Überraschungen nicht ausgeschlossen
Für die Nationalratswahl am Sonntag haben so viele Österreicherinnen und Österreicher eine Wahlkarte beantragt wie bei keiner anderen zuvor. Im vorläufigen Endergebnis am Sonntagabend fehlt der Großteil dieser Stimmen noch, endgültig ausgezählt sein wird überhaupt erst am Donnerstag. Das Rennen bleibt damit über den Wahltag hinaus spannend.
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Laut Angaben des Innenministeriums vom Freitag wurden diesmal 889.193 Wahlkarten ausgestellt, davon gingen nicht einmal sieben Prozent (59.283) an Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher. Laut Schätzungen dürften nach dem Wahlsonntag bis zu 780.000 Briefwahlstimmen auszuzählen sein - der größte Teil davon am Montag, der Rest erst am Donnerstag.
Beachtlicher Anteil an Gesamtstimmen
Geht man von der Nationalratswahl 2013 mit knapp 4,7 Millionen gültigen Stimmen aus, entspricht diese Zahl einem Anteil von mehr als 16 Prozent. Selbst für Donnerstag könnten noch 100.000 Stimmen auszuzählen bleiben, schätzte ORF-Hochrechner Christoph Hofinger Freitagabend in der ZIB2. „Und das kann dazu führen, dass wir selbst nach Auszählung der Briefwahl am Montag diesmal noch nicht genau wissen, wie diese Wahl ausgeht. Das könnte eventuell vier Tage lang dauern“, sagte der Meinungsforscher vom SORA-Institut.
Analyse zu Wahlmotiven und Wahlkartenrekord
Der Meinungsforscher Christoph Hofinger analysiert, welche Faktoren den Wahlausgang beeinflussen - und welche Effekte der Rekord bei dem Wahlkarten haben könnte.
Der überwiegende Teil der Briefwahlstimmen - nämlich die auf dem Postweg bzw. vor der Wahl bei den Bezirkswahlbehörden abgegebenen - wird am Montag ausgezählt. Für den Donnerstag könnten nach Schätzungen bis zu 100.000 weitere auszuzählen bleiben. Der Grund: Die Landeswahlbehörden müssen nicht nur die in fremden Wahlkreisen abgegebenen Wahlkarten auswerten (2013 mehr als 30.000), sondern auch Briefwahlstimmen. Heuer dürfen erstmals auch solche am Sonntag in jedem beliebigen Wahllokal abgegeben werden.
885.437 als bisheriger Höchstwert
Sicher ist, dass das Interesse an der Briefwahl enorm gestiegen ist: Fast 14 Prozent der knapp 6,4 Millionen Wahlberechtigten haben heuer Wahlkarten beantragt. Für diese Wahl wurden um ein Drittel mehr ausgestellt als 2013 (668.658) und um ein Viertel mehr als bei der Bundespräsidentschaftsstichwahl im Dezember (708.185). Sogar der bisherige Rekord wurde noch überboten - nämlich die 885.437 Wahlkarten bei der aufgehobenen Stichwahl im Mai. Damals wurde das große Interesse auf den Mai-Termin zurückgeführt - für die Wiederholung im Dezember wurden wieder weniger Wahlkarten angefordert.
59.283 Wahlkarten haben die Wahlbehörden ins Ausland verschickt. Das Interesse der Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher, an den Wahlen in der Heimat teilzunehmen, war schon bei der Bundespräsidentschaftswahl deutlich gewachsen - und jetzt gab es noch einmal 4.471 Anträge mehr als im Dezember 2016. Gegenüber der Nationalratswahl 2013 hat sich die Zahl der Auslandswahlkarten fast verdoppelt, damals waren es 34.031 gewesen.
Starke Unterschiede nach Ländern
Anders als bei der Zahl der Wahlberechtigten - die nur dank neu eingetragener Auslandsösterreicher und Auslandsösterreicherinnen leicht gestiegen ist -, ist der enorme Zuwachs an Briefwählern und Briefwählerinnen allerdings auf das Inland zurückzuführen.
Landeswahlkreis |
an im Inland lebende Wahlberechtigte |
an im Ausland lebende Wahlberechtigte |
Insgesamt |
Burgenland |
21.981 |
896 |
22.877 |
Kärnten |
45.858 |
4.778 |
50.636 |
Niederösterreich |
138.194 |
6.360 |
144.554 |
Oberösterreich |
150.791 |
8.881 |
159.672 |
Salzburg |
47.155 |
5.127 |
52.282 |
Steiermark |
140.570 |
8.701 |
149.271 |
Tirol |
59.571 |
5.973 |
65.544 |
Vorarlberg |
34.504 |
4.384 |
38.888 |
Wien |
191.286 |
14.183 |
205.469 |
Österreich |
829.910 |
59.283 |
889.193 |
Weit überdurchschnittlich gewachsen ist die Zahl der Wahlkarten in Salzburg: Dort wurden um 37 Prozent mehr Wahlkarten angefordert als bei der Bundespräsidentschaftsstichwahl im Dezember. Am stärksten genutzt wird die Briefwahl immer in den größeren Städten - und in der größten, in Wien, wurden auch heuer wieder die meisten Wahlkarten (205.469) ausgestellt. Allerdings hat Wien mit 19 Prozent den geringsten Zuwachs. Niederösterreich, das die meisten Wahlberechtigten hat, liegt bei den Wahlkarten (144.554) auf Platz drei hinter Oberösterreich (159.672).
In Tirol ließen sich nach Angaben der Landeswahlbehörde 65.544 der insgesamt 543.116 Wahlberechtigten und in Vorarlberg 38.888 der 272.909 Wahlberechtigten eine Wahlkarte ausstellen. Aus dem Burgenland wurden 22.877 (232.740 Wahlberechtigte), aus Kärnten 50.636 (440.207) und aus der Steiermark 149.271 (969.653) ausgestellte Wahlkarten gemeldet.
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