilz mit seiner Liste die Hauptschuld. Knapp 150.000 ehemalige Grünwähler sprangen der SPÖ zur Hilfe, 84.000 wanderten zur ÖVP ab, nur 67.000 zu Pilz. Der dürfte den Sprung ins Parlament schaffen.

Peter Pilz

ORF.at/Peter Pfeiffer

Peter Pilz dürfte den Einzug schaffen

Er erwartet in jedem Fall eine FPÖ-Regierungsbeteiligung und sieht daher eine „professionelle Kontrolle“ durch seine Liste als umso wichtiger an. Den Absturz der Grünen bedauerte er. Die restlichen antretenden Parteien scheiterten klar, am besten schlugen sich noch Roland Düringers Gilt und die KPÖ.

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